Blauzungenvirus – Impfung wird dringend empfohlen

Eine klassische „Blauzungennase“ mit geröteten Schleimhäuten. Dem Tier geht es in diesem Stadium noch gut.

Die Impfung ist die einzig wirksame Möglichkeit, die Verbreitung des Blauzungenvirus (BTV) zu stoppen. Dieser eindeutige Befund stammt von zwei Tierärzten aus stark von der Blauzungenkrankheit betroffenen Regionen in Deutschland. Am Donnerstag der Vorwoche berichteten sie im Rahmen eines Online-Seminars der Tiergesundheit Österreich über ihre Erfahrungen mit der Bekämpfung des Blauzungenvirus.
Aus der Rinderpraxis stand mit Nico Beckers-Schwarz aus Nordrhein-Westfalen ein ausgewiesener Fachmann am Vortragspult. Für die Schafpraxis gilt selbiges für Karl-Heinz Kaulfuß aus Sachsen-Anhalt.
Beide Tierärzte führen neben ihrer Praxis jeweils auch eigene Milchvieh- oder Schafherden. Seit etwa Mitte Juli haben beide Veterinäre und deren Mitarbeiter jeweils mehr als 60.000 Dosen gegen BTV geimpft.

Milchleistung fällt drastisch zurück

Als häufigstes Symptom der Blauzungenkrankheit bei Rindern beschrieb Beckers-Schwarz Entzündungen und starke Schädigungen der Schleimhäute, insbesondere an Nase, Maul und Augen. Massive Probleme verursachten zudem Schwellungen an den Füßen. Die Schleimhautläsionen sind schmerzhaft, die Tiere fressen weniger. Bei Kühen in Milch kann die Leistung um mehr als ein Drittel abfallen.
Auch wenn letale Verläufe eher selten sind und die Tiere meist schnell genesen, seien „am Ende schnell zehn Liter Milch pro Tag weg“, so Beckers-Schwarz.
Als vorbeugende Maßnahmen empfahl der Tierarzt, es den die Viren übertragenden Gnitzen möglichst ungemütlich zu machen. Das heißt:
• Lüfter an, und zwar Tag und Nacht,
• keine Nachtweide und Licht aus in der Nacht, denn Abends sind die Gnitzen am aktivsten und stechen neu und massiv,
• Immunsystem stärken, Vitamin E ist nicht so teuer,
• Futter optimieren und anpassen.
Was die Impfung betrifft, so konzentrierte sich Beckers-Schwarz der Dringlichkeit wegen zunächst auf die Milchkühe. Mit Ausnahme offensichtlich kranker Tiere wurden alle Tiere der behandelten Herden geimpft. Für die Impfung spricht, dass sich die behandelten Herden deutlich schneller beruhigen und die Leistungseinbußen deutlich geringer sind. Bei Rindern sollte die Wiederholungsimpfung nach drei Wochen jedenfalls durchgeführt werden.

Schafe leiden am stärksten

Was die Schafe betrifft, so berichtete Kaulfuß eindringlich von den starken Schmerzen und der hohen Letalität, welche das BT-Virus bei den Tieren auslöst. Kaulfuß appelliert: „Empfehlen Sie die Impfung, impfen Sie und lassen Sie impfen.“ Jede zögerliche Haltung könne sich in kürzester Zeit als fatal herausstellen.
Auch wenn jetzt im Herbst kühlere Temperaturen zu erwarten sind, blieben beide Tierärzte bei ihrem dringenden Impfaufruf.

BT-Virus überdauert auch den Winter

Denn die Aktivität der Gnitzen als Überträger gehe erst unter 4 °C stark zurück. Zu beachten sei zudem, dass infizierte Rinder das BT-Virus bis zu 100 Tage lang im Körper tragen und weitergeben. Somit komme mit den ersten Gnitzen-Stichen im Frühjahr der Infektionskreislauf wieder neu in Gang. Die Wirkung der Impfung sei mit etwa einem Jahr zu veranschlagen.
Was Österreich betrifft, können die Tierhalter somit noch im Herbst in ihren Tierbeständen eine Immunität aufbauen, die zumindest über den nächsten Sommer reicht. Wichtig sei zudem eine möglichst hohe Impfrate in einer Region, optimalerweise von mehr als 80 Prozent aller Tiere. Am Markt sind aktuell drei Impfstoffe verfügbar. Eine Abstimmung mit den Betreuungstierärzten wird empfohlen.
Eine YouTube-Aufzeichnung der Vorträge ist online abrufbar.

TGÖ-Info-youtube

- Bildquellen -

  • 2439 W BTV Kuh: Nico Beckers-Schwarz / LandVet
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QuelleH.M.
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