Eine digitale Bodenwelt

Die digitale Bodenkarte in Österreich ist nicht nur ein wichtiges Hilfsmittel für Landwirte, sie erstrahlt seit letztem Jahr auch in völlig neuem Glanz.

Mit der heutigen Ausgabe von NEUES LAND startet die Serie „Unser Boden“, die in mehreren Teilen unterschiedliche Aspekte des komplexen Systems Boden beleuchten soll. Wir beginnen mit einem Beitrag zur digitalen Bodenkarte, wenden uns dann der Bodenkunde im Feld sowie chemischen und mikrobiellen Aspekten zu. Natürlich besprechen wir auch die Humus-Thematik, die Rolle des Bodens als Wasser- und Kohlenstoffspeicher oder ausgewählte Aspekte des Zwischenfruchtanbaus. Lesen Sie in den kommenden Wochen mehr dazu auf neuesland.at.

Digitale Bodenkarte

Nur mit ein paar Klicks kann man in ganz Österreich wichtige Informationen zu landwirtschaftlich genutzten Böden erkunden. Bereits seit 2004 liegt die Landwirtschaftliche Bodenkarte in digitaler Form vor (bodenkarte.at) und ist ein wichtiges Werkzeug für Bauern, Behörden und Universitäten. Sie wurde in den letzten Jahren völlig neu überarbeitet und präsentiert sich seit 2019 modern und deutlich nutzerfreundlicher. Sogar im Gelände kann man die Applikation ganz einfach mit einem Smartphone nutzen.

Die digitale Bodenkarte wurde in den letzten Jahren völlig überarbeitet. Quell: dBOD

Günther Aust ist Feldbodenkundler und die treibende Kraft hinter dieser europaweit einzigartigen Anwendung. Er gibt einen Überblick: „Mit Hilfe der digitalen Bodenkarte können Landwirte ihre Schläge über ihre Erfahrungen bei der Bewirtschaftung hinaus einschätzen. Man findet über die Kartensteuerung wichtige Informationen wie das geologische Ausgangsmaterial, den Kalkgehalt, den Bodentyp, die Wasserverhältnisse, den Humusgehalt oder den pH-Wert. Man kann auch die Wertigkeit der Flächen sowie das Nitratrückhaltevermögen oder die nutzbare Feldkapazität einsehen. Auch weitere Eigenschaften wie die Erosionsgefahr und die Verdichtungsanfälligkeit sollen in Zukunft hinzugefügt werden. Diese Infos können die Basis für Fruchtfolge- und Düngestrategien, Feldbegehungen oder weiterführende Bodenanalysen sein. Schläge mit ähnlichen Eigenschaften kann der Landwirt in Bewirtschaftungseinheiten am Betrieb zusammenfassen.“

Günther Aust ist ein Mann der Praxis und als erfahrener Feldbodenkundler viel im Gelände unterwegs. Sein reichhaltiges Wissen gibt er bei Vorträgen und Exkursionen weiter. Foto: Privat

Die Basis für eine solche Anwendung ist die Arbeit von Kartierern wie Günther Aust. Er hat schon viele Jahre im Feld gearbeitet und gibt einen Einblick in diese anspruchsvolle Tätigkeit: „Bei der Feldaufnahme werden mit dem Schlagbohrer entlang einer Linie oder unter Berücksichtigung der Geländemorphologie Bodensondierungen durchgeführt. Anhand dieser Sondierungen fasst der Kartierer Flächen mit ähnlicher Bodenbeschaffenheit zusammen. Das ist wie eine Art Puzzlespiel. Für jede dieser Bodenformen wird zumindest eine Profilgrube von etwa einem Metern geöffnet. Die einzelnen Bodenhorizonte werden beschrieben und für eine Laboranalyse beprobt.“ Komplex für die Experten werden vor allem diese Bereiche, in denen in kurzer Abfolge starke Unterschiede in den Böden auftreten. „Hier kommt dann die jahrelange Erfahrung zum Tragen, um ein ungefähres Zusammenfassen in Bodenformen zu ermöglichen. Wir nutzen im Feld jede Möglichkeit auch mit den Landwirten ins Gespräch zu kommen, um die Situation vor Ort besser einschätzen zu können. Trotzdem hat wohl jeder junge Kartierer schon Tage der Verzweiflung hinter sich, an denen sich kein Bild aus den Puzzleteilen ergeben will“, erzählt Aust.

Natürlich sammeln sich im Laufe der Jahre als Feldbodenkundler auch lustige Geschichten an. Aust erzählt mit einem Lächeln: „Ich kann mich noch gut erinnern, dass wir mit unserem Bohrstock einmal genau ein Erdwespennest erwischt haben. Da haben wir natürlich alles fallen gelassen und möglichst schnell die Flucht angetreten. Die Frage war dann aber, wer jetzt den Bohrstock holen muss.“

Nicht erneuerbar

Ein besonderes Anliegen des Bodenexperten ist die Bewusstseinsbildung bezüglich der Schutzwürdigkeit der nicht erneuerbaren Ressource „Boden“. Das spiegelt sich in seiner Tätigkeit als Referent und Exkursionsleiter bei Veranstaltungen für Landwirte, Schüler und Fachlehrer zu bodenrelevanten Themen wider. Er möchte die Menschen motivieren, sich intensiver mit ihren Böden auseinanderzusetzen und auch im Feld Erfahrungen zu sammeln. Denn schließlich ist für ihn die Feldbodenkunde der Schlüssel zum Verständnis des Bodens.

Zur Person

Günther Aust ist Bodenexperte und leitet die Abteilung „Landwirtschaftlicher Boden“ am Bundesamt für Wald (BFW) in Wien. Neben der Erstellung von Bodenkarten und Bodengutachten zählt die Beprobung von Böden zur Beweissicherung bei Bauvorhaben zu seinem Tätigkeitsfeld. Sein Leitsatz lautet: „Feldbodenkunde ist der Schlüssel zum Verständnis des Bodens“.

Beitragsbild: BFW/Florian Winter

 

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