„Trotz aller Krisen konnte die Agrana in den ersten drei Quartalen zufriedenstellende Ergebnisse liefern“, zog CEO Markus Mühleisen am 2.Februar erste positive Bilanz über das laufende Geschäftsjahr im Unternehmen.
Positive Bilanz trotz besonderer Herausforderungen
So konnte der Umsatz vom ersten bis zum dritten Quartal um gegenüber dem Vorjahr um 572,9 Millionen Euro auf 2.742,5 Millionen Euro gesteigert werden. Das entspricht einer Steigerung um 26,4 Prozent. Das operative Ergebnis erhöhte sich von 27,7 Millionen Euro auf 35,1 Millionen Euro. Die operative Marge (der prozentuale Anteil des operativen Gewinns am Umsatz) ist mit 3,7 Prozent konstant geblieben.
Der unternehmerische Erfolg sei, so CEO Mühleisen, durch eine stabile Unternehmensentwicklung durch Diversifizierung, sowohl im Produktportfolio als auch in den Betriebsstätten, gewährleistet. Die Aussichten für das Betriebsjahr bewertet er positiv und erwartet – trotz einer aus den Russland- und Ukraine-Geschäften notwendig gewordenen Sonderabschreibungen in der Höhe von 71 Millionen Euro – einen deutlichen Anstieg beim Konzernumsatz und im operativen Ergebnis sowie einen sehr deutlichen Anstieg beim EBIT (Gewinn vor Zinsen und Steuern).
“Von Kröllendorf in die ganze Welt”
Wie Diversifizierung im Unternehmen gelebt wird, stellte Markus Mühleisen gemeinsam mit Geschäftsführer Franz Ennser anhand der Austria Juice, neben der Zucker- und Stärkeproduktion der dritte Unternehmensschwerpunkt der Agrana, vor. Diese wurde 2012 als Nachfolgerin der YO (Ybbstaler Obstverwertung) und der Agrana Juice am Standort Kröllendorf (bei Amstetten) gegründet und ist ein Joint Venture der AGRANA Beteiligungs-AG und der RWA Raiffeisen Ware Austria AG. Jährlich verarbeitet das Unternehmen an 14 Produktionsstandorten (13 in Europa, einer in China) 800.000 Tonnen Früchte. Der Bio-Anteil davon beträgt rund fünf bis acht Prozent. Verkauft wird seit 2010 ausschließlich im B2B-Bereich. Mehr als 750 Unternehmen in 65 Ländern stehen auf der Kundenliste.
Aus rund 55.000 Tonnen Äpfel, Birnen, Himbeeren, Holunder, Erdbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Hagebutten werden am Standort Kröllendorf , wo auch die Unternehmensführung sowie die Forschungs- und Entwicklungsabteilung angesiedelt sind, 21.500 Tonnen Konzentrate und Aromen produziert. Die Agrana Juice ist damit weltweit der größte Verarbeiter von Apfel- und Beerensaftkonzentraten, Aromen und Getränkegrundstoffen. Rund zehn Prozent der Rohstoffe kommen aus Österreich, der Rest wird aus Tschechien, Ungarn, Kroatien und Serbien angeliefert.
„In guten Zeiten kann jeder liefern, in schwierigen nur mehr Spezialisten“
„Die Aufteilung unserer Werke auf Österreich, Deutschland, Polen, Ungarn, Rumänien die Ukraine und China hilft uns, Rohstoffe möglichst lokal einzukaufen“, beschreibt GF Ennser die Unternehmensstrategie. Die Rohstoffversorgung, die zudem stark von der Natur abhängig sei, könne so sichergestellt werden. „Die Krisen der vergangenen Jahre haben die besonderen Stärken der Agrana klar aufgezeigt“, so Ennser, denn das Unternehmen sei jederzeit in der Lage gewesen, Lieferketten einzuhalten. „In guten Zeiten kann es jeder, in schwierigen nur mehr Spezialisten“, so Ennser.
„Marge wichtiger als Menge“
Neben der auf Qualität ausgerichteten nachhaltigen Produktion sieht das Unternehmen Kundenbindung als weiteren Erfolgsfaktor. „Wir verkaufen nicht einfach standardisierte Produkte sondern bieten unseren Kunden auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Lösungen an , von regional bis international“, betont der Geschäftsführer. Die Grundlagen dafür werden in einer eigenen bestens ausgestatteten Forschungs- und Entwicklungsabteilung gelegt. „Wir legen nicht mehr nur Wert auf den Absatz großer Mengen, sondern vielmehr auf für den Kunden speziell entwickelte Lösungen“, so Ennser. „Durch diese Spezialisierung in die Tiefe erreichen wir bessere Kundenbindung. Wir sind nicht mehr so schnell austauschbar.“
Qualität und Liefersicherheit zählt beim Kunden
Auch künftig möchte die Austria Juice auf Spezialisierung in die Tiefe setzen und added values, als Mehrwert, verkaufen. Großes Potential sieht Franz Ennser bei Getränkegrundstoffen sowie Aromen. Dass sich das unternehmen dazu nicht auf dem bisher Erreichten ausruhen darf, ist dem Manager klar: „Wir stehen mit einem neuartigen Verfahren zur Entzuckerung von Fruchtsäften kurz vor der Patentierung“, gibt er einen kleinen Einblick in die aktuellen Entwicklungen. Aber auch in der Farbgewinnung aus Fruchttrester und die Gewinnung von Ölen aus Fruchtkernen für die kosmetische Industrie sieht er wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten. Es gibt also viel zu tun in Kröllendorf.
Wermutstropfen Ukrainekrieg
Die Lage in der Ukraine sei schwierig, aber stabil, berichten Mühleisen und Ennser, dass die Verarbeitungskampagne im Herbst 2022 trotz widriger Umstände zu knapp 50 Prozent abgewickelt werden konnte. Mittlerweile seien die Lager in Österreich entsprechend nachgerüstet worden, um Lieferengpässe zu verhindern. „Wir werden dennoch keine Menschen entlassen und uns nicht aus dem Ukraine-Geschäft zurückziehen“, versprechen die Agrana-Manager Solidarität mit dem vom Krieg geplagten Land.