In der RWA-Zentrale in Korneuburg (NÖ) stand vergangenen Freitag der Lohnunternehmer-Tag 2023 auf dem Programm. Die Vereinigung Lohnunternehmer Österreich (VLÖ) konnte dabei auf einige Erfolge zurückblicken, einige Herausforderungen bleiben dennoch bestehen.
Erfolgreich konnte der neue Kollektivvertrag Agrarservice abgeschlossen werden, die Löhne werden um 8,9 Prozent erhöht. „Ein vernünftiger Ausgleich zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteressen“, kommentierte VLÖ-Vorsitzender Manfred Humer das Ergebnis. Der Energiekostenzuschuss für die Branche konnte 2022 nach „mehrmaligem Urgieren“ gesichert werden. Bei manch anderen Fördertöpfen gehen die heimischen Lohnunternehmer im Unterschied zu Landwirten nach wie vor leer aus, etwa im Hinblick auf die Gülle-NEC-Richtline und die bodennahe Gülle-Technik.
Auch den Lohnunternehmern machen die gestiegenen laufenden Betriebskosten und höhere Anschaffungspreise für Maschinen zu schaffen. Laut VLÖ-Geschäftsführer Helmut Scherzer werde im Dienstleistungsbereich teilweise mit „horrend niedrigen Preisen“ gearbeitet. „Ich bitte: Nehmt´s davon Abstand, damit ruiniert sich jeder“, appellierte Scherzer an die über 150 Teilnehmer der Veranstaltung und wies auf die Bedeutung eines „vernünftigen, adäquaten“ Arbeitslohns- und -verdiensts hin. Bei der Ermittlung von Verfahrenskosten für Maschineneinsätze steht seit wenigen Monaten der online-kalkulator.at zur Verfügung. Er wird von der VLÖ intensiv beworben, der VLÖ-Geschäftsführer präsentierte dazu Zugriffszahlen. Sie zeigen unmittelbar nach einem BauernZeitungs-Bericht zu dem neuen Tool einen deutlichen Anstieg. Scherzer: „Der Newsletter von der BauernZeitung ist sehr gut eingeschlagen.“ Wie zu erwarten, wurde der Jahresabschluss 2022 der VLÖ genehmigt, auch beim Antrag auf Anpassung des Mitgliederbeitrages gab es keine Gegenstimme. Nach mehreren Jahren ohne Veränderung wird er für Lohnunternehmer und Fördermitglieder um zehn Prozent erhöht.
Spannende Referate
Neben Verbandsinterna und Führungen durch das RWA-Gelände standen am Lohnunternehmer-Tag auch Referate auf dem Programm. Josef Fleischhacker von Raiffeisen Leasing widmete sich der Finanzierung von Investitionen, während Kommunikationsexpertin Claudia Zinner den Landwirten und Lohnunternehmern in Anbetracht der zunehmenden Entfremdung von urbanem und ländlichem Raum eine wichtige Message mitgab: „Wir müssen unsere Geschichte erzählen, sonst erzählen sie andere über uns.“ Keine Geschichte, sondern eine spannende Analyse, gespickt mit Fakten und Hintergrundwissen, präsentierte RWA-Generaldirektor Reinhard Wolf zu globalen Megatrends. Wolf ging auf vier ein: Bevölkerungsentwicklung (inkl. Altersverteilung), Digitalisierung, Klimawandel und ökonomischer Transfer. Letzterer zeigt sich im Übergang von rohstoff- zu wissensbasierter Wertschöpfung. Ein Beispiel dazu: Entfielen im Hinblick auf die Marktkapitalisierung 1980 69 % der Top-5-Unternehmen auf den Öl- und Gasbereich, sind heuer 91 % dem Technologiebereich zuordenbar. Auch die Antworten der RWA zu den Trends skizzierte Wolf. Sie reichen von klimafitten Saatgutzüchtungen bis hin zum Innovation Center und Drohnenservice.
Die VLÖ im Überblick
Die Vereinigung Lohnunternehmer Österreich (VLÖ) ist die Berufsorganisation für land-/forstwirtschaftliche sowie kommunale Lohnunternehmen (LU) in Österreich. Gegründet wurde sie 2010, seit 2015 ist sie als eigenständiger Verein mit Sitz in St. Florian bei Linz tätig.
• Geschäftsbereiche der LU: Agrar: 55 %; Forst/Hackgut: 15 %; Garten/Grünraum: 10 %; Kommunal: 10 %; Erdbau/Transport: 5 %; Infrastruktur: 5 %
• Mitglieder (per 31.12.2022): 284 (+16 gegenüber 2021)
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