Gleich drei Fleischer hat es früher in Kirchberg an der Pielach im Mostviertel gegeben. 2017 hat der letzte aufgehört. Ein Landwirt füllt nun diese Lücke.
Dass es in der rund 3.000 Einwohner zählenden Marktgemeinde mittlerweile wieder einen Nahversorger mit Frischfleisch und Fleisch- und Wurstprodukten aller Art gibt, ist dem Unternehmergeist eines bäuerlichen Familienbetriebes zu verdanken. Es ist ein kleiner, für die Region typischer Grünlandbetrieb, den Otto und Josefa Grubner von seinen Eltern übernommen haben. Rund 35 Jahre lang haben sie diesen mit Milchkuhhaltung geführt, die Milch wurde über die Milchgenossenschaft Niederösterreich an die NÖM verkauft. Die Hauptlast der Arbeit im Stall hatte Bäuerin Josefa zu tragen, ist ihr Mann doch stets im Nebenerwerb seinem gelernten Beruf als Fleischer nachgegangen. Als der Milchabnehmer den Beschluss fasste, mit Anfang des Jahres 2020 keine Milch von Kühen mit dauerhafter Anbindehaltung zu übernehmen, standen für den Betrieb Grubner folgende zwei Möglichkeiten offen: Mit erheblichem Kostenaufwand einen Laufstall zu errichten oder die Schließung des Betriebszweiges. Bei den Grubners wurde auch Sohn Michael mit seiner Partnerin Melanie in diese Entscheidung eingebunden. Michael hatte, dem Beispiel seines Vaters folgend, ebenfalls das Fleischerhandwerk erlernt und sich bei einem großen Fleischverarbeitungsbetrieb der Region zum Abteilungsleiter hinaufgearbeitet. Alsbald fasste die ganze Familie den Entschluss, aus der Milchviehhaltung auszusteigen und in die Fleischverarbeitung einzusteigen. Erleichtert wurde dieser Beschluss von der verkehrsgünstigen Lage ihres Hofes am Ortsende von Kirchberg an der Pielach.
Ein Jahr Umbauzeit
„Es war schon ein komisches Gefühl, als die letzten Kühe vom Schlachter abgeholt wurden“, erinnert sich Josefa an das Jahresende 2019. Sie habe ja die Arbeit mit den Milchkühen gerne gemacht. “Aber wenn die Jungen was anderes wollen, unterstütze ich sie natürlich gerne.“ Sie und ihr Mann Otto freuen sich dagegen umso mehr, dass der Betrieb weitergeführt wird. Josefa hat bereits die Grundlagenschulungen zu Hygienerichtlinien und zur Allergenverordnung absolviert, um im Verkauf entsprechend unterstützen zu können. In einer intensiven Planungsphase mussten viele wichtige Entscheidungen mit der Lebensmittelbehörde, der Wirtschaftskammer oder auch mit dem Steuerberater besprochen und getroffen werden. Schon bald nach Jahresbeginn 2020 war es schließlich so weit: Bagger und Bauarbeiter rückten an, und rund ein Jahr lang wurde am Bauernhof Grubner um- und zugebaut. Schlacht- und Fleischverarbeitungsräume sowie Kühl- und Reiferäume wurden errichtet und eingerichtet, ebenso ein kleiner Verkaufsladen. Mit “mehreren 100.000 Euro” schlugen die Investitionen zu Buche, nicht zuletzt, weil Familie Grubner darauf verzichtete, als Direktvermarkter einzusteigen, sondern die Räumlichkeiten gleich für den gewerblichen Betrieb ausgelegt hat. „Den nächsten Fleischhauer gibt es in rund sieben Kilometer Entfernung im Nachbarort. Und der schlachtet nicht mehr selbst.“ Man möchte sich die Möglichkeit offenhalten, künftig nicht nur Tiere aus dem eigenen Betrieb zu schlachten und zu vermarkten, sondern auch zuzukaufen, sagt Michael. Vor etwas mehr als einem Jahr, im Februar 2021, haben die Grubners schließlich den Betrieb in ihrer Fleischwerkstatt aufgenommen und ihr Geschäft eröffnet. Und der Erfolg seither gibt ihnen recht. „Mit den Sonderaktionen in Supermärkten und Discountern können wir preislich nicht mithalten“, betont Michael Grubner. Dafür lege man umso größeren Wert auf höchste Qualität. Das werde von den Kundinnen und Kunden geschätzt. Diese kämen vorwiegend aus der Region. Für sie spiele die Nachvollziehbarkeit der Herkunft der Produkte eine große Rolle. Mit dem Beginn der wärmeren Jahreszeit und den Erleichterungen im Pandemiemanagement sei auch eine verstärkte Nachfrage aus der Gastronomie zu erkennen. Hier sieht der Jungunternehmer auch noch einiges an Potenzial, um seinen Absatz weiter zu erhöhen.
Erste Bilanz nach einem Jahr
Nach dem ersten Jahr zieht Michael Grubner eine erste, durchwegs positive Bilanz und meint: „Ja, es war die richtige Entscheidung.“ Die Arbeit sei vielfältiger als früher im Großbetrieb und außerdem erspare er sich mittlerweile das tägliche Pendeln zum Arbeitsplatz. Was er nun als eigener (Junior-)Chef auch zu schätzen weiß, ist der direkte Kontakt zu seinen Kunden, der ihm im Großbetrieb gefehlt habe. Die Nachfrage sei mittlerweile so groß, dass eine geringfügig beschäftigte Hilfskraft eingestellt werden konnte. Die meisten Arbeiten werden aber nach wie vor von den Familienmitgliedern erledigt. Frischfleisch vom Rind und vom Schwein, Selchwaren, Gebratenes und mittlerweile beinahe 20 Wurstsorten: Die Auswahl “beim Grubner“ kann sich sehen lassen. Als besonderes Highlight gelten bereits die g’schmackigen Leberkäse- und Schinkenvariationen, die von den Kunden sehr geschätzt werden. Dazu kommt je nach Saison auch Wildfleisch (Michael Grubner ist auch Jäger) und Lammfleisch – selbstverständlich nur aus der Region. Brot, Käse, Honig, Most und Fruchtsäfte von anderen Bauernhöfen aus der Region runden das Angebot ab. Generell legt man großen Wert auf ein saisonales Angebot: Ob der Osterschinken, ein umfangreiches Angebot für die Grillsaison, sobald es warm wird, oder das „Wanderpaket“ für den Herbst – Familie Grubner ist kreativ und hat zu jeder Jahreszeit ein spezielles Angebot, um die Kunden zu verwöhnen. Auch das Plattenservice wird weithin geschätzt. Gegen Voranmeldung wird dazu die Jause frisch aufgeschnitten und liebevoll servierfertig aufgelegt. Weiters bietet Michael Grubner Lohnschlachtungen für andere Landwirte an, was ebenfalls gut angenommen wird.
„Gesund weiterwachsen“ lautet Grubners Devise
Für klassische Werbung wurde bisher wenig Geld ausgegeben. Stattdessen setzen die Grubners lieber auf die Mundpropaganda ihrer zufriedenen Kunden. „Unsere Tiere verbringen viel Zeit auf der Weide. Das merkt man an einer noch besseren Fleischqualität“, ist Michael Grubner überzeugt. Dazu möchte er durch die Teilnahme an diversen Aktionswochen, wie etwa bei der „Pielachtaler Genusswoche“ oder der „Hofjause-Woche“ des NÖ Bauernbundes, den Bekanntheitsgrad seines Betriebes steigern. Was die Zukunft noch bringen soll? Auch hier hat Michael Grubner einen klaren Plan: “Einfach gesund weiterwachsen.” Das bedeutet für ihn, das Angebot der Nachfrage entsprechend zu steigern. Geplant ist, dass auch Michaels Partnerin Melanie bald in den Betrieb einsteigen soll und man künftig Lehrlinge ausbildet. Es gibt also noch viel zu tun, bei den Grubners.
- Bildquellen -
- Polaroid Mockup: Fleischwerkstatt Grubner OG
- Polaroid Mockup Kalb: Fleischwerkstatt Grubner OG
- Weide: Fleischwerkstatt Grubner OG
- Geschäftsführer Michael Grubner: Fleischwerkstatt Grubner OG