Ich habe sie selbst gesehen, die Demos in und um den Landhausplatz. Ich hab es mir angehört, habe die Schilder gelesen. Es ist vieles, was da behauptet wird, sehr mutig. Es mischt sich der Spruch eines Kommunisten (getätigt von eindeutig rechts zuordenbaren Demonstranten) mit dem Anspruch, dass man das Volk sei und der Aussage, dass nur Gott allein über die Gesundheit richten möge. In diesem Zusammenhang stelle ich mehrere Thesen auf. Zum einen gibt es „das Volk“ nicht. Wir sind alle eine heterogene Masse mit unterschiedlichen Ansichten, Talenten, Einstellungen, Wünschen und Möglichkeiten. „Das Volk“ hat es nie gegeben und es erinnert mich ganz stark an nationalsozialistische oder linksradikale Parolen. Oft wird mit falschen Informationen und sogenannten alternativen Fakten ziemlich sorglos und anspruchslos gearbeitet. Das ist das Wesentliche, was mir zu denken gibt. Woher kommt dieses Wissen? Vielfach ist es nur Pseudowissen! Woher kommt die Verneinung der wissenschaftlichen Leistungen? Das Kleinreden der Pandemie? Das Negieren der Gefährlichkeit des Virus? Ich weiß es nicht. Und ich sehe auch, wie schwierig es ist, hier normale, lösungsorientierte Argumente entgegenzuhalten. Das Bemühen der Politik ist aus meiner Sicht da. Es muss nur angenommen werden.
Eines darf man aber nicht vergessen: Der überwiegende Teil des „Volkes“ trägt Maßnahmen und Vorgaben mit. Nicht immer mit Verständnis, aber immerhin. Der Großteil der Menschen in Österreich hat sich impfen lassen, um sich und andere zu schützen. Die große Mehrheit anerkennt, dass eine Pandemie kein Einzelschicksal ist und die Eigenverantwortung in einer funktionierenden Gemeinschaft nicht bei einem selbst endet. Das ist gut und eigentlich sehr beruhigend. Und dem anderen Teil des Volkes muss man mit einer Handreichung entgegentreten, auch wenn dies schwierig ist. Immerhin sind auch diese Minderheiten, die sich derzeit oft sehr groß fühlen, ein Teil des Volkes. Wir alle sind das Volk.
- Bildquellen -
- Magnus Gratl: BZ
- Crowd 2457732: Pixabay