LK-Wien: Neuer Präsident angelobt

Der neue Präsident der Landwirtschaftskammer (LK) Wien heißt Norbert Walter. Der 54-jährige Weinbauer und Bauernbundobmann wurde am gestrigen Mittwoch von Landeshauptmann Michael Ludwig angelobt. Er folgt auf den Ackerbauern Franz Windisch. Gleichzeitig erfolgte in der konstituierenden Vollversammlung der LK Wien die Angelobung der neuen Kammerräte.

Franz Windisch war mit 65 Jahren nach einer 15-jährigen Amtszeit als Präsident bei der Kammerwahl im März nicht mehr als Spitzenkandidat des Bauernbundes angetreten.

Der scheidende Präsident hob nach insgesamt 25 Jahre ehrenamtlicher Tätigkeit für die vielfältige Wiener Stadtlandwirtschaft in seinen Dankesworten die Notwendigkeit hervor, den „Blick auf das jeweils Ganze nicht zu verlieren“. Die Landwirtschaftskammer müsse sich

“täglich um die Themenführerschaft bemühen, damit sie ihr nicht andere abnehmen.“

Generell sei der Stellenwert der Stadtlandwirtschaft in Wiens Bevölkerung hoch, die Branche werde geschätzt, deren Mehrwert für die Bevölkerung auch erkannt. Das zeige auch der einstimmige Beschluss des Wiener Landtages zum jüngsten Landwirtschaftsbericht.

Von seinem Nachfolger Norbert Walter wurde Windisch mit dem „Großen Ehrenzeichen in Gold“ der LK-Wien ausgezeichnet. Dabei bezeichnete Walter Windisch als „Glücksfall für die Wiener Landwirtschaft, der viele Dinge vorangetrieben und viele Fundamente gelegt hat, auf denen wir nun weiter aufbauen können.“ Als Beispiel dafür nannte er etwa die Marke „Stadternte Wien“.

Der neue Präsident

Von der Vollversammlung wurde Walter einstimmig zum Nachfolger von Windisch gewählt. Seine Vizepräsidenten sind Martin Flicker und Irene Maria Trunner.
Vertrauen sei „der Goldstandard in jeder Beziehung, auch in jener der Landwirtschaft zur Gesellschaft“, meinte der neue Präsident. Er selbst möchte dieses Vertrauen „entwickeln, aufbauen, stärken und festigen“ und mit Partnern „gemeinsame Lösungen im Sinne der Stadtlandwirtschaft finden“. Als wichtigste Partner nannte er „die EU, den Bund und das Land Wien, die Sozialpartner, die Verarbeitungs- und Vermarktungsbetriebe, den Lebensmittelhandel, aber auch Bildungseinrichtungen und die Konsumentinnen und Konsumenten“. Dazu Walter: „Reden wir miteinander und nicht übereinander.“

Als „konkrete Herausforderungen“ für die Wiener Agrarier nannte Walter die hohen Energie- und Betriebsmittelpreise, das „unverständliche Vorhaben auf Brüsseler Ebene, notwendigen Pflanzenschutz in absolut praxisfernen Größenordnungen einzuschränken“, aber auch den Mangel an Arbeitskräften sowie Stadterweiterungspläne auf Kosten von Flächen für Gärtnerei- und Ackerbaubetriebe. Auch führe der mangelnde Respekt vor dem Eigentum dazu, dass Weingärten zu Selbstbedienungseinrichtungen oder Äcker zu Ablagestätten für Müll werden würden.

Walter kündigte Initiativen im Bildungsbereich an, um Schülerinnen und Schüler, aber auch das Lehrpersonal, über die Stadtlandwirtschaft zu informieren. Im Hinblick auf den Klimawandel sieht er „die dringende Notwendigkeit, alle Techniken zu nutzen, allen voran Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Von der Stadt Wien erwartet sich Walter, vermehrt auf Innovationen zu setzen. Diese seien ein wichtiger Treibstoff für die Landwirtschaft, etwa die Forcierung der Erdwärme oder neue Produktionsformen wie das „Vertical Farming“. Wien könne so zum „Innovation Lab“ für eine moderne Landwirtschaft werden. Die LK-Wien werde sich jedenfalls mit einem „Innovation Day“ engagieren.

Quelle: Harald Klemm
Das neue LK-Wien-Präsidium mit Vizepräsident Martin Flicker, Präsident Norbert Walter, und Vizepräsidentin Irene Maria Trunner.
Die Vizepräsidenten

Sein wieder gewählter Vizepräsident Martin Flicker sieht es als Aufgabe aller gewählten Funktionäre, „sich in jenen Themenbereichen stark zu machen, die den Kammermitgliedern unter den Nägeln brennen“. Er werde sich in der Energiefrage für die rasche Einführung von Geothermie stark machen und tritt auch für „mehr Photovoltaikanlagen auf allen Dächern“ ein. Im Bereich Pflanzenschutz brauche es auch in Zukunft so „viel Pflanzenschutz wie notwendig und so wenig wie möglich“. Im Bereich Vermarktung soll alternativen Vermarktungsformen, wie Automaten, Kisten oder Abhol-Stationen mehr Beachtung geschenkt werden.

Die neu amtierende Vizepräsidentin Irene Maria Trunner sprach sich wie Flicker dafür aus, den Betrieben die benötigten Ressourcen zu sichern. In Hinkunft dürfen „so wenig Böden wie möglich verloren gehen oder versiegelt werden“. Im Hinblick auf den Klimawandel nannte Trunner die Anpassung der Wirtschaftsweise an trockene Perioden, gezielte Bewässerung und die züchterische Optimierung des Saatgutes als notwendige Maßnahmen. Auch müsse den Betrieben stets Treibstoff, Gas und Strom zu angemessenen Bedingungen zur Verfügung stehen. Dem „Jammern“ erteilte sie eine Absage: Wiens Landwirtschaft sei einzigartig und vielfältig, wie jeder einzelne Betrieb auch. Das gelte es zu vermitteln.

Lebenslauf Norbert Walter, MAS CSE

Norbert Walter, MAS CSE, wurde 1968 in Tirol geboren, studierte nach dem Gymnasium in Hall an der Universität für Bodenkultur und absolvierte später den Universitätslehrgang für PR in Wien. Nach seinem Einstieg ins Berufsleben beim Wiener Bodenbereitstellungs- und Stadterneuerungsfonds und bei der Wohnservice Wien, ist er seit 2001 Mitarbeiter der Raiffeisenbank NÖ-Wien. Seine politische Laufbahn begann 2002 als Landesgeschäftsführer der ÖVP Wien (bis 2010). Ab 2005 war er Abgeordneter zum Wiener Landtag und Gemeinderat, ab 2007 bis 2010 Stadtrat. Zwischen 2010 und 2015 abermals Landtagsabgeordneter und Gemeinderat und von 2012 bis 2021 Direktor des Wiener Bauernbundes und seither dessen Obmann. Seit 2016 ist er Landesjägermeister von Wien und ab 2018 Vizepräsident der LK Wien. Seit 19. April ist er Präsident der LK Wien.

- Bildquellen -

  • Kammerpräsidium: Harald Klemm
  • Kammerpräsident: Harald Klemm
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