Schwenden: Auf der Alm, da gibt’s viel Unkraut

Die Verbuschung der Almen ist ein zunehmendes Problem, wie hier im Bild durch Erlen am Elm in der Steiermark. Es machen sich Problempflanzen breit und Futterfläche geht verloren. Grund genug für das Kuratorium für Landtechnik, das Schwenden mit aktuellen Methoden neu zu propagieren.

Lust aufs Schwenden? Eher nicht. Es bedarf schon einiger Motivation und Mühen, Almweiden freizuhalten von Weißem Germer, Rostroter Alpenrose, Wacholder und Grünerlen. Der Lohn in Form guter Weideflächen ist zwar groß, will aber oft mit sehr viel Schweiß verdient sein.

Motivation durch nachhaltigen Erfolg

Genau dieses Problemkreises hat sich jüngst das ÖKL mit einem Webinar zur „Vermeidung von Verbuschung“ angenommen. Denn echte Motivation zum mühsamen Schwenden erwächst nur dann, wenn sich ein nachhaltiger Erfolg einstellt und damit wertvolle Weide- oder Futterflächen zurückgewonnen werden.
Wie das gelingt, dazu referierten
• Susanne Aigner, die in Kärnten ein Ökologiebüro führt,
• Josef Obweger, Obmann von Almwirtschaft Österreich und Lehrer an der LFS Litzlhof, sowie
• Thomas Huber vom Sensenverein Österreich.

Laut Susanne Aigner sei es zunächst wichtig, den Standort samt Bodeneigenschaften zu kennen. Also ob es sich um silikatische, eher saure oder um kalkreichere, basische Standorte handelt.
Typische Probleme auf Silikatböden bereiten Rostrote Alpenrose, Wacholder und Heidelbeere. Auf Kalkgestein mache sich verstärkt die Latsche breit. Die Grün- oder Alpenerle ist bezüglich Kalkgehalt des Bodens ein Universalist, am besten wuchert sie auf frischen, nassen Standorten. Bei niedriger gelegenen Almen können auch Nadelbäume wie Fichte, Lärche, Zirbe, aber auch Laubgehölze zum Problem werden.

Was klein aufkommt, kann man ausreißen

Die erste Handarbeitsstufe des Schwendens ist das händische Ausreißen. Laut Aigner ist diese Methode nur bei Wacholder geeignet. Den Germer sollte man ausdrehen. Bei der Alpenrose scheitert man mit dieser Methode. Sinnvoll sei sie jedoch bei aufkommenden kleinen Fichten und Lärchen, die man bei jedem Gang über die Alm gleich „mitnimmt“.
Effektiv gegen Zwerg­sträucher einsetzen lässt sich die Astschere. Der Arbeitsaufwand ist zwar groß, wenn aber zwei Personen zusammenarbeiten („Einer hält, einer zwickt“), dann seien auch größere Flächen etwa mit Latschen oder Erlen zu bewältigen.
Eine aktuelle Weiterentwicklung sind akkubetriebene, elektrische Baumscheren, die hohe Schnittkräfte ermöglichen. Ein Plädoyer hielt Aigner zudem für die Schwendsense, mit der sich insbesondere bei der Grünerle einfach und effektiv ein enormes Tempo erreichen lässt.

Quelle: ÖKL
Mit einem Mulchmesser wird der Freischneider zu einem effektiven Werkzeug gegen Wacholder und Grünerlen.

Sind die Erlen allerdings schon höher gewachsen, dann erleichtert der Einsatz eines Freischneiders die Arbeit wesentlich. Es gibt für das Gerät verschiedene Aufsätze wie Dreizack oder Sägeblätter, unter denen sich Mulchmesser (zwei- oder dreiteilig, mit gebogenen Enden) gut bewähren.
Gute Ergebnisse liefern Freischneider bei Almrosen, Wacholder und auch Grün-
erlen. Der Vorteil der Mulchmesser liege darin, dass die Äste weniger gut ausweichen oder sich wegbiegen können. Mit feineren Werkzeugen könne man auch Ungräsern wie der Rasenschmiele gut zu Leibe rücken.

Quelle: ÖKL
Geräteträger sind für den überbetrieblichen Einsatz qualifiziert. Wichtig ist das „Aufräumen“ des Häckselgutes nach dem Einsatz.

Weitere Mechanisierungsstufen sind Geräteträger, Motormäher und Mähtracks.
Bei Geräteträgern (wie ibex G2) betragen die Anschaffungskosten allein für das Grundgerät schon mehr als 30.000 Euro. Somit sei deren Einsatz gut zu überlegen (Mähen, Weidenachpflege, Schwenden) oder ein überbetrieblicher Einsatz anzustreben. Dabei ist mit Stundensätzen ab 80 bis 85 Euro zu kalkulieren. Funkgesteuerte Mähraupen (MDB LV 600) oder Bagger mit Fräskopf (Menzi Muck) leisten zwar volle Arbeit, wichtig sei deren gezielter Einsatz. Große Bodenverletzungen können kontraproduktiv sein.

Schwendflächen muss man auch aufräumen

Sehr wichtig war Aigner zu betonen, dass man die geschwendeten Flächen auch zusammenräumen muss. Das mache zumindest ebenso viel Arbeit wie das Schwenden selbst. Man sollte sich deshalb nicht zu große Flächen auf einmal vornehmen.
Beseitigt man die Sträucher, so gilt es auch, die Streuschicht darunter aufzuarbeiten und einzusäen. Erst wenn die Schwendfläche aufgeräumt ist und auch das überständige Gras gemäht wurde, ist die Arbeit fertig. So gesehen kann das Schwenden mit der Motorsense „gleich günstig“ ausfallen wie mit Bagger samt Fräßkopf.

Ergebnissicherung in den Folgejahren

Weil Problempflanzen und Verbuschung „hartnäckige Gegner“ sind, braucht es auch in den Folgejahren eine „Ergebnissicherung“. Weidetiere können eine arbeitserleichternde Hilfe sein.
Josef Obweger stellte dazu die sehr guten Erfahrungen mit Ziegen, Schafen und Pferden sowie, gewiss etwas exotisch, auch mit Lamas vor. Wichtig ist, dass zu einem nachhaltigen Schwendergebnis auch ein passendes Weidemanagement gehört.

Weidetiere sichern nachhaltigen Erfolg

Grundlegend dafür ist ein stärkerer Weidedruck auf den geschwendeten Flächen, der die beseitigten Sträucher am Neuaustrieb hindert. Vor allem Ziegen leisten hier bei Erle und Alpenrose gute Dienste. Dass die Alpenrose etwas giftig ist, kann man durch Umkoppeln der Tiere entschärfen.
Weiters empfahl Obweger für Problemflächen einen möglichst frühen Auftrieb, die den Aufwuchs von Saisonbeginn weg klein halten. Zudem könne man durch Koppeln den Weidedruck erhöhen.
Als gut geeignet dafür hat sich auf der Litzlhofalm ein zweidrähtiger Elektrozaun erwiesen. Beim Weißen Germer hat sich laut Obweger das Ausdrehen bewährt, wobei man wegen der Giftigkeit der Pflanze unbedingt Handschuhe tragen sollte. In die Vertiefung über der verbliebenen Wurzel kann man Sägespäne streuen, damit diese schneller ausfault. Beweidung mit Pferden rückt auch jungen Germer-Pflanzen zuleibe.

Bei den Zwergsträuchern zeigen auch die Ergebnisse auf der Litzlhofalm, dass sauberes Aufräumen der Schwendflächen plus verstärkter Weidedruck die wirkungsvollsten Maßnahmen sind. Auf sauren Standorten ist zudem eine Düngegabe von Hyperphosphat, eventuell noch ergänzt mit einer extra Kalkgabe, förderlich für den Aufwuchs einer Nachsaat. Bezüglich Nachsaat hat Obweger sehr gute Erfahrung mit „Schlafsaat“ gemacht. Dabei wurde Alpinsaatgut M1 erst Mitte November, kurz vor dem Wintereinbruch, gesät. Der Erfolg im Frühjahr war eine sehr gute Wiederbegrünung der Fläche mit den erwünschten Futtergräsern.
www.oekl.at

Quelle: ÖKL
Mit der Schwendsense lassen sich krautige bis leicht holzige Almunkräuter effizient niedrig halten.

Die Sense kommt wieder – Museumsgut oder praktischer Helfer für die Handarbeit? Der Sensenverein Österreich ist engagiert, für das etwas angestaubte Werkzeug wieder neue Einsatzmöglichkeiten zu eröffnen. Für Sensenfachmann Thomas Huber war das ÖKL-Schwend-
Webinar der passende Anlass, die Eignung von Sensen zur Alppflege vorzustellen. Hersteller der Werkzeuge ist die Firma Schröckenfux als einzige im Nordalpenraum noch verbliebene Sensenschmiede. Zum Schwenden krautiger Pflanzen mit stärkeren Stengeln gibt es besondere Streusensen, die kürzer und stärker geschmiedet sind. Farne, Alpenampfer und Disteln sind damit gut zu mähen. Ein Vorteil der Sense ist laut Huber, dass man sie leicht mitnehmen kann. Der Sensenwurf ist auch beim Bergsteigen kein Hindernis. Eine entlegene Farnfläche lässt sich so ohne viel Aufwand mähen. Sollten doch stärkere Stängel zu bewältigen sein, dann kommt dafür der „Bart“ (die breiteste Stelle des Sensenblatts, im Foto unten rot lackiert) zum Einsatz. Wichtig für die Effizienz der Arbeit ist ein scharfes Werkzeug. Zum Schärfen ist das Dengeln die geeignete Methode. Keinesfalls darf dafür die Flex verwendet werden, zu hohe Hitze würde der Sense die Härte nehmen.
www.sensenverein.at

- Bildquellen -

  • 2345 W02 Mulchmesser: ÖKL
  • 2345 W03 Ibex G2 Geraetetraeger: ÖKL
  • 2345 W04 Schwendsense FUX: ÖKL
  • 2345 W01 Schwenden Bergwald: Stiftung Bergwald e.V.
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AUTORH.M.
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