Was sich in einem Jahrzehnt geändert hat: Strukturwandel auf 11% eingebremst, deutlich mehr Bio-Betriebe und etwas mehr Frauen als Betriebsführerinnen. Vier von fünf Arbeitskräften gehören nach wie vor zur Familie.
Alle zehn Jahre erheben die Mitgliedsstaaten der EU ihre Agrarstruktur. Die Ergebnisse sind Maßstab und gleichzeitig auch Zeugnis für die nationale wie europäische Agrarpolitik. Im Jahr 2020 haben Österreichs Land- und Forstbetriebe der Statistik Austria nach zehn Jahren wieder eine ausführliche Auskunft gegeben. Statistik Austria Generaldirektor Tobias Thomas und Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig informierten bei einer gemeinsamen Pressekonferenz über die Entwicklung der Agrarstruktur in Österreich. Und wie sich die Struktur im Vergleich zu anderen Ländern entwickelt.
Strukturwandel von 20 auf 11 Prozent eingebremst
2020 gab es in Österreich 154.593 land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Das sind im Vergleich zur letzten Erhebung 2010 insgesamt 11% weniger Betriebe. Erfreulich ist an dieser Stelle, dass sich der Strukturwandel deutlich verlangsamt hat. So haben etwa zwischen 2000 und 2010 rund 20% der Betriebe das Handtuch geworfen, in den 10 darauf folgenden Jahren, also von 2010 bis 2020, waren es mit 11% nur mehr rund halb so viele Betriebe. Im Erhebungsjahr 2020 waren in allen heimischen land- und forstwirtschaftlichen Betrieben 420.018 Personen beschäftigt.
Bio-Anteile stark gewachsen
24.809 Betriebe oder 22,4% wirtschafteten im Jahr 2020 nach biologischen Richtlinien. Im Vergleich zu 2010, wo es noch 15,1% waren, ist die Zahl der Biobetriebe stark gewachsen. Der Bio-Anteil nach Fläche ist nochmal höher. Leicht gewachsen, von 34 auf 35%, ist im selben Zeitraum auch die Anzahl der von Frauen geführten Betriebe. Auch das Modell Familienbetrieb ist nach wie vor beliebt. 93% der Betriebe arbeiten im Erhebungsjahr noch im Familienverbund. „Vier von fünf Arbeitskräften gehören zur Familie“, hebt Tobias Thomas beeindruckt hervor. 58% der Betriebe werden im Neben- und 36% im Haupterwerb geführt.
Von 18,8 auf 23,6 Hektar: Die Betriebe werden größer
Die Betriebe sind zwar nach wie vor klein, doch geht der Trend langsam zu etwas größeren Betrieben. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche, welche Ackerland, Dauerkulturen, und Dauergrünland umfasst, stieg von 18,8 ha auf durchschnittlich 23,6 ha. Verglichen mit den Nachbarländern, Deutschland mit 63 ha und Dänemark mit 75 ha, ist Österreich immer noch kleinstrukturiert. Auch die Tierhaltung ist in Österreich mit 34 Rindern und 112 Schweinen pro Betrieb relativ klein. Zum Vergleich: Deutschland 85 Rinder und 1.300 Schweine, die Niederlande mit 3.400 Schweinen je Betrieb.
„Agrarpolitik wirkt“
Etwa das Agrarumwelt- und das Bergbauernprogramm erfüllen ihren Zweck, sagt Landwirtschaftsminister Toschnig und ergänzt: „Der Strukturwandel ist Realität. Seit Beitritt zur EU ist es aber gelungen, ihn in der Land- und Forstwirtschaft zu verlangsamen.” Die Landwirtschaft sei nach wie vor klein strukturiert, auch wenn der Trend zu leicht größeren Betrieben anhalte. „Die Familienbetriebe bleiben das Rückgrat unserer Land- und Forstwirtschaft“, so der Minister.
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- : Paul Gruber/BMLRT