Hoch über Bambi fliegt eine Drohne – und rettet ihm das Leben. Das Aufspüren der Rehkitze im hohen Gras durch Drohnen mit Wärmebildkameras ist der modernste und effektivste Weg, die Tiere vor dem Mähtod zu bewahren. Aus natürlichem Instinkt heraus laufen Rehkitze nämlich nicht vor dem lauten Röhren der Mäher weg, sondern kauern sich noch tiefer ins hohe Gras und werden somit quasi unsichtbar.
„Rund 800 Rehkitze kommen in Tirol jährlich in ein Mähwerk, österreichweit sind es ca. 25.000“, schätzt Landesjägermeister Anton Larcher. Vor etwa einem Monat rief der Verband die Initiative „Rehkitzrettung Tirol – Gemeinsam gegen den Mähtod“ ins Leben. „Wir bieten mit unserer Plattform www.rehkitzrettung.at eine schnelle und unkomplizierte Vernetzung zwischen Bauern und Drohnenpiloten“, so Larcher zum Tiroler Vorreiterprojekt.
Drohnenpiloten gesucht
Derzeit wird nach Drohnenpiloten gesucht, die sich an der Rehkitzbergung beteiligen. Voraussetzung für angehende Piloten ist die Ausrüstung (Drohne und Wärmebildkamera). „Das Interesse ist groß, es haben sich Drohnenpiloten aus allen Ecken Österreichs gemeldet. Neulinge unterstützen wir gerne in Form einer Einschulung“, erklärt Martina Just, Wildtierbiologin beim Jägerverband. Vergangenes Jahr testeten sie und ihre Kollegin Christine Lettl die Rehkitzrettung per Drohne bereits auf zwölf Feldern, alle neun gefundenen Kitze konnten die Wildtierbiologinnen durch ihren Einsatz vor dem Mäher bewahren. „Die Drohnensuche ist so gut wie unfehlbar.“
Ehrenamtlich Rehe retten
Von vielen positiven Erlebnissen berichtet auch der Verein „Manuelas Tierhoamat“, der aus Freiwilligen besteht, die unter anderem auf eigenes Risiko die Rehkitzrettung aus der Luft forcieren (www.drohnenrettung.at). „Im letzten Jahr hatten wir 32 Einsätze. Dank der Wärmebildkamera retteten wir 36 Rehkitze und einen Hasen aus den Feldern“, berichtet Obfrau Manuela Prantl stolz. Freiwillige müssen eine eigene versicherte Drohne sowie den Pilotenschein aufweisen, um die „Drohnenrettung“ zu unterstützen. „Geeigneten Helfern leihen wir auch gerne die nötige Wärmebildkamera. Wir hoffen, durch Spenden bald eine weitere zukaufen zu können.“ Die Ausrüstung der Drohnen ist sehr kostenintensiv, besonders für einen ehrenamtlichen Verein. „Eine Förderung erhalten wir aber nicht“, bedauert Prantl.
Alternative Maßnahmen
„Ich befürworte die Initiative des Jägerverbands und der vielen Freiwilligen, die sich der Rehkitzrettung verschrieben haben. Die Drohnensuche erspart viel unnötiges Tierleid“, freut sich LAbg. Josef Edenhauser. „Nebenbei beugt man auch Futterverunreinigungen und Schäden am Mäher vor.“
Die hohe Nachfrage der Bauern deckt sich noch nicht mit dem Bestand an Drohnenpiloten. „Es gibt verschiedene andere Maßnahmen, um Rehkitze zu schützen“, meint der Jagdsprecher dazu und zählt auf: „Wird der zuständige Jagdausübungsberechtigte am Vortag kontaktiert, übernimmt er die Aufgabe, das Feld nach Rehkitzen abzusuchen. Ansonsten sollte man vor der Mahd die Wiese in Menschenketten absuchen und von innen nach außen mähen, um dem Wild die Flucht zu ermöglichen. Verblendungsmaßnahmen wie Plastiksäcke auf Stöcken oder Blinklichter können Rehgeiße ebenso dazu bringen, ihre Kitze aus dem Feld zu holen. Diese sollten erst möglichst kurz vor der Mahd aufgestellt werden, damit sich die Tiere nicht daran gewöhnen.“
Eindringlich mahnt Edenhauser vor falschem Umgang mit den Tieren: „Falls ein Kitz gefunden wird, muss man es ohne direkten Körperkontakt mithilfe von Grasbüscheln aus dem Gefahrenbereich bringen. Haftet Menschengeruch an dem Jungtier, wird seine Mutter es verstoßen. Ebenso kann man das Kitz mit einer Kiste abdecken und um das Reh herum mähen.“
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