“Die Bauernhöfe in Europa werden in Zukunft so vielfältig und unterschiedlich sein wie die Agrarlandschaften. Wir haben in Österreich etwa eine kleinstrukturierte Landwirtschaft und das soll auch so bleiben”, betonte der Präsident des Ökosozialen Forums Österreich, Stephan Pernkopf, heute, Montag, anlässlich der Eröffnung der Wintertagung, die unter dem Generalthema “Unser Essen. Unsere Regionen. Wer wird uns morgen versorgen?” steht. Wenn das Geld im EU-Haushalt weniger werde, müssten Wege gefunden werden, um mehr Geld an kleinere und mittlere Höfe zu leiten, so Pernkopf. Darüber hinaus brauche man bessere Preise für die landwirtschaftlichen Produkte, die durch eine Erhöhung der Marktmacht gegenüber dem Handel erreicht werden können. “Klar ist: Unsere bäuerlichen Familienbetriebe sind die ersten und besten Konsumentenschützer, weil sie von vornherein nach höchsten Qualitätsstandards produzieren. Daher ist der Kauf heimischer Lebensmittel nicht nur Klimaschutz, sondern in erster Linie auch angewandter Konsumentenschutz”, so Pernkopf.
Eine Analyse im Vorfeld der Wintertagung zeigte, dass der Strukturwandel in Österreich deutlich langsamer verläuft als etwa in Deutschland. Dies ist auf die kleineren Strukturen zurückzuführen, die für Österreich typisch sind. Ein Vergleich: Ein durchschnittlicher österreichischer Betrieb bewirtschaftet 19 Hektar, ein durchschnittlicher Betrieb in Bayern hingegen 34 Hektar. In Ost-Deutschland sind dies bereits durchschnittlich 245 Hektar und 68 Prozent der dortigen Betriebe bewirtschaften mehr als 500 Hektar.
“Es sind genau die kleinen Strukturen, die bäuerliche Landwirtschaft, die wir unbedingt erhalten und unterstützen müssen”, ergänzte die Präsidentin des Ökosozialen Forums Europa, Elisabeth Köstinger. “Aus einem Überfluss an Nahrungsmitteln zu niedrigsten Preisen, billigen fossilen Rohstoffen und in einer Zeit, in der scheinbar nur mehr einfache Antworten auf komplexe Fragestellungen erwartet werden, starten wir nun in eine Diskussion zur GAP. Die Herausforderungen sind enorm und die Ziele sind klar: Die Produzenten müssen wieder zu starken Akteuren in der Lebensmittelversorgungskette werden, das Preisdumping muss systematisch bekämpft werden und die neue GAP muss die Handschrift der bäuerlichen Familienbetriebe als ökosoziales Erfolgskonzept tragen”, so Köstinger.
Auch der EU-Agrarkommissar Phil Hogan kam extra wegen der Wintertagung nach Wien, um mit den Besucherinnen und Besuchern die zukünftige Ausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu diskutieren. Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter betonte dazu: “Die stabilste und krisenfesteste Form der Landwirtschaft sind unsere bäuerlichen Familienbetriebe und nicht die Agrarindustrie. Dieses Landwirtschaftsmodell gilt es in der zukünftigen Ausrichtung der GAP und im EU-Agrarbudget abzusichern. Um unsere kleinen und nachhaltigen Strukturen zu erhalten müssen wir gemeinsam um jeden Cent kämpfen.” In Agrarkommissar Hogan sieht Rupprechter einen verlässlichen Partner für die bevorstehenden Aufgaben.
Die 64. Wintertagung findet von 30. Jänner bis 3. Februar 2017 statt und beinhaltet insgesamt zehn Fachveranstaltungen für die wichtigsten Produktionssparten der heimischen Landwirtschaft. Neu ist heuer der Fachtag Landtechnik, mit dem sich die Wintertagung den aktuellen Trends in Sachen Smart und Precision Farming widmet. Rund 150 Referenten – darunter auch viele internationale wie zum Beispiel aus der Schweiz, Deutschland und Holland – diskutieren mit aktiven Bäuerinnen und Bauern die neuesten Erkenntnisse und Strategien. Die Wintertagung des Ökosozialen Forum ist die grööte agrarische Diskussions- und Informationsveranstaltung in Österreich.