Das Wiener Schnitzel gilt als die Lieblingsspeise der Österreicherinnen und Österreicher. Das Original muss vom Kalb sein. Wer aber in einem der vielen Wirtshäuser des Landes ein Schnitzel bestellt, bekommt in den meisten Fällen Kalbfleisch aus den Niederlanden auf den Teller. Eine Realität, die nur wenigen bewusst und bekannt ist. Aus gutem Grund. Die österreichische Gastronomie wehrt sich seit vielen Jahren dagegen offenzulegen, wo all die Millionen Rinder, Schweine und Hühner aufgewachsen sind, die in den heimischen Küchen verarbeitet werden. Der Grund dafür ist simpel: Es geht ums Geld. Weil ausländische Landwirtschaftsfabriken effizienter und billiger produzieren können, wird auch dort eingekauft. So importiert Österreich jährlich das Fleisch von bis zu 115.000 Kälbern. In Holland ist das Kalbfleisch knapp ein Drittel billiger als hierzulande. Ähnlich sieht es beim Rindfleisch aus. Obwohl Österreichs Landwirte eineinhalbmal so viel Rindfleisch erzeugen wie verbraucht wird, werden jährlich 80.000 Rinder aus Kroatien, Tschechien und aus der Slowakei zum Schlachten ins Land gebracht. Die Haltungsbedingungen sind in diesen Ländern deutlich schlechter als jene in Österreich, der Stress durch die Tiertransporte enorm. Der Großteil des ausländischen Billigfleisches landet in der Hotellerie, in industriellen Großküchen oder im Wirtshaus ums Eck.
Im Einzelhandel herrscht längst Klarheit über die Herkunft von Lebensmitteln. Nicht so in Restaurants und Kantinen. Und das soll sich laut dem Obmann der Gastronomie in der Wirtschaftskammer, Mario Pulker, auch in Zukunft nicht ändern. Eine Kennzeichnung ist für den Gastronomen ein absolutes No-Go: „In einer freien Wirtschaft sollte man niemanden zu etwas zwingen.“
Aber welche Auswirkungen hat dieser massive Fleischimport auf die heimischen Bäuerinnen und Bauern? Für die „Am Schauplatz“-Reportage „Wo das Schnitzel herkommt“ – zu sehen am Donnerstag, dem 18. Juni 2020, um 21.05 Uhr in ORF 2 – fuhren Nora Zoglauer und Alfred Schwarzenberger quer durch Österreich, um zu dokumentieren, wer die Gewinner und Verlierer im Geschäft mit ausländischem Billigfleisch sind.