Donaubörse: Guter heimischer Weizen nährt den Optimismus

Die Börse für Landwirtschaftliche Produkte in Wien lud am 6. September zu ihrer diesjährigen "Internationalen Donaubörse". Präsident Josef Dietrich konnte bei der 17. Auflage der Veranstaltung knapp 800 Teilnehmer begrüßen. Damit habe die Donaubörse auch diesmal ihre Funktion als Branchentreff für Landwirtschaft, Getreide- und Futtermittelhandel, Logistik und Verarbeitung wieder voll erfüllt, so der Börse-Präsident.

Mahlweizen aus Österreich ist Qualitätsführer in Europa. Die Vermarktungschancen sind gut.

Sorge um die Erträge bei Mais und Weizen in der EU, extreme Wetterlagen und die Vermarktungschancen der Ernten, das waren die Hauptthemen auf dem Parkett der diesjährigen Internationalen Donaubörse, die traditionell am ersten Freitag im September in den Räumlichkeiten der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien stattfindet.

Trockenschäden und Aflatoxin-Probleme bei Mais in Osteuropa

Große Sorge besteht in Landwirtschaft und Agrarhandel bezüglich der Maisernte im im Trockengebiet Österreichs und im angrenzenden östlichen Donauraum. Extremwetter mit Niederschlagsdefizit und Sommerhitze hat den Erträgen zugesetzt. Aufgrund der vorzeitigen Abreife mit niedrigen Feuchtigkeitswerten wurde der Mais feldfallend als Trockenmais vermarktet anstatt in die Erfüllung von Lieferverträgen für die ebenfalls angelaufene Nassmaiskampagne geliefert zu werden. Zudem verlauten aus Ungarn als Folge der Trockenheit neuerlich Probleme mit hohen Aflatoxin-Werten. Ohne Korrektur der erst heuer deutlich herabgesetzten Grenzwerte bestehe die Gefahr, dass große Teile der ungarischen Ernte den Anforderungen nicht gerecht werden könnten, befürchtet man im Agrarhandel.

Schwache Weizenqualitäten in wichtigen Anbauregionen

Der Tenor der Börsegespräche bestätigte weiters, dass Einschränkungen der Anbaufläche, Trockenheit und Hitze in Zentral- und Osteuropa sowie exzessive Nässe im Westen und Norden Europas Erträge und Qualitäten vor allem der Weizenernte 2024 stark beeinträchtigt hätten. Die Prognosen der EU-Kommission deuten auf die niedrigste Weichweizenernte seit vier Jahren hin. Auch die Maisproduktion 2024 der Union dürfte kleiner ausfallen. Ebenso erwarten die Schwarzmeer-Anrainer Russland und die Ukraine schwächere Ergebnisse ihrer Weizen- und Maiserzeugung. Zudem arbeite die Ukraine aktuell an der Festsetzung von Mindestpreisen beziehungsweise Quoten für ihre Getreideausfuhren.

Gute Mahlweizenqualität in Österreich

Österreichs Weichweizenernte liegt 2024 laut offiziellen Schätzungen mit 1,46 Mio. t um 8,5 % unter dem Vorjahresergebnis und um 5,1% unter dem mehrjährigen Mittel. Als Ursachen dafür gelten eine deutliche Abnahme der Anbaufläche um 9.130 ha sowie eine schwache Bestockung im Frühjahr. Wie schon im Vorjahr seien auch heuer die Proteinwerte niedriger ausgefallen, was einen relativ kleineren Anteil von Qualitäts- und Premiumweizen für den Export zur Folge habe.
Peter Gartner, Vorsitzender des Fachausschusses Getreide im Bundesgremium des Agrarhandels, gibt aber Entwarnung. Die Qualität des österreichischen Weizens sei aufgrund dessen hervorragender Backeigenschaften und guten inneren Werten besser als im vergangenen Jahr. Gartner: “Die Korrelation zwischen Eiweiß und Kleber ist dieses Jahr aufgrund der langsamen Abreife sehr hoch. Der Weizen weist ideale Knet- und Backeigenschaften auf und gewährleistet aufgrund der überdurchschnittlichen Hektolitergewichte eine hohe Mehlausbeute.”

Mahlweizen für Italien, Premiumweizen für die Schweiz

Was die Vermarktung betreffe, seien die internationalen Terminmärkte aufgrund einer weltweit guten Versorgungslage und extrem vieler Short-Positionen institutioneller Anleger viele Wochen unter Druck gestanden, so Gartner. Dennoch bestünde Optimismus, denn die schwachen Ernteergebnisse in Teilen Westeuropas sowie enttäuschende Qualitäten in weiten Teilen Europas müssten sich mittelfristig auch in den Preisen niederschlagen.
Eine Schlüsselrolle für diesen Optimismus heimischer Anbieter, spielen die ausgezeichneten Mahlweizenqualitäten österreichsicher Herkunft mit Proteingehalten über die georderte Spezifikation hinaus im Bereich von 13 bis an die 14%. Für diese starken heimischen Mahlweizen gebe es Interesse im italienischen Markt – dort gelte es nun, dieses Angebot preislich so zu platzieren, dass das um diese Jahreszeit nur eine Zeit lang offene Fenster bei den Abnehmern genutzt werden kann.
Anders gelagert ist die Vermarktung der vergleichsweise kleinen Premiumweizenernte des Jahres 2024 – anstatt nach Italien, wo US-Weizen aggressiv angeboten würde, bestünde hier gute Nachfrage aus dem kleineren Markt der Schweiz, der man auch nachkomme, hieß es aus dem Agrarhandel.

Positive Aufnahme des AMA-Gütesiegels Getreide

Zudem verwiesen Marktteilnehmer darauf, dass österreichsicher Weizen mit dem neuen AMA-Gütesiegel bei den Mühlen Anklang finde und so geschätzt werde, dass dafür, wie bereits jüngst Notierungen an der Wiener Produktenbörse auswiesen, spürbare Preisaufschläge lukriert werden könnten.

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  • 2440 W Weizen Ablieferung: agrarfoto.com
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QuelleH.M.
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