Laut Österreichischer Raumordnungskonferenz (ÖROK) wurden 2022 rund 6,7 Prozent der Landesfläche in Anspruch genommen, das entspricht 17 Prozent des Dauersiedlungsraumes. Damit liegt Österreich bei der Flächeninanspruchnahme im europäischen Mittelfeld. Der genannte Flächenanteil setzt sich zusammen aus 30,4 Prozent Verkehrsflächen, 61,2 Prozent Siedlungsflächen, 5,8 Prozent Freizeit- und Erholungsflächen sowie 2,6 Prozent Ver- und Entsorgungsflächen. Der Anteil an versiegelten Flächen an der Flächeninanspruchnahme liegt bei 52 Prozent. Damit sind rund 3,5 Prozent der Fläche Österreichs versiegelt, rund 9 Prozent des Dauersiedlungsraumes.
„Das ist alles noch viel zu hoch. Beim Schutz des Bodens dürfen wir keine Zeit verlieren. Wir sind es den kommenden Generationen schuldig, unseren Bodenverbrauch zu reduzieren“, sagt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig.
Immerhin: Mit dem Monitoring hat die ÖROK laut Totschnig „nun einen wichtigen Schritt zur Umsetzung der Bodenstrategie geschaffen“. Und auch wenn es für die Einigung auf konkrete Ziele in der Bodenstrategie weiterhin Überzeugungsarbeit unter allen ÖROK-Partnern zu leisten gilt – laut dem Minister bestehe bereits „ein breiter Konsens zu den Maßnahmen der Strategie“. Es geht dabei um landwirtschaftliche Vorrangzonen, Reduktion von Baulandüberhängen, auch um Einschränkung flächenintensiver Nutzungen. In der Raumordnungskonferenz haben sich die Gemeinden, Städte, die Länder und alle Ministerien darauf geeinigt, die Arbeiten an der Umsetzung des Aktionsplans zur Bodenstrategie unverzüglich in Angriff zu nehmen, heißt es aus dem Ministerbüro.
LK-Präsident Moosbrugger zeigt sich alarmiert
Für den Präsidenten der LK Österreich, Josef Moosbrugger, sind „Flächenversiegelung und Klimaverschlechterung derzeit die größten Gefahren für die heimischen Böden als wichtigste Grundlage unserer Lebensmittelproduktion“. Österreichs Bäuerinnen und Bauern würden längst mit gezielten Bodenschutz-Maßnahmen auf die sich verändernden Klima-bedingungen reagieren. „Um den Flächenfraß zu stoppen, braucht es allerdings dringend eine Umsetzung des gemeinsam von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden ausgearbeiteten Aktionsplans zur Bodenstrategie. Er mahnt, dieses für Österreich so wichtige Thema nicht als politischen Spielball zu missbrauchen.
Die Bäuerinnen und Bauern betreiben über das Österreichische Agrar-umweltprogramm (ÖPUL) längst mit Humusaufbau oder Erosionsschutz aktiven Bodenschutz. Mehr als zwei Drittel der heimischen Betriebe vermeiden mit Zwischenfrüchten und Begrünungen Bodenabtrag, schaffen günstige Voraussetzungen für das Bodenleben. Moosbrugger: „All das bringt jedoch nur wenig, wenn die besten Böden verbaut und versiegelt werden.“ Daher gilt es, mit der Bodenstrategie landwirtschaftliche Vorrangflächen auszuweisen, die für andere Zwecke nicht genutzt werden dürfen. Gewerbe-, Einkaufs- und Parkflächen dürfen nicht mehr auf unbebautem Land entstehen.
Indes verweist die Hagelversicherung auf eine Umfrage, nach der sich eine Mehrheit der Österreicher eine dringende Verbindlichkeit beim Bodenschutz wünscht. „82 Prozent der Befragten wollen eine Begrenzung des Bodenverbrauchs mit 2,5 Hektar pro Tag“, so der Vorstandsvorsitzende der ÖHV, Kurt Weinberger. Mit derzeit 11,5 Hektar liege der Bodenverbrauch um das Vierfache über dem im aktuellen Regierungsprogramm verankerten 2,5-Hektar-Ziel des Bundes. Auch habe die Umfrage klar ergeben, dass sich die Österreicherinnen und Österreicher einen stärkeren Einsatz der Politik gegen die Bodenverbauung erwarten. Besonders gefordert sind annähernd gleich die Bundes- und Landespolitik. Meinungsforscher Werner Beutelmeyer ortet daraus sogar Wahlvorteile für jene Parteien, die das Thema Bodenverbrauch aufgreifen. Bekanntlich wird in Österreich 2024 der Nationalrat neu gewählt.
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- Erschliessung eines neuen Baugebietes: ThomBal - stock.adobe.com