Die Unkrautbekämpfung in Wintergetreide im Herbst hat sich in den vergangenen Jahren als zuverlässig wirksam erwiesen. In Wintergerste, Winterroggen, Wintertriticale und auch in früh angebautem Winterweizen ist die Herbstanwendung in vielen Gebieten bereits eine Standardmaßnahme. Dafür gibt es gute Argumente:
• Arbeitsspitzen werden entschärft,
• die Felder sind meist gut befahrbar,
• die verfügbaren Wirkstoffe ermöglichen aktives Resistenzmanagement und
• schwer bekämpfbare Ungräser lassen sich gezielt bekämpfen.
Bei den Problemgräsern Ackerfuchsschwanzgras und Weidelgras gibt es gegenüber der Herbstbehandlung kaum eine wirkungsvolle Alternative. Bei Windhalm hat die Herbstanwendung eine sichere Wirkung.
Das Ackerfuchsschwanzgras wird noch oft unterschätzt. Aus einzelnen Pflanzen kann aber binnen kurzer Frist ein großes Problem entstehen, denn die Pflanze hat ein hohes Samenpotenzial. Zudem sind die Samen bis zu zehn Jahre keimfähig. Der überbetriebliche Maschineneinsatz fördert die Verbreitung.
Bei extremem Druck wird sogar eine Spritzfolge – Herbstbehandlung gefolgt von Frühjahrsbehandlung – notwendig sein. Die Erfahrungen aus dem heurigen Frühjahr bestätigen, dass eventuelle Korrekturen im Frühling so früh wie möglich gemacht werden müssen, um noch vernünftige Wirkungen zu erzielen.
Auf Zeitpunkt und Dosis kommt es an
Bei Ackerfuchsschwanz und Weidelgras sollte spätestens beim Auflaufen im Herbst behandelt werden. Zahlreiche Exakt- und Praxisversuche der vergangenen Jahre bestätigen die gute Wirksamkeit der Applikation in den Auflauf von Ackerfuchsschwanz oder auch von Weidelgras.
Um nachhaltigen Bekämpfungserfolg zu erreichen, braucht es Wirkungsgrade der Behandlungen von nahezu 100 Prozent. Voraussetzung für solch hohe Wirkungsgrade ist ein optimaler Bodenschluss durch ein gut rückverfestigtes Saatbeet.
Was den Wirkstoff betrifft, so sollte der gräserwirksame Wirkstoff Flufenacet (HRAC-Gruppe K3) zur Anwendung kommen. Die Flufenacet-Aufwandmenge sollte für eine gute Wirkung 240 g/ha betragen.
Dies ist mit folgenden Produkten erreichbar:
• 0,6 l/ha Battle Delta,
• 0,6 l/ha Nucleus,
• 0,5 l/ha Cadou SC,
• 0,48 l/ha Sunfire sowie
• 1,0 l/ha Pontos.
Alle angeführten Mittel sollen im Vorauflauf bis fünf Tage nach der Saat angewendet werden. Battle Delta, Nucleus und Cadou SC haben aber bei einem Einsatz auf leichten bzw. mittleren Böden eine geringere Aufwandmenge. Manche Produkte, etwa Sunfire, haben auf leichten Böden keine Zulassung. Bei Fragen unterstützt die Lagerhaus-Pflanzenschutzberatung.
Fuchsschwanz-Strategie auch bei Weidelgräsern
Als zusätzliches „Problem-Ungras“ haben sich mittlerweile in vielen Regionen auch Raygräser/Weidelgräser herauskristallisiert. Vereinzelt gibt es schon nachgewiesene Resistenzen gegenüber Sulfonylharnstoffen (HRAC-Gruppe B) und ACCase-Hemmern (HRAC- Gruppe A). Für eine wirksame Kontrolle dieser Gräser braucht es dieselbe Vorgangsweise wie beim Ackerfuchsschwanzgras (Wirkstoff Flufenacet). Es ist jedoch zu beachten, dass das Produkt Sunfire nur eine Zulassung gegen den Ackerfuchsschwanz besitzt.
Breite Produktpalette gegen Windhalm
Wenn es um die Kontrolle von Unkräutern und Windhalm (ohne Ackerfuchsschwanz und Weidelgras) geht, sind Lösungen wie Auros Xpert, Carmina Perfekt, Kwizda Getreidepack-Herbst, Trinity, Stomp Perfekt und Viper Compact gut wirksam.
Auch die Produkte Battle Delta (0,4 l/ha), Mateno Pack oder Pontos (0,5l/ha), jeweils in Tankmischung mit 40 g/ha Flame Duo (im Nachauflauf) sind eine gute Wahl.Problemunkräuter wie Ausfallraps, Kamille, Klettenlabkraut, Kornblume, Klatschmohn und Storchschnabel werden von Flame Duo im Nachauflauf sehr gut erfasst. So hat Flame Duo folgende Eigenschaften: breit wirksam, temperaturunabhängig und preisgünstig. Das mit Abstand beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat Flame Duo mit 40 g/ha als Komponente in Tankmischungen. Flame Duo ist mit vielen Herbstprodukten mischbar.
• Ein Praxistipp, der maximale Sicherheit gegen Windhalm und Unkräuter bietet, ist Battle Delta (0,4 l/ha) plus Flame Duo (40 g/ha) im Stadium BBCH 13.
• Neu seit vergangenem Herbst ist Auros Xpert, eine breit wirksame Herbizidkombination aus Boxer und Flame Duo. Die Aufwandmenge beträgt 2,5 l/ha Boxer und 37,5 g/ha Flame Duo.
Der Einsatz von Auros Xpert ist in Winterweichweizen, Wintergerste, Winterroggen, Wintertriticale, Winterhartweizen und Dinkel möglich. Diese Kombination bietet mit dem bodenaktiven Wirkstoff Prosulfocarb und den blattaktiven Wirkstoffen Tribenuron und Florasulam eine sichere Wirkung über Blatt und Boden. Die Kombination dieser Wirkstoffe bekämpft Windhalm, einjährige Rispe und alle wichtigen Unkräuter.
Optimaler Termin für die Anwendung ist das Drei-Blattstadium des Getreides.
Gegen den Ackerfuchsschwanz wird eine Tankmischung aus Boxer und einem zugelassenen Flufenacet-Produkt im Vorauflauf empfohlen. Zu beachten sind die zugelassenen Kulturen. Das im Pack enthaltene Flame Duo kann dann später ab ES 13 gegen Problemunkräuter wie Kornblume, Klatschmohn und Storchschnabel eingesetzt werden.
Korrekturmaßnahmen im Frühjahr
Bei starkem Unkraut- und Ungrasdruck kann es vorkommen, dass Korrekturmaßnahmen im Frühjahr notwendig sind. Zu diesen speziellen Fällen beraten auch die Lagerhausfachleute. Gerade bei Korrekturspritzungen ist auf die Wahl der richtigen Produkte bzw. Wirkstoffe in den verschiedenen Getreidearten zu achten. Besonderes Augenmerk ist darauf zu richten, dass viele Produkte oder Wirkstoffe nur einmal pro Vegetationsperiode oder pro Jahr eingesetzt werden dürfen. Weiters zu beachten sind eventuelle Zwei- oder Dreijahresauflagen. Zur Anwendung der Pflanzenschutzmittel sind die Gebrauchsanweisung und der aktuelle Zulassungsstand einzuhalten. Bei Tankmischungen sind auch die Auflagen der einzelnen Mischpartner zu berücksichtigen. Der aktuelle Stand der Zulassungen ist im amtlichen Pflanzenschutzmittelregister abrufbar. Auch sonstige Anwendungshinweise und Auflagen sind einzuhalten – dies gilt insbesondere für die Auflagen zur Einsatzhäufigkeit von flufenacethaltigen Produkten.
Aufzeichnungen tagesaktuell führen
In puncto Konditionalität und ÖPUL ist zu beachten, dass Aufzeichnungen der Pflanzenschutzarbeit genau und tagaktuell geführt werden müssen. Nicht zuletzt sei auch daran erinnert, dass neben dem Herbizideinsatz auch vorbeugende pflanzenbauliche Maßnahmen, wie zum Beispiel richtige Stoppelbehandlung oder „falsches Saatbeet“ den Unkraut- und Schädlingsdruck deutlich mindern können.
Blattläuse sind Virusüberträger
Blattläuse übertragen das Gelbverzwergungsvirus (BYDV). Das Virus hat ein großes Schadpotenzial, das insbesondere bei der Wintergerste bis hin zu Totalausfällen reicht. Das Krankheitsrisiko kann durch Blattlauskontrolle reduziert werden. Es gibt auch Sorten, die resistent gegenüber dem Gelbverzwergungsvirus sind.
Bei der Anwendung von Herbiziden im Nachauflauf können bei Bedarf Insektizide in einer Tankmischung mitausgebracht werden. Virusübertragende Blattläuse werden hier in einem Arbeitsgang einfach miterfasst. Bei lang anhaltender, schöner Herbstwitterung müssen die Bestände regelmäßig beobachtet werden. Wenn notwendig, sollten die Insektizidbehandlungen wiederholt werden. Bitte beachten Sie die Zulassung und die maximale Anzahl der Anwendungen der verschiedenen Insektizide. Wichtig ist die richtige Anwendung zum richtigen Zeitpunkt. Die Blattläuse müssen bei der Behandlung gut getroffen werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen.
Erfahrene Praktiker sind fest davon überzeugt, dass neben dem Einsatz von Insektiziden auch der spätere Anbauzeitpunkt bei Wintergerste einen positiven Einfluss hat.
Ein aktuelles Bild zum Befallsdruck bei Getreidevirosen liefert das von LK Österreich und AGES durchgeführte Monitoring von Blattläusen und Zikaden an Ausfallgetreide. Die aktuellen Ergebnisse für 2024 sind bereits online abrufbar.
- Bildquellen -
- Weizen Herbizid 121 ID97467: agrarfoto.com