Dass Corona Alltag und Berufsleben maßgeblich verändert hat, war auch beim diesjährigen AMA-Forum mehr als deutlich zu sehen. Inhaltlich wurde an die ungewöhnlichen Rahmenbedingungen angeknüpft. AMA-Marketing-Chef Michael Blass ging auf die aktuellen Maßnahmen und Herausforderungen, die er und sein Team zu bewältigen haben, ein. Man habe sich im März durch eine schnelle Reaktion als Krisenmanager bewiesen und innerhalb von kürzester Zeit eine Kampagne lanciert, die Österreichs Landwirtschaft als Garant für Versorgungssicherheit in den Fokus rückte. „Unsere Bauern liefern“ lautete das Motto des ersten Halbjahres, und auch beim Blick in die Zukunft meinte Blass: „Wir werden eine werteorientierte Kampagne bis nächstes Jahr weiterführen“.
Gerade in diesem Krisenjahr zeige sich die Bedeutung der AMA-Gütesiegel besonders. Es gehe dabei nämlich nicht um irgendeine Elite, sondern um einen soliden, gut leistbaren und vernünftigen Durchschnitt. Das wolle man in der breiten Masse ausrollen. Die Vertrauenswerte würden tendenziell auch steigen. Vor allem im Bereich Bio, so Blass, sei ein deutlicher Anstieg der Vertrauenswerte zu verzeichnen. Ebenso hoch sei die Nachfrage nach regionalen und direkt vermarkteten Produkten. In diesem Zusammenhang hob er das neue Gütesiegel „AMA Genuss Regionen“ hervor, das ausgehend vom Netzwerk Kulinarik für die regionale Qualität in Österreich steht. „Das ist schlicht und einfach die Zukunft“, betonte Blass, der aber auch nicht darauf vergaß, die Wichtigkeit des Exports zu unterstreichen. „Im ersten Halbjahr 2020 haben wir einen Anstieg von 4 % verzeichnet und waren erstmals in der Geschichte Nettoexporteur nach Deutschland“, schilderte der AMA-Marketing-Chef. Darauf wolle man auch in Zukunft weiterhin Wert legen.
Sachliche Information gefordert
Dennoch lebe man in Zeiten, in denen die Landwirtschaft immer wieder auch negativen Zurufen ausgesetzt sei. Blass’ Antwort darauf: „Unsere Aufgabe ist es, die Konsumenten zu informieren. Wir brauchen uns keinen Wettbewerb mit Organisationen liefern, die nur mit negativen Zwischenrufen auffallen.“
Die Wichtigkeit und das Erkennen von sachlicher Information betonten schließlich auch die Referenten und Universitätsprofessoren Werner Beutelmeyer (Market-Institut) sowie Claus Oberhauser (Institut für fachdidaktische und bildungswissenschaftliche Forschung und Entwicklung). Die beiden Experten spannten den Bogen zur Frage, was Verschwörungstheorien anzieht und was dagegen hilft. Gerade die Corona-Krise sei nämlich ein Nährboden für derartige fantasievolle Theorien, erklärten sie per Online-Schaltung.
Beutelmeyer hatte dabei aber eine „frohe Botschaft“. Allgemein sei der Optimismus in der Gesellschaft in der vergangenen Woche um 10% angestiegen. Zurückzuführen sei das darauf, dass sich das Wissen über eine baldige Corona-Impfung verdichte. Die Menschen bekämen allmählich das Gefühl, dass man das Corona-Thema in den Griff bekommen könnte. Dennoch sieht er in der wachsenden Meinungslosigkeit in der Gesellschaft eine Gefahr. Umfragen im Sommer hätten ergeben, dass in Österreicher 32 % der Menschen der Meinung sind, bei der Krise gehe es um weit als öffentlich kommuniziert werde. 41 % glauben, das was berichtet wird, stimmt schon so. Der Rest hat keine Meinung. Ein überwiegender Teil der Gesellschaft sei demnach mit der Krise überfordert oder habe Angst, resümiert der Experte.
Claus Oberhauser knüpft daran an. Das Aufkommen von Verschwörungstheorien sei in einer Krise an sich etwas Normales, Menschen, die sehr stark daran glauben, sei allerdings kaum noch zu helfen, meint der Experte. Problematisch sei dabei auch das Internet. In den sozialen Netzwerken verbreiten sich Gerüchte um ein Vielfaches schneller als Gegendarstellungen. Das Einschränken sozialer Medien, etwa durch das Versehen von Nachrichten mit Warnhinweisen, sei ein Schritt. Außerdem müsse das kritische Denken gefördert werden. Gegen verschwörerische Phänomene hilft in seinen Augen aber vor allem eines: Klare sachliche Information. „Man muss die Menschen trotzdem ernst nehmen“, betont er. Das helfe auch in Sachen Glaubwürdigkeit.
Das gelte nicht nicht nur für den allgemeinen Umgang mit der Corona-Krise, sondern auch im agrarischen Bereich. Gerade Tierwohl ist laut den beiden Experten derzeit ein ganz großes ethisches Thema, da sich die Wertehaltung der Gesellschaft ändert. „Das Tier wird immer mehr vermenschlicht, das ist eine Realität, der wir uns stellen müssen“, so Beutelmeyer, der trotz Krise für 2021 ein Wachstumsjahr prognostiziert. Man wird dann aus den Erfahrungen des Sonderjahres 2020 gelernt haben, meint er.
AMA-Marketing möchte auf jeden Fall die gut funktionierenden Dinge aus dem heurigen Jahr beibehalten. Ohne Corona hätte es diese Form der Digitalisierung wohl nicht so schnell gegeben, wurden beim Forum auch die guten Seiten beleuchtet. So wird es auch in Zukunft Online-Konferenzen geben, wo es sinnvoll ist. Die Vorfreude auf physische Kontakte ist dem Team dennoch nicht zu nehmen.
(V.S.)
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