Grünland: Güllekalk verdrängt lästige Wiesenunkräuter

Viele Futterwiesen in heimischen Berg- und Talregionen sind mit Hahnenfuß verseucht. Dem ist vergleichsweise leicht und kostengünstig abzuhelfen. Ein Beispiel aus Konradsheim (NÖ) zeigt, wie Güllekalk und Stallkalk Hahnenfußwiesen in ertragreiche Futterwiesen umwandeln.

Mit Hahnenfuß verseuchte Wiesen können mittels Kalkung saniert werden, um gutes und giftfreies Futter zu gewinnen.

Kalk als Unkrautvernichter? Dieser nützliche Aspekt einer Kalkung ist weniger bekannt, als er es verdient. Denn neben der bekannten pH-Pufferung von Bodensäuren kann Kalk das Wachstum gewisser Futtergräser kräftig fördern und damit auch lästige Wiesenunkräuter verdrängen. Wie das geht, das hat ein Beratungsgespräch mit einem Bio-Grünlandbauern gezeigt, der in Konradsheim ansässig ist, einer klassischen Grünland-Bergregion in den nördlichen Eisenwurzen in Niederösterreich.

Löwenzahn, Ampfer und Hahnenfuß

Schon beim Besuch der Gegend fiel auf, dass dort der erste Aufwuchs vieler Wiesen von Hahnenfuß, Löwenzahn, Ampfer und Wiesenschaumkraut dominiert war – ein Bild, wie es in den meisten heimischen Grünlandgebieten zu finden ist. Die genannten Unkräuter sind als Futterpflanzen wenig nützlich, teils auch giftig und damit leistungshemmend. Die Wiesen des besuchten Hofs hingegen hatten einen dichten Bestand an Futtergräsern, ähnlich wie auf Feldern, obwohl keine Aussaat oder Bodenbearbeitung erfolgt war. Was war also das Geheimnis dieses Bestandes?
Der Landwirt berichtete, dass vormals auch seine Wiesen von Hahnenfuß und Wiesenschaumkraut geprägt waren. Durch regelmäßige Kalkdüngung sei es ihm gelungen, die unerwünschten Arten zurückzudrängen und die von Kräutern dominierten Dauerwiesen im Lauf der Zeit immer mehr zu einem fast reinen Grasbestand umzuwandeln. Ausgebracht hat er den Kalk, indem er als Einstreu Stallkalk verwendet hat und weiters auch vor dem Ausbringen der Gülle Güllekalk in die Grube einblasen ließ.
Ablesbar ist die positive Wirkung des Kalks auch am Anstieg des Boden-pH-Werts in den optimalen Bereich von etwa 6,4. Zudem haben sich auch die Phosphorwerte verbessert. Im Vergleich dazu lag der pH-Wert einer zugepachteten, entfernteren Wiese, auf der noch kein Kalk ausgebracht wurde, noch deutlich im sauren Bereich bei pH 5,4. Es spricht also sehr dafür, dass die regelmäßige Kalkzufuhr mit Güllekalk und Stallkalk die Bodenverhältnisse verbessert hat.

Bessere Wiesengräser durch pH-Anstieg

Offensichtlich wurde dadurch ein zuvor unauffällig vorhandenes, aber natürlich vorkommendes Futtergras stark gefördert. Bei diesem wertvollen Futtergras dürfte es sich um einen Wildtyp des Welschen Weidelgrases handeln, der durch seine starke natürliche Selbstvermehrung und seinen hohen Wuchs die lästigen Wiesenunkräuter (Hahnenfuß, Wiesenschaumkraut, Löwenzahn und Ampfer) fast vollständig eingedämmt und unterdrückt hat. Alle diesem Gras ähnlichen, massenwüchsigen Feldfuttertypen (Weidelgräser und Raygräser) haben stark begrannte Ähren, ein starkes Blattöhrchen und im obersten Stängelteil eine erscheinende stammrunde und nicht gefaltene oberste
Blattanlage. Beim ersten Aufwuchs wird nun ein erstklassiges Wiesenfutter geerntet, das sowohl in Ertrag als auch Qualität einem Feldfutter ähnelt und damit ertraglich etwa doppelt so hoch ist.
Interessant an dem Bestand ist weiters, dass das Unkraut zwar bei Weitem nicht verschwunden ist, aber dennoch nicht mehr hochkommt.

Quelle: Humer
Weißklee füllt die lückigen Stellen im Futterbestand.

Das Foto zeigt Spuren von schmächtigem Löwenzahn im Unterbestand an dünneren Stellen der Grasnarbe.

Weißklee füllt die lückigen Stellen

Allerdings kann sich auch in den sporadisch vorhandenen, weniger dichten Stellen dieses üppigen Grasbestandes kein Unkraut ausbreiten, weil hier der Weißklee ohne weiteres Zutun mit aufällig üppigem Wuchs seinen Platz behauptet. Damit hat der gräserdominierte Futteraufwuchs einen ausgezeichneten Futterwert mit hoher Energiedichte. Die sicher hohe Schmackhaftigkeit und Verdaulichkeit des Futters trägt in dem Fall auch dazu bei, dass die Nährstoffe der hofeigenen Wirtschaftsdünger optimal ausgenutzt werden.
Eine wesentliche Erkenntnis ist dabei auch, dass mit dieser Kalkungsmethode der entscheidende erste Grünlandaufwuchs jedes Jahres eine sichere Ernte hinsichtlich Ertrag, Futterqualität und ebenso in der Futterstruktur bringt.
Wichtig zu beachten ist, dass das an diesem Standort vorliegende Wiesengras im Sommer dazu neigt, mehr Stängel mit Samentrieben zu bilden und weniger Blätter. Dadurch liefert es rohfaserreiches, aber energiearmes Futter, das vor allem nur für Kälber oder Pferde geeignet ist.
Der gleichzeitige Vor- und Nachteil dieses Grases ist, dass es sich sogar bei Vielschnittnutzung durch die massive Samenbildung und den Samenausfall im Sommer ständig vermehren kann. Somit ist es ein sich selbst regenerierendes Futtergras, das in mittleren Höhenlagen um 500 m Seehöhe auch bei Vielschnittnutzung problemlos gedeiht.
Zur Verbesserung der Futterqualität, insbesondere bei den Sommeraufwüchsen, ist deshalb zu empfehlen, für den Standort und das trockener werdende Klima geeignete Gräser- und Kleearten einzusäen.

Passende Gräser und Klee als Ergänzung

Vermehrt zu berücksichtigen sind bei der Einsaat klimafitte Futtergräser als Ergänzung zu der standörtlich am besten passenden Wiesen- oder Einsaatmischung. Wo keine Erfahrungswerte mit geeigneten standortgerechten Arten vorliegen, sollte man die Grünlandberatung durch Futterwiesenexperten in Anspruch nehmen.
Die besten Erfolgsaussichten hat die Einsaat, wenn der Boden nach der Ernte oder bei Bodenverletzungen möglichst offen ist. Vorrangig für die Einsaat sind je nach Höhenlage die Sommermonate von August bis September. Vielfach scheitert die Kalkung übersäuerter Flächen aufgrund der Hanglage.

Quelle: Humer
Im Steilhang mit Kalkmangel etablieren sich unerwünschte Arten.

Das Foto zeigt einen Steilhang, auf dem die Kalkung und Gülledüngung aufgegeben wurde, weil dazu ein Triebachswagen erforderlich wäre, dessen Einsatz niemand mehr in Kauf nehmen wollte.

Güllekalk vereinfacht die Düngung

Die Folge ist, dass sich auf dem trockenen Südhang Hornkraut, Ehrenpreis, Schafgarbe und Gänseblümchen breitmachen.

Quelle: Humer
Hornkraut, Ehrenpreis, Schafgarbe und Gänseblümschen.

Auf steileren Flächen, auf denen eine Kalkausbringung mit den schweren Kalkstreuern nicht möglich wäre, kann die Ausbringung von Güllekalk mittels Fass Abhilfe schaffen.
Die beobachteten Ergebnisse in dem vorliegenden Fall zeigen deutlich, dass die regelmäßige Anwendung von Güllekalk und Stallkalk eine positive Wirkung auf die Umwandlung von Wiesen mit Hahnenfuß und Wiesenschaumkraut in ertragreiche Raygraswiesen hat. Die Verbesserung der Bodenverhältnisse durch die Kalkung führt zu einer Förderung des Wachstums von hochwertigen Futtergräsern und einer Verdrängung der unerwünschten Unkräuter.
Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass der Kalk mit der Gülle dort sowohl den pH-Wert des Bodens im optimalen Bereich von etwa 6,4 anhebt als auch die Phosphorversorgung verbessert. Dies trägt zur Gesundheit und Fruchtbarkeit des Bodens bei und ermöglicht eine bessere Wasserdurchlässigkeit sowie eine effizientere Wassernutzung.

Kalk verbessert auch die Wasserableitung

Die Themen Wasserableitung, Wasserversickerung, Wasserspeicherung und Rückhaltevermögen auf Grünland sind durch zunehmende Starkniederschläge hochaktuell. Kalk wirkt im Boden an der Bildung von Ton-Humus-Komplexen und stabilen Bodenkrümeln mit. Das stabilisiert die Bodenstruktur, was wiederum eine gute Durchlüftung, Wasserableitung und Durchwurzelung ermöglicht.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die regelmäßige Anwendung von Güllekalk und Stallkalk jedenfalls eine überlegenswerte Methode ist, um Wiesen mit unerwünschtem Hahnenfuß und Wiesenschaumkraut in langsamer Weise und ohne Herbizide und damit biotauglich in ertragreiche Futterwiesen umzuwandeln.

Quelle: Humer
Der Güllekalk wird direkt vom Silo-LKW in die Gülle eingeblasen

Kalken mit dem Güllefass – Güllekalk ermöglicht die gleichzeitige Ausbringung von Gülle und Kalk. Güllekalk ist ein feinst vermahlener, säurelöslicher, kohlensaurer Kalk mit zusätzlich 2 % Schwefel in Form von Gips und auch nach Bio-Austria-Standard zugelassen.
Güllekalk erhält den natürlichen pH-Wert der Gülle von pH 7,0 bis 8,5, wodurch es anders als bei Brannt- und Mischkalken zu keiner erhöhten Stickstoffausgasung kommt. Das Ausbringen von Gülle und Mist gemeinsam mit, vor oder nach kohlensauren Kalken ist somit sogar vorteilhaft.
Güllekalk eignet sich gut für Rinder-, Schweine- und Biogasgülle mit Strukturmaterial (mehr als 5 % Trockensubstanz). Nicht geeignet sind dünnflüssige Gülle und Jauche. Die Anwendung ist während der gesamten Saison möglich. Der optimale Zeitpunkt liegt im Frühjahr, wenn die Güllegrube fast voll ist. Güllekalk wird im Silotank-Lkw angeliefert und in die Güllegrube bei gleichzeitigem Mixen eingeblasen. Die Güllekalkmenge kann bis zu etwa 50 kg pro Kubikmeter Gülle (5 %) betragen. Bei einer Anlieferung im ganzen Zug (ca. 25 Tonnen) ist somit ein Güllevolumen von zumindest 500 Kubikmeter erforderlich. Bei jährlich 20 m3/ha Gülle entsprechen 50 kg/m3 Güllekalk einer Kalkmenge von etwa 1.000 kg/ha bzw. etwa 450 kg/ha CaO (Reinkalk). Die jährliche Erhaltungskalkung ist damit erledigt. Eine zusätzliche Kalkung ist nicht notwendig, vor allem in Berggebieten braucht man somit keinen eigenen Kalkstreuer.

| DI Johann Humer
ist Futterwiesenexperte für Ertragsgrünland |

- Bildquellen -

  • 2325 W02 Weissklee: Humer
  • 2325 W03 Steilhang: Humer
  • 2325 W04 Hornkraut: Humer
  • 2325 W05 Guellekalk LKW: Humer
  • 2325 W01 Hahnenfuss Wiese: Humer
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AUTORHans Humer, Futterwiesenexperte
QuelleH.M.
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