Den Tierhaltern geht erneut die Futtergrundlage aus.

Anfang Juni meldete der Deutsche Wetterdienst (DWD) im gesamten Ostseeraum, dem Baltikum, Dänemark, Südschweden sowie Polen und Norddeutschland die ersten Dürrezustände des Jahres, abseits der spanischen Wetterkapriolen. Damit bewahrheiteten sich Prognosen wie etwa jene der US-Wetterbehörde NOAA, welche Europa schon zum Jahreswechsel auch heuer eine Hitzeperiode von Juni bis August voraussagten.

Hoch über Zentraleuropa

Verantwortlich dafür ist eine sogenannte Omega-Wetterlage, welche dem Zentrum Europas ein stabiles Hoch beschert und Tiefdruckgebiete an die östlichen und westlichen Ränder verdrängt. Die Folge: Bereits jetzt klagen Deutschland abseits des Alpenbogens, England und halb Nordeuropa über Wasserknappheit. In einigen Regionen im Nordosten der Bundesrepublik gilt bereits die höchste Waldbrand-Warnstufe. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund rechnet daher in den kommenden Wochen mit Wasserrationierungen. Verbandsgeschäftsführer Gerd Landsberg zeigte sich gegenüber der „Bild-Zeitung“ überzeugt, dass daran heuer „in vielen Teilen des Landes im Sommer kein Weg vorbeiführen“ werde. In den besonders betroffenen Bundesländern Sachsen-Anhalt und Niedersachsen wurden bereits Verbote bei der privaten Wassernutzung verhängt, wie agrarheute.com berichtet, umfassendere Maßnahmen könnten folgen.

Bauern bereits betroffen

Die Landwirte in den betroffenen Gebieten bekommen die Auswirkungen schon hautnah zu spüren. So berichtet der estnische Bauernverband (ETKL) davon, dass „die Hälfte der estnischen Viehproduktion“ mangels Futter vor der Nottötung stünde. Den Bauern war es aufgrund der sich erneut einstellenden Trockenheit nicht gelungen, Futterreserven aufzubauen. Der ETKL rief daher seine Mitglieder zum engen Austausch zwischen Ackerbau und Tierhaltung auf, um „Zustände wie im Sommer 2018“ bestmöglich zu vermeiden. Damals waren in mehreren europäischen Ländern Tierbestände wegen Futtermangels abgebaut worden.

Getreideernte gefährdet

Indes hat die französische Strategy Grain die Prognosen für die Weizen-, Gersten- und Maisernte dürrebedingt nach unten korrigiert. Den Experten zufolge könnte die Eigenversorgung mit Mais und Gerste knapp ausfallen. Auch die Politik wird bereits aktiv. In Dänemark etwa hat Lebensmittelminister Jacob Jensen regionalen Medienberichten zufolge bereits begonnen, ein Dürre-Hilfspaket für die Landwirtschaft zu schnüren, um „einen Vorsprung zu haben und von Erfahrungen zu profitieren“, heißt es. Zumindest für den Ostseeraum dürften die Niederschläge der vergangenen Woche eine leichte Beruhigung der Lage gebracht haben. Ob die Niederschlagssummen ausreichen, um das über mehrere Jahre aufgestaute Defizit auszugleichen, darf bezweifelt werden.

- Bildquellen -

  • Dürre auf norddeutschen Weiden: JOACHIM HELLER - STOCK.ADOBE.COM
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AUTORClemens Wieltsch
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