Mit Offenheit, Flexibilität und Mut schaffen es die Bäuerinnen, die Brücke zwischen Familie, Betrieb und Gesellschaft zu bauen“, hebt Landesbäuerin NAbg. Irene Neumann-Hartberger anlässlich des Weltlandfrauentages am 15. Oktober die Leistungen ihrer Berufskolleginnen hervor. Als Landesbäuerin ist ihr daher besonders wichtig, nicht nur die kernagrarischen Anliegen, sondern auch soziale und gesellschaftliche Bedürfnisse der Frauen in die Politik einzubringen.
Frauen sind in der Krise besonders gefordert
„Männer wie Frauen leiden unter der Corona-Krise – keine Frage, aber ihre ökonomischen und sozialen Folgen treffen Frauen fast immer härter“, sieht Neumann-Hartberger die Frauen besonders gefordert und gleichzeitig als wichtigen Teil der Lösung, denn: „Gerade Frauen finden mit ihrer Offenheit und Kreativität immer wieder neue Wege und damit Zukunftschancen für die bäuerliche Landwirtschaft.“
Mit der Corona-Pandemie ist vielen Menschen im Land wieder bewusst geworden, dass Versorgungssicherheit keine Selbstverständlichkeit ist. Gleichzeitig war ein starker Anstieg in der Nachfrage nach regionalen Produkten zu erkennen. Dazu beigetragen hat sicher auch, dass die Menschen mehr Zeit zum Kochen und Einkaufen hatten und nicht außer Haus essen konnten oder mussten.
Eine Entwicklung, die viele Betriebe bereits als Chance nutzen, weiß die Landesbäuerin zu berichten. Der klassische Bauernladen oder Ab-Hof-Verkauf werde von den Betrieben ebenso forciert wie kreative Weiterentwicklungen, beispielsweise Selbstbedienungsläden mit breitem Sortiment oder Online-Shops. Die Bäuerinnen nehmen eine wichtige Rolle ein, wenn es um die Vermarktung der hofeigenen Produkte und Dienstleistungen geht, sind sie es, die sich um den Verkauf Ab-Hof kümmern, die Kontakt mit den Kunden haben, eine Bindung zum Konsumenten aufbauen und kreative Ideen einbringen. Gerade, weil sie häufig mit anderen beruflichen Qualifikationen und Erfahrungen in die Landwirtschaft einsteigen, reagieren sie offen, flexibel und mutig auf neue Herausforderungen.
Großes Potenzial sieht Neumann-Hartberger in der Weiterentwicklung von Kooperationen mehrerer Betriebe, um die Gastronomie verlässlich beliefern zu können. Ein Dauerbrenner in der politischen Arbeit bleibt für sie die Lobbyarbeit für eine lückenlose Herkunftskennzeichnung und einer verstärkten Verbraucherbildung in den Schulen.
„Die Land- und Forstwirtschaft dürfen die Vermittlung ihrer Produkte und Leistungen nicht der Industrie und dem Handel überlassen“, möchte die Landesbäuerin den Dialog mit der Gesellschaft noch mehr intensivieren. Nur mehr vier Prozent der Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig. Von ihren Leistungen profitieren alle Österreicher. Das heißt für die Landesbäuerin im Umkehrschluss aber auch, dass 96 Prozent der Bevölkerung die Arbeit am Hof veranschaulicht werden muss. Gleichzeitig werden die Interessen der Konsumentinnen und Konsumenten immer vielfältiger und anspruchsvoller. Der Informationsfluss zwischen Landwirtschaft und Konsumenten mittels Zwischenstationen funktioniere nur mehr eingeschränkt, was die zunehmende Zahl an „FoodCoops“ und anderen Kooperativen deutlich aufzeige. Wenn Bäuerinnen und Bauern sowie Konsumentinnen und Konsumenten wieder enger aneinanderrücken, ergebe sich daraus eine Vielzahl an Win-Win-Modellen, so Neumann-Hartberger.
Den Dialog mit der Gesellschaft weiter ausbauen
„Diversifikationen wie Direktvermarktung oder ‚Urlaub am Bauernhof‘ leisten schon jetzt einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der bäuerlichen Betriebe. Neue Ideen, beispielsweise ‚Green Care‘- oder touristische Angebote, werden künftig aber noch wichtiger sein, um entsprechendes Einkommen zu erwirtschaften“, ist Landesbäuerin Neumann-Hartberger überzeugt. Denn der ländliche Raum ist nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch Lebensraum für die Frauen. Arbeitsplätze und Dienstleistungsangebote tragen zur Attraktivität der Region bei. Diversifizierung stärke genau diese Faktoren im ländlichen Raum, so Neumann-Hartberger.
„Zusammenhalt ist die Basis für konstruktive Lösungen“
Generell wird der ländliche Raum durch das vielfältige Engagement der Bäuerinnen lebenswert erhalten. Doch für eine entsprechende Lebensqualität brauche es auch am Land flexible Angebote im Bereich der Pflege, der Kinderbetreuung, der öffentlichen Mobilität und Internetversorgung. Auch dafür möchte sich Landesbäuerin Irene Neumann-Hartberger weiter einsetzen und lädt alle interessierten Frauen, die die Ziele und Werte des Vereines teilen, ein, Mitglied bei „Die Bäuerinnen Niederösterreichs“ zu werden, der die Interessen der Frauen im ländlichen Raum bündelt.
Mit jährlich rund 2.500 Veranstaltungen mit rund 70.000 Teilnehmerinnen – bei etwa 40.000 Mitgliedern – zählt die Organisation zu den aktivsten in Niederösterreich. Sie setzen auch unter den schwierigen Corona-Bedingungen verantwortungsbewusst Seminare, Kurse und Zusammenkünfte um. Neumann-Hartberger: „Zusammenhalt ist die Basis für Austausch, Hilfe und konstruktive Lösungsansätze. Dafür stehen unsere Bäuerinnen.“
„Die größte Stärke der Bäuerinnen ist es, trotz der persönlichen und betrieblichen Vielfalt an zentralen gemeinsamen Anliegen zu arbeiten. Gerade jetzt wollen wir daher die Anstrengungen forcieren, mit dem Ziel, dass mindestens 30 Prozent Frauen in allen agrarischen Entscheidungsgremien vertreten sind“, verweist Neumann-Hartberger einmal mehr auf die Charta für partnerschaftliche Interessensvertretung in der Land- und Forstwirtschaft. Denn nur mit einer Zusammenarbeit auf Augenhöhe könne eine lebenswerte und erfolgversprechende Zukunft gestaltet werden.
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- 11-01-42-20 NO: LKÖ/APA/Ludwig Schedl