Agrarjournalismus zwischen Bauern, Naturschutz und KI

Diskussion über Kommunikation: Roland Achatz, Wolfgang Schweiger, Bernhard Weber, Katharina Seuser, Andreas Sator.

Beim Fachtag Kommunikation der Wintertagung stand die Frage im Mittelpunkt, wie kontroverse landwirtschaftliche Themen kommuniziert werden können.

Professor Wolfgang Schweiger vom Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Hohenheim bei Stuttgart hat Handlungsempfehlungen erarbeitet, wie die Gesprächsbasis zwischen Akteurinnen und Akteuren aus Landwirtschaft und Naturschutz verbessert werden kann: „Der öffentliche Diskurs und das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Umweltschutz sind schwierig. Das liegt zum Teil an mangelndem Wissen übereinander und Verständnis füreinander, zum Teil an einem überforderten Journalismus.“ Dabei gebe es viele erfolgreiche Dialog- und Kooperationspro­jekte. „Durch professionellere Kommunikation können diese Positivbeispiele zu öffentlich beachteten und begeisternden Leuchttürmen werden“, ist Schweiger überzeugt.

Die Notwendigkeit einer konstruktiven Gesprächsbasis betonte auch der Journalist, Autor und Podcaster Andreas Sator, ein Bauernsohn aus dem Mostviertel in Niederösterreich. „Zehn Milliarden Menschen zu ernähren, ohne dass wir die Erde für unsere Kinder kaputt machen: Die Lösungen dafür gibt’s schon. Damit sie umgesetzt werden können, müssen alle einen Schritt aufeinander zu machen, von Bauer bis NGO zu Politik“, appellierte Sator.

Auch für Katharina Seuser, Professorin für Journalistik und Medienproduktion an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, lautet das Credo in der Agrarkommunikation: „Aufeinander-zugehen“. Es gäbe es sehr viele interessierte Menschen, die gerne etwas über Ernährung und Landwirtschaft hören, lesen oder sehen. Für die Agrarbranche sei hierbei eine zielgruppengerechte Kommunikation wesentlich. Die wichtigste Frage dabei sei: Wen will man erreichen? Ist die Zielgruppe definiert? Und kann diese über mehrere Kanäle angesprochen werden: über Fachmedien, Publikumsmedien, soziale Medien etc.?

Die Diskutierenden appellierten aber vor allem an den persönlichen Kontakt. Andreas Sator und Bernhard Weber, Chefredakteur der Österreichischen BauernZeitung, betonten, dass Bäuerinnen und Bauern auch mit Journalisten für Lob, Kritik oder Themenvorschläge direkt Kontakt aufnehmen können und sollen. Das sei manchmal sogar der Beginn einer großen Freundschaft, meinte Weber mit Verweis auf das bekannte Beispiel von „Wutbauer Christian Bachler und Falter-Chefredakteur Florian Klenk”.

Der zweite Tagungsblock unterzog KI-Anwendungen einem Realitäts-Check für die journalistische Praxis. Katharina Schell, stellvertretende Chefredakteurin der APA und zuständig für digitale Innovationen, fasste ihre Erfahrungen zusammen: „KI kann im Kommunikationsalltag klug und effizient eingesetzt werden. Man sollte sich dabei aber nicht von aktuellen Hypes blenden lassen, sondern informiert und strategisch fundiert entscheiden, was man der Maschine anvertrauen will – und was nicht.“

Flott und launig moderiert wurde der Kommunikationstag heuer erstmals von Roland Achatz, Kommunikations-Experte der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit, AGES.

Die Wintertagung des Ökosozialen Forums findet noch bis 1. Februar statt. Sie widmet sich heuer an elf Fachtagen wie immer aktuellen Fragen der Agrarbranche. Eine Teilnahme ist sowohl vor Ort als auch online möglich.

wintertagung.at

www.oekosozial.at

- Bildquellen -

  • Diskussion WT24 KommunikationDiskussion ©Ökosoziales Forum Herzog 28: ÖSFO
- Werbung -
AUTORRed. BW
Vorheriger ArtikelStockender Weinabsatz
Nächster ArtikelRindermarkt KW 5/’24: Schwacher Absatz bei Edelteilen