Statistisch gesehen landet jedes Jahr die Menge an Lebensmittel im Müll, die von Jahresbeginn bis 2. Mai produziert wird. Alleine in Österreichs Haushalten sind das mehr als 521.000 Tonnen an vermeidbaren Lebensmittelabfällen. Das ist eine Menge, mit der die gesamte Bevölkerung Kärntens für ein Jahr ernährt werden könnte. Entlang der Wertschöpfungskette werden jährlich rund ein Drittel aller produzierten Lebensmittel ungenutzt weggeworfen – in Summe: knapp eine Million Tonnen Nahrungsmittel. „Das ist nicht nur eine unnötige Verschwendung wertvoller Ressourcen, sondern eine Geringschätzung der Arbeit, die unsere Bäuerinnen und Bauern und die lebensmittelverarbeitenden Betriebe bei der Erzeugung der Lebensmittel aufgewendet haben“, zeigt sich Bauernbund-Präsident Georg Strasser enttäuscht.

Wie achtlos der Umgang mit Lebensmitteln und Ressourcen ist, zeigt unter anderen eine Marketagent-Studie. Zwar haben viele Menschen durchaus ein Bewusstsein für die Existenz von Lebensmittelverschwendung, ein Großteil sieht das Problem aber nicht bei sich selbst. Neun von zehn Studienteilnehmern verorteten die Problematik eher in der Gastronomie oder in der Lebensmittelindustrie. Allerdings sind mehr als die Hälfte aller entsorgten Nahrungsmittel auch auf Privathaushalte zurückzuführen. Pro Haushalt und Woche entspricht der Wert entsorgter Lebensmittel laut der Studie 5,14 Euro.

Jüngeren fehlt Bezug zu Lebensmitteln

36 % der Befragten gaben zu, mindestens einmal pro Woche Nahrung wegzuwerfen. „Vor allem in den jüngeren Generationen wandern Lebensmittel oftmals zu leichtfertig in den Müll“, erläuterte Marketagent Thomas Schwabl die Umfrageergebnisse. Am häufigsten werden Obst, Brot und Gebäck, Gemüse, Milch- und Milchprodukte verschwendet. „Je verarbeiteter das Produkt im Regal, desto weniger Bezug ist zur landwirtschaftlichen Produktion und zu unseren bäuerlichen Familienbetrieben gegeben“, stellt Strasser dazu fest. Gleichzeitig steigen aber die Ansprüche der Gesellschaft an die bäuerliche Arbeit. Strasser: „Es kann nicht sein, dass Bauernfamilien mit immer höheren Anforderungen beispielsweise bei Haltung oder Fütterung von Nutztieren konfrontiert werden, gleichzeitig die Gesellschaft Lebensmittel aber weniger wertschätzt.“

Quelle: Bauernbund
Georg Strasser setzt sich für mehr Wertschätzung für Lebensmittel ein.

Laut Marketagent-Studie pflegt die Gruppe der 60- bis 75-Jährigen den achtsamsten Umgang mit Lebensmitteln. In dieser Gruppe landet nur bei 15% der Menschen Essbares regelmäßig im Müll. Das deckt sich auch mit Strassers Einschätzung. „Waren unsere Großeltern noch geprägt von teuren, knapp vorhandenen Lebensmitteln, erleben wir im 21. Jahrhundert einen Überfluss – Essen in Hülle und Fülle“, erläutert der Bauernbund-Präsident.

Mit Direktvermarktung gegensteuern

Positiv ist, dass 97% der Bevölkerung laut Studie einer unnötigen Entsorgung von Nahrung in Privathaushalten gegenwirken wollen. Unterstützt wird dieses Bewusstsein vor allem auch durch die Direktvermarktung, Bauernmärkte oder bäuerliche Selbstbedienungsläden. Sie steuern der Entfremdung der Konsumenten von Lebensmitteln entgegen und ermöglichen Einblicke in die bäuerliche Lebenswelt.

„Die Vielfalt an Nahrungsmitteln, die uns heute zur Verfügung steht, macht Genuss und Qualität selbstverständlich. Dabei müssten wir aber viel verantwortungsvoller damit umgehen. Schätzen wir doch die einzigartige Form der Tomate oder die krumme Gurke und kaufen wir nur so viel, wie wir wirklich essen. Am besten von Bauernfamilien aus Österreich“, fordert Strasser die Wertschätzung für die bäuerliche Arbeit in der breiten Öffentlichkeit ein.

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AUTORred.V.S.
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