„Ohne Gentechnik“ bringt hierzulande 4,5 Mrd. Euro Umsatz/Jahr.

In einem offenen Brief haben sich dieser Tage führende Vertreter des europäischen Lebensmittelhandels an die EU-Kommission und das EU-Parlament gewandt. Darin fordert der Handel, dass bei der kommenden Entscheidung zum neuen Rechtsrahmen für die Pflanzenzüchtung mit tels CRISPR/Cas-Verfahren, auch bekannt als NGT, weiterhin Wahlfreiheit, Biolandwirtschaft und zunehmend nachgefragte Lebensmittel „ohne Gentechnik“ durch die Politik nicht gefährdet werden.

Vorsorgeprinzip gefordert

In Österreich unterstützen alle namhaften Handelsketten das Schreiben, auch deren Branchenvertreter, der Handelsverband. Dessen Geschäftsführer Rainer Will spricht sich für die Einhaltung des Vorsorgeprinzips auch bei NGT aus. „Wir alle haben ein Recht darauf zu erfahren, woher das Essen auf unseren Tellern kommt und wie es produziert wurde“, zeigt sich Will mit den Konsumenten solidarisch. Kein Wunder, man stehe schließlich „in unmittelbarer Beziehung mit den Verbrauchern“, welche gentechnisch veränderten Lebensmitteln ablehnend gegenüberstünden, so der Wortlaut im Brief an die Brüsseler Vertreter. Dass NGT-Züchtungen gänzlich ohne artfremdes Erbgut auskommen und damit anders zu bewerten seien als klassische Gentechnik, klammert der Handel trotz eindringlicher Aufrufe der Wissenschaft indes aus.

Abstandsregelungen und Mitteilungspflichten

Konkret werden im Schreiben eine „lückenlose Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung von NGT entlang der gesamten Warenkette“ sowie „europaweit einheitliche Koexistenz-Maßnahmen“ gefordert. Hier schweben den Händlern Abstandsregelungen und Mitteilungspflichten für Bauern vor, welche Pflanzen aus besagter Züchtung anbauen. Damit soll dem Schutz des boomenden „Ohne Gentechnik“- Geschäfts Genüge getan werden. Angaben des Handelsverbandes zufolge erwirtschaftet dieses allein in Österreich jährlich einen Umsatz in Höhe von 4,5 Mrd. Euro. Sollte all dies nicht passieren, rechnen Europas Lebensmittelhändler mit Kostensteigerungen für die Sparte, welche „letztendlich von den Konsumenten“ getragen werden müssten. Auch in möglichen Patenten auf Saatgut orten sie „Potenzial als Preistreiber“. Gerade in Zeiten hoher Inflation“ wäre das für ihre Kunden untragbar.

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AUTORClemens Wieltsch
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