Der CO2-Ausstoß des Verkehrssektors nimmt zu. Die Bundesregierung will daher die Beimischung von Bioethanol zu fossilen Treibstoffen forcieren.
Der Verkehr verursacht in Österreich knapp ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen. Mit einem Anstieg um 9,9 Mio. t. CO2-Äquivalent seit 1990 weist dieser Bereich in Sachen CO2-Ausstoß die höchste Steigerungsrate aller Sektoren auf. Derzeit wird das von der Agrana in Pischelsdorf (NÖ) produzierte Bioethanol in Österreich aber nur im Ausmaß von 5% zu Benzin (E5) beigemischt. Andere europäische Länder wie Deutschland, Frankreich, Finnland und Schweden setzen hingegen auf eine 10%-ige Beimischung (E10). „Die Energie- und Verkehrswende wird nur dann möglich sein, wenn wir alle Technologien nützen. Die Erhöhung des Bioethanolanteils bei Benzin kann ein nächster wichtiger Schritt sein”, erklärte nun Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger bei einem Besuch in Pischelsdorf. Insbesondere ist der Schritt auch rasch umsetzbar, worauf auch Agrana-CEO Markus Mühleisen hofft.
Genügend Produktionskapazitäten
Die Agrana könnte jedenfalls mit ihrer Bioraffinerie den österreichischen Bedarf an Ethanol für E10 decken. Bis zu 250.000 m3 werden jährlich produziert. Aktuell werden aber nur 40% davon hierzulande für die E5-Beimischung eingesetzt, mehr als die Hälfte wird exportiert. Anders ausgedrückt: Durch den Export werden 60% des Treibhausgas-Einsparungspotentials anderen Ländern gutgeschrieben.
Gut für CO2-Bilanz und weniger schädliche Emissionen
Eine höhere Beimischung von Bioethanol in Benzin würde aber nicht nur Österreichs CO2-Bilanz verbessern, sondern hätte auch einen günstigen Einfluss auf den Partikelausstoß von PKWs. Eine Studie der TU-Wien, die vor einigen Jahren vom Institutsvorstand Univ. Prof. Bernhard Geringer zusammen mit der Agrana vorgestellt wurde, zeigt hier eine markante Reduktion der Feinstaub-Partikel, konkret der Partikelanzahl-Emissionen: Im Vergleich zum herkömmlichen Benzin mit 5% Bio-Ethanol-Anteil kann der Partikelausstoß bei Steigerung auf 10% Bio-Ethanol um bis zu 23% gesenkt werden. Zudem sollen laut Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft Vergleichstests zeigen, dass Super E10 die Stickoxidemissionen im Vergleich zu Super um durchschnittlich 25 Prozent reduziert. Der ÖAMTC geht aufgrund einer Analyse des österreichischen Pkw-Bestandes zudem davon aus, dass – unter Ausklammerung von Oldtimern – über 94 Prozent der Benziner in Österreich E10 tanken könnten.
Eiweißfuttermittel als Nebenprodukt
Und ein weiterer wichtiger Aspekt spricht für die Bioethanol aus Pischelsdorf: Bei dessen Herstellung fällt als Nebenprodukt u.a. auch Eiweißfuttermittel an. Fast in der gleichen Menge, nämlich 190.000 Tonnen pro Jahr. Damit kann 1/3 des österreichischen Soja-Eiweißimportes aus Südamerika – dabei handelt es sich um gentechnisch veränderte Pflanzen – ersetzt werden. “Die Erzeugung von Bioethanol ist eine Win-Win Situation” fasst es die Ministerin zusammen. “Somit können wir im Sinne der österreichischen Eiweißstrategie die Abhängigkeit von Sojaimporten reduzieren.“
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