Gelbe Triebe, die sich wie ein Spinnennetz über den Luzernebestand legen – bei solchen Bildern ist pflanzenbaulicher Alarm zu geben. Denn mit großer Sicherheit liegt in solchen Fällen ein Befall mit Kleeseide vor.
Im Biolandbau eine existenzielle Bedrohung
Aufgrund der parasitischen Lebensweise schwächt die Kleeseide ihren Wirtsbestand und zieht ihn nieder. Der Klee kümmert und kann auch ganz absterben. Dies hat massive Ertrags- und Futterverluste zur Folge sowie eine deutlich verringerte Stickstofffixierung. Die erwünschte Vorfruchtwirkung leidet, wodurch es auch bei den Folgekulturen zu Ertrags- und Qualitätseinbußen kommt. Eine direkte Bekämpfung ist weder im Bio- noch im konventionellen Landbau möglich. Vor allem für Biobetriebe ist die Kleeseide somit eine existenzielle Bedrohung.
Die Verbreitung der Seide erfolgt über die Samen. Neben dem Saatgut selbst sind auch Stallmist und Gülle Verbreitungsquellen, da die Seidesamen unbeschadet den Verdauungsdurchgang überstehen. Anmerkung: Von der Verfütterung befallenen Futters ist ohnehin eher abzuraten. Im Boden bleiben Seidesamen bis zu 15 Jahre fruchtbar. Auch über Traktorreifen, Bodenbearbeitungsgeräte und Arbeitskleidung können Seidesamen verschleppt werden.
Nulltoleranz bei der Saatgutanerkennung
Die Kleeseide blüht im Zeitraum Juli bis September. Somit reifen Parasit und Wirt etwa zum gleichen Zeitpunkt ab, wodurch die Seidesamen in das Saatgut gelangen. Einen Seidebesatz aus dem Saatgut zu entfernen ist schwierig und aufwendig. Zum Einsatz können sog. Gompermaschinen kommen, bei denen das befallene Saatgut mit Eisenpulver versetzt wird. Dieses haftet an der rauen Oberfläche der Seidesamen, wodurch über ein Magnetband eine Trennung möglich wird.
Aufgrund der Tragweite eines Seidebefalls sieht das Österreichische Saatgutgesetz für das Inverkehrbringen des Saatguts kleinkörniger Körnerleguminosen ein Anerkennungsverfahren vor. Bezüglich Seidebesatz gilt hier eine Nulltoleranz, das heißt, in der einzureichenden Probe darf kein einziger Seidesamen enthalten sein. Biobetrieben ist zu raten, ausschließlich zertifiziertes Saatgut zu verwenden. Auch Eigennachbau kann bei der Agentur für Ernährungssicherheit (Ages Wien, Institut für Saatgut) zur Prüfung eingereicht werden.
Bekämpfung erfordert gezielte Strategie
Die Bekämpfung der Kleeseide setzt bei einer genauen Beobachtung der Schläge an. Auch üppige Bestände sind zu kontrollieren. Befallsnester sind großzügig auszumähen. Der Bewuchs sollte verbrannt werden. Bei großflächigem Befall sollte der Aufwuchs nach Mähen und Abtrocknen ebenfalls verbrannt werden. Ziel ist die Zerstörung bereits vorhandener Samen. Im konventionellen Ackerbau kann bei größeren Befallsstellen ein Totalherbizid vor dem Abbrennen verwendet werden. In der Fruchtfolge sollten auf Seide-Schlägen zumindest fünf Jahre Anbauabstand eingehalten werden. Zu beachten ist, dass auch Kartoffel eine Wirtspflanze der Seiden ist und daher gemieden werden sollte. Getreide wird von der Kleeseide nicht befallen.
Parasitische Lebensweise
Die Kleeseide (Cuscuta epithymum), auch Teufelszwirn genannt, zählt zu den Windengewächsen und ist eine Samenpflanze, die parasitisch bevorzugt auf Kleearten lebt. Es handelt sich um eine Schmarotzerpflanze ohne Photosynthese. Daher entzieht die Kleeseide ihrer Wirtspflanze Nährstoffe und Wasser. Dazu verbindet sie sich über sog. Haustorien mit dem Wirt; dieser wird geschwächt und stirbt ab. Die Verbreitung geschieht über Seidesamen im Saatgut. Die sicherste Vorbeugung ist der Einsatz von zertifiziertem Saatgut. Auch Nachbausaatgut sollte bei der Ages zur Prüfung eingereicht werden
- Bildquellen -
- Web1534 0502 Kleeseide DSCF4555: BZ/Maad
- Web1534 0501 Kleeseide DSCF4552: BZ/Maad