Das Düngergeschäft im Lagerhaus war 2023 eine Hochschaubahn.

Das teilte RWA-Generaldirektor Reinhard Wolf dieser Tage vor Agrarjournalisten mit. Als Gründe nannte er geopolitische Auswirkungen der beiden Krisenherde Ukraine und Gaza sowie nervöse Reaktionen rund um Rohstoffe, Logistik und Energie sowie die hohe Inflation in Österreich, aber auch den Klimawandel. Letzterer stelle die Landwirtschaft „in den Gebieten, in denen die RWA und ihre Lagerhäuser tätig sind“, neben Österreich auch in Osteuropa und am Balkan, vor wachsende Herausforderungen. Vor allem die zunehmende Trockenheit führe zu Ausfällen und vermehrtem Auftreten von Pflanzenkrankheiten oder Schadinsekten. Das Verbot etwa bewährter Beizmittel setze Kulturen wie Rübe, Kartoffel oder auch Kürbis zu, gleichzeitig fehlen den Landwirten neue Präparate als Alternativen.

Marktverunsicherung bei agrarischen Erzeugnissen

Teils massiv gesunken sind 2023 nicht nur die Preise für Getreide oder Mais – angesichts weltweit markanter Lagermengen, so Wolf – oder auch Dünger. Zurückgegangen sind auch die Vermehrungsflächen für Saatgut. Resümee des Chefs von Österreichs größtem Agrarhandelshaus: „Generell war der Bereich Landwirtschaftliche Erzeugnisse 2023 vor allem durch eine starke Marktverunsicherung und enorme Preisschwankungen geprägt.“ Dass die Exporte von Getreide und Ölsaaten aus der Ukraine trotz des Kriegsgeschehens laufen, habe immerhin zu einer Beruhigung der Märkte geführt. Dagegen sei das Bio-Geschäft aufgrund der Inflationssituation deutlich zurückgegangen.

Gute Geschäfte mit Pellets und PV

Am Energiesektor freute man sich in der RWA im vergangenen Jahr über die enorme Nachfrage nach Pellets, nachdem 2022 in Österreich 20.000 neue Pelletheizungen installiert wurden. 2023 waren es nur mehr 7.000 neue Kessel. Gute Geschäfte machte auch die Konzerntochter Solar Solutions mit Photovoltaik. Dafür gingen Geschäfte mit Diesel (-5%) und Heizöl (-10 %) verloren. Gut gelaufen sei für das Lagerhaus TechnikCenter das Geschäft mit Landmaschinen, vor allem mit Traktoren und Erntetechnik der Exklusivmarke John Deere. Bei Traktoren mit mehr als 150 PS ist diese hierzulande mittlerweile Marktführer, am Gesamtmarkt die Nummer 2.

Wolf: “Das Düngergeschäft war eine Hochschaubahn der Sonderklasse.”

Quelle: RWA/Karl Schrotter
RWA-Lagerhaus-Generaldirektor Reinhard Wolf.

Durchaus zufrieden zeigte sich Wolf auch mit der Futtermittel- Sparte der RWA und so mit den drei Tochterunternehmen Garant, laut Wolf der Marktführer für Mischfutter in Österreich, sowie dem neu erworbenen serbischen Unternehmen PatentCo und der Agromed Austria, Anbieter für Futtermittelzusatzstoffe. Nach anfänglich angespannter Lage am Mischfuttermarkt brachte die zweite Jahreshälfte wieder stabile Verhältnisse. „Die Bereiche Rind und Fisch entwickelten sich stabil, Geflügel erzielte ein weiteres Wachstum, Schweinefutter stand unter Druck.“ Trotz deutlicher Preisreduktionen bei Dünger teils auf Vorkriegsniveau konnten beim Absatz die Einbußen aus 2022 nicht kompensiert werden. 2023 sei das Düngergeschäft laut Wolf „eine Hochschaubahn der Sonderklasse“ gewesen. Für 2024 rechnet Wolf wieder mit steigenden Düngerverkaufszahlen, wenngleich die Ausbringung (wie auch bei Saatgut) „immer exakter, punktgenau“ vonstattengehe. Indes investiert die RWA vorausschauend in neue Anlagen. So entsteht im Garant- Mischfutterwerk in Pöchlarn gerade um 28 Millionen Euro eine energiesparende Großtrocknungsanlage für Nassmais. Diese soll im Herbst eröffnet werden. Das Mischfutter wird ebendort bald in einer nagelneuen Roboteranlage abgesackt.

“Schattendasein” der Erdäpfel

Neben der Erweiterung des Ersatzteillagers in Korneuburg wurde 2023 in Serbien der Bau eines neuen Saatgutwerks in Rumenka begonnen, das bereits im Sommer in Betrieb gehen wird. In Kroatien hat die RWA als Ergänzung ein Futtermittelunternehmen bei Zagreb erworben. Am Rande des Gespräches unzufrieden zeigte sich der Top-Manager übrigens mit dem hierzulande wenig professionellen Umgang mit Speiseerdäpfeln. Da liege vieles im Argen, das Nachtschattengewächs führe als Rohprodukt, im Handel und letztlich auch auf den Speiseplänen der Gastronomie und in Haushalten ein Schattendasein. Die Knollen würden mehr Augenmerk, gar einen eigenen Werbebotschafter verdienen, so der energiegeladene 64-jährige Weinviertler – dem Beobachter alles andere als eine Pensionsreife nachsagen.

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  • Reinhard Wolf: RWA/Karl Schrotter
  • Lagerhausfiliale: Lagerhaus
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AUTORBernhard Weber
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