„Heute stehe ich ein letztes Mal vor Ihnen als Landeshauptmann, da ich in wenigen Minuten das Staffelholz des NÖ Landeshauptmanns an meine Nachfolgerin Johanna Mikl-Leitner übergeben werde“, begann Pröll.
Seine Reise habe vor 13.537 Tagen, das sind 37 Jahre, begonnen, als LH Andreas Mauer ihn als Landesrat in die Regierung holte. Vor 25 Jahren habe er dann in das Führungsabteil umsteigen und die Richtung, in die diese Reise gehen würde, mitbestimmen dürfen. Und diesen „Führerstand verlasse ich heute in Demut und Dankbarkeit aber ohne Wehmut“, so Pröll. Die Welt habe sich in den Jahrzehnten weitergedreht, das Land habe sich ebenso verändert wie die Politik im und um das Land.
Seine Angelobung habe noch in der in der Herrengasse in Wien stattgefunden, zu einer Zeit, in der der Eiserne Vorhang schon gefallen war, die Nachbarn aber noch in der Tschechoslowakei vereint waren. Die Europäische Union hatte noch 12 Mitglieder und ein Beitritt Österreichs sei kein Thema gewesen.
Heute, 25 Jahre später reicht das Gebiet der 28 Mitglieder der Europäischen Union vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer und mit gemeinsamer Währung. Keine andere europäische Region sei so stark von den Umwälzungen betroffen gewesen wie Niederösterreich, das vom Rand in die Mitte, das Herz, Europas gerückt sei.
Niederösterreich ist heute ein selbstbewusstes, attraktives, weltoffenes Land
„Obwohl die Umwälzungen für die Menschen große Herausforderungen bedeuteten und viele Entwicklungen nicht mitbestimmbar waren, haben wir viel geschafft“, zog Pröll positive Bilanz seiner Arbeit. Sein Leitsatz sei es gewesen, „Mut machen zur Zukunft, das Land öffnen und entsprechend zu erneuern. Es sei gelungen, Gutes zu bewahren und Bewährtes abzusichern und damit Niederösterreich selbstbewusst, unverwechselbar und eigenständig zu gestalten. Das Zukunftsbild von damals habe sich zu einem positiven Gegenwartsbild von heute entwickelt. Dieses Bild könne und dürfe nie fertig werden, sondern müsse entsprechend weitergezeichnet werden
Dass dieses Bild an Schärfe, Kontur und Strahlkraft gewonnen habe, sei der Leistung aller Menschen in Niederösterreich zu verdanken. Es sei gelungen, den Wandel zum Vorteil für dieses Land zu nutzen – mit harter Arbeit, dem Nutzen von Chancen und dem richtigen Verständnis von Fortschritt.
In Niederösterreich habe man sich immer an der Devise „Entscheiden – Handeln – Mutig sein“ orientiert. Man habe Niederösterreich „als Land der Aktiven und Kreativen“ positioniert. Niederösterreich sei als Wissenschaftsstandort etabliert und die großen Institute wie MedAustron, IST Austria und die Landsteiner Medizin-Uni seien „von der Idee zur Wirklichkeit gekommen“, so Pröll. Wer heute in Niederösterreich eine Ausbildung und Karriere haben wolle, müsse nicht mehr weg von hier, sondern könne das im Land verwirklichen.
Pröll sprach seine offensive Kulturpolitik an
Seine offensive Kulturpolitik habe nicht nur Zustimmung gefunden. Das habe ihn nicht gestört, denn, wer wolle, dass die Kunst die Meinungsvielfalt stärke, der müsse auch aushalten, wenn die Kunst für Meinungsunterschiede sorge, betonte Pröll, dass er zutiefst davon überzeugt sei: „Ohne Kunst und Kultur geht es nicht.“ Kunst und Kultur würden für Vorstellungskraft sorgen und den Dialog der Kulturen und die Kultur des Dialogs vorantreiben.
„Man kennt uns, man schätzt uns und man hört uns – nicht nur national, sondern auch auf europäischer Ebene“, so Pröll. Und das habe seinen Grund: „Wir haben eine klare Position zu Europa, und wir beziehen auch eine klare Position für Europa.“ Er hob die großen Errungenschaften „Wohlstand, Stabilität und Frieden“ hervor, diese seien „kein Wunder“, sondern diese verdanke man einer „großen politischen Idee von seinerzeit“. Er sei überzeugt: „Nur ein gemeinsames Europa kann eine gute friedvolle Zukunft sichern.“
Eine große Verantwortung für das gemeinsame Europa habe man in den Regionen, in diesen könne man den Menschen Orientierung, Wurzeln und Heimat geben, nach denen sie sich sehnten – das gelte in Richtung Brüssel genauso wie in Richtung Bundespolitik und Zentralisten. In Niederösterreich garantiere man den Menschen eine gute Versorgung mit den Dingen des Zusammenlebens – „sowohl in den Zentralräumen als auch in den ländlichen Regionen“.
Seriöse Arbeit mit Bodenhaftung
Die „Zusammenarbeit als Zeichen des politischen Stils“ in Niederösterreich habe das Land stark gemacht und habe dem Land große Erfolge gebracht. Man habe gezeigt: „Klare Mehrheiten bedeuten klare Entscheidungen und klare Mehrheiten sind kein Hindernis für die Zusammenarbeit.“ Ein Beispiel dafür sei, dass 98 Prozent der rund 55.000 Regierungsbeschlüsse während seiner Regierungszeit einstimmig gefasst worden seien. Dieses Bekenntnis zur Zusammenarbeit habe er von seinen Vorgängern übernommen und dieses Vermächtnis möchte er gerne weitergeben, sprach Pröll die Bitte aus: „Bewahren wir uns in unserem Heimatland Niederösterreich diesen Geist der Zusammenarbeit auch am Weg in die Zukunft.“
Er habe die Endstation seiner Dienstreise erreicht: „Es war eine Reise, die mein ganzes Leben politisch bestimmt hat und die mehr als die Hälfte meines persönlichen Lebens geprägt hat“. Auf dieser Reise habe es immer nur ein Ziel gegeben: Niederösterreich. Pröll abschließend: „An diesem Niederösterreich hänge ich mit jedem Herzschlag!“ „So bitte ich euch heute: Gebt alles für Niederösterreich.“
„Mit Erwin Pröll verlässt eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit außerordentlich politischer Begabung die politische Bühne“, zollte Landtagspräsident Hans Penz dem scheidenden Landeshauptmann Respekt. Er habe Niederösterreich jahrzehntelang geprägt. Sein Wort habe Gewicht – im Bund, in den Bundesländern und auf europäischer Ebene. Erwin Pröll habe gezeigt: „Föderal handeln und europäisch denken ist kein Widerspruch.“ Er habe einen „Intellekt, Instinkt und Intuition“, betonte Penz, dass Pröll immer Leidenschaft bewiesen habe. Heute habe man das „modernste und vielfältigste Niederösterreich, das es je gab“. Penz bedankte sich bei Pröll und seiner Familie und gab ihm die allerbesten Wünsche mit auf den Weg.
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- Abschied Proell: NLK/Reinberger