Mit der einstimmigen Wahl zur Obfrau des Landesverbands Bio Austria Oberösterreich, die Anfang April stattfand, übernahm Magdalena Barth die Agenden von Hannes Liebl, der den
Verein in den vergangenen drei Jahren als Obmann führte und schon zuvor viele Jahre im Vorstand aktiv war.
BauernZeitung: Was bewegt eine junge Frau wie Sie, sich als Obfrau für den Verband zu engagieren? Welche Ziele und
Motivationen treiben Sie an?
Barth: Ich beobachte derzeit, wie viele landwirtschaftliche Betriebe für immer ihre Hoftore schließen und dem Strukturwandel zum Opfer fallen. Auch im Bio-Bereich.
Diese Entwicklungen zeigen, wie wichtig es ist, gute Perspektiven für junge Menschen und künftige Betriebsnachfolger auf landwirtschaftlichen Betrieben zu schaffen. Das hat mich bestärkt auch selbst aktiv zu werden und Verantwortung am elterlichen Betrieb und darüber hinaus im Verband Bio Austria zu übernehmen.
Obwohl mich mein Studium eigentlich in eine andere Richtung lenkte, war mir schon seit Jahren bewusst, dass ich meine Zukunft in der Landwirtschaft sehe, ja, dass ich
Biobäuerin werden möchte. Für mich gibt es keine Arbeit, die mich mehr herausfordert, mich mehr an meine Grenzen bringt und zugleich aber so erfüllend und sinnstiftend ist. Wir alle tragen auf unseren Höfen Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft und die hört für mich weder bei der eigenen Stalltüre noch an der Grundgrenze auf. Diese Verantwortung möchte ich am eigenen Betrieb und im Verband wahrnehmen, um gemeinsam eine positive Zukunft für die biologische Landwirtschaft zu gestalten.
Welchen Wert haben Verbände wie Bio Austria für die Bio-Landwirtschaft?
Verbände wie Bio Austria haben einen immensen Wert und Nutzen. Ohne Bio Austria gäbe es in Österreich kaum eine Interessensvertretung für die Bio-Landwirtschaft. Wir sind nahezu in allen agrarpolitisch relevanten Gremien vertreten und bundesweit sowie auf europäischer Ebene vernetzt. Wer würde diese Aufgaben sonst übernehmen? Neben dem umfassenden Beratungs- und Weiterbildungsangebot für die Mitglieder
ist gerade auch die Bewusstseinsbildung bei Konsumenten für die Bio-Landwirtschaft zentral. Bio schützt das Klima und die Bio-Landwirtschaft schafft Biodiversität wesentliche Leistungen für Umwelt und Gesellschaft. Andere stellen hier erst die Fragen, wir Biobäuerinnen und Biobauern liefern bereits jetzt die Antworten. Darüber werden wir künftig noch viel mehr sprechen.
Wie sehen Sie die aktuellen Rahmenbedingungen für die Bio-Betriebe und wo braucht es hier aus Ihrer Sicht Verbesserungen?
Die aktuellen Rahmenbedingungen für Bio-Betriebe sind nicht ideal, das muss man so deutlich sagen. Zum einen bietet die Bio-Maßnahme im neuen ÖPUL kaum einen Anreiz umzustellen, zum anderen lässt sie selbst jene Bäuerinnen und Bauern, die von der biologischen Landwirtschaft überzeugt sind, unzufrieden zurück. Obwohl ich mir sicher bin, dass es eine persönliche Überzeugung für die Wirtschaftsweise braucht, reicht es nicht, sich aus politischer Perspektive auf diese zu verlassen und sich darauf auszuruhen. Wenn allein 2023 knapp 1000 Betriebe aus Bio aussteigen, läuten bei mir die Alarmglocken. Wir brauchen echte Wertschätzung unserer Arbeit, für die Leistungen, die wir für die Umwelt, das Wohl der Tiere und die Gesellschaft als Ganzes erbringen Wertschätzung, die sich auch auf das Einkommen auswirkt.
Was braucht es aus Ihrer Sicht, um die Rahmenbedingungen für die Bio-Landwirtschaft zu verbessern? In welchen Bereichen können Impulse gesetzt werden?
Neben den dringend notwendigen Impulsen aus der Agrarpolitik Stichwort ÖPUL, wie bereits angesprochen braucht es ganz besonders auch Antworten im Hinblick auf die zunehmende Bürokratie. Es ist die Summe an Anforderungen aus dem ÖPUL, der EU-Bio-Verordnung und der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), die den Bio-Betrieben zunehmend über den Kopf wächst und zu Unmut führt. Hier braucht es Vereinfachungen, um den Einstieg und das Wirtschaften in der Bio-Landwirtschaft wieder attraktiv zu machen.
Wichtig wird es zudem sein, neue Bio-Absatzmärkte zu erschließen. Insbesondere im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung liegt viel Potential. Bio Austria ist an diesem Thema dran. Wir setzen uns dafür ein, die Bio-Anteile in der Gemeinschaftsverpflegung zu steigern und dass der Aktionsplan für nachhaltige öffentliche Beschaffung nun endlich verbindlich umgesetzt wird. Dieser sieht vor, dass ab 2025 30 Prozent der Lebensmittel für Einrichtungen des Bundes aus biologischer Produktion stammen müssen, 2030 sollten es 55 Prozent sein. Wenn wir mehr Bio-Anteile haben wollen, dann müssen wir uns auch auf die verbindliche Umsetzung dieser politischen Ziele verlassen können.
Wir brauchen echte Wertschätzung unserer Arbeit, für die Leistungen, die wir für die Umwelt, das Wohl der Tiere und die Gesellschaft als Ganzes erbringen Wertschätzung, die sich auch auf das Einkommen auswirkt. Magdalena Barth
Welche Pläne haben Sie für Bio Austria Oberösterreich in den nächsten drei Jahren?
Gerade wir als Biobäuerinnen und Biobauern dürfen trotz allem zuversichtlich nach vorne schauen. Die Bio-Landwirtschaft bietet die praktischen Lösungen, wie man mit unseren endlichen Ressourcen wie dem Boden nachhaltig und zukunftsfähig umgeht. Wir verzichten beispielsweise auf chemisch-synthetische Düngemittel und schützen so Klima, Boden und Grundwasser. Das ist nur ein Aspekt von den vielen, die künftig für Gesellschaft und Umwelt wesentlich sein werden. Zudem ist es mir ein zentrales Anliegen, dass die Menschen wieder ein Stück näher zusammenrücken. Ich nehme ein Bedürfnis nach Austausch wahr sowohl unter Biobäuerinnen und -bauern, aber auch die Begegnung mit Konsumenten ist wichtig, um ein realistisches, echtes Bild der Landwirtschaft zu zeigen. Das schafft Wertschätzung für das Bio-Produkt selbst und stärkt wiederum die Wertschätzung der Bäuerinnen und Bauern für ihre eigene Arbeit. Dafür möchte ich mich einsetzen, mit dem Verband die hierfür notwendigen Weichen stellen und so gemeinsam die Bio-Landwirtschaft in die nächste Generation führen.
- Bildquellen -
- MagdalenaBarth Hühner C BIOAUSTRIA: Bio Austria
- MagdalenaBarth C BIOAUSTRIA: Bio austria