Zwei Hektar. So viel – oder wenig – landwirtschaftliche Nutzfläche braucht es, um Farmwildhaltung zu betreiben. Damit ist die Haltung von Dam-, Rot- und Sikawild besonders für flächenmäßig kleinere Betriebe interessant. Der meist bescheidene Arbeitsaufwand macht die Farmwildhaltung auch für Personen, die hauptberuflich einer anderen Profession nachgehen, attraktiv. Doch Vorsicht, von Hobbylandwirtschaft ist auch diese Erwerbsart weit entfernt, schließlich braucht es entsprechendes Wissen im Umgang mit den Tieren.
Auch die Vermarktung des Fleisches in Richtung Gastronomie und Konsument will wohl bedacht sein. Bei Letzterem kommt Wildfleisch seit Jahren aber sehr gut an. Warum, weiß Landwirtschaftskammer-Präsidentin Michaela Langer-Weninger: „Wildfleisch vom Bauern ist ein regionales und saisonales Produkt. Also genau die Art von Lebensmittel auf die die Konsumenten immer mehr Wert legen.“
Klassische Direktvermarktung
Aktuell beschäftigen sich in Oberösterreich 670 Betriebe mit der Wildtierhaltung. Ein Großteil der Landwirte – zwei Drittel – hat sich auf Dam- und Sikawild spezialisiert. Das restliche Drittel entfällt auf Rotwild-Halter. In Summe werden durch diese Form der Bewirtschaftung 3000 Hektar Grünland genutzt. Die entsprechenden Gehege sind bei der Mehrzahl der Betriebe bis zu sechs Hektar groß. Eine Wildtierhaltung ist jedoch bereits ab einer Betriebsgröße von lediglich zwei Hektar möglich. Damit ist die Wildhaltung prädestiniert für den Nebenerwerb. Denn neben geringer Flächenausstattung braucht es auch weniger Zeit. Tägliche Gehegekontrollen und die Heu- und Silageernte gehören dennoch dazu.
Intensivste Zeit für Wildhalter ist aber mit Sicherheit der Herbst. Ab September bis in den Winter hinein wird das Jungwild (circa 16 Monate alt) geschlachtet und vermarktet. Die Abgabe an den Endverbraucher erfolgt fast ausschließlich ab Hof bzw. via Direktvermarktung. Ein gewisser Kundenkontakt sollte einem daher liegen.
Wer „wild“ auf dieses neue Betriebskonzept oder neue Produktionsstandbein ist, sollte sich vorab gut informieren. Neben der Kammer ist der Landesverband der landwirtschaftlichen Wildtierhalter eine zentrale Anlaufstelle. Er vertritt seit 40 Jahren die Interessen der bäuerlichen Wildhalter aus Oberösterreich und Salzburg.
„Dass unser Angebot gerne angenommen wird, zeigt der kontinuierliche Zuwachs bei den Mitgliedern. Aktuell gehören 330 Betriebe dem Verband an“, freut sich Obfrau Bernadette Watzenböck. Die Prambachkirchnerin ist seit August im Amt. Erfahrung bringt sie reichlich mit. Seit zehn Jahren bewirtschaftet sie mit ihrem Mann einen Bio-Betrieb mit fünf Hektar Gehege (Dam- und Sikawild) und vermarktet Fleisch und verarbeitete Produkte wie Wildwürste und -pasteten.
Die Zahl der Betriebe kann und soll auch WAchsen. In In den kommenden Jahren gehen wir von einer steigenden Nachfrage aus.
Neueinsteiger sind ihr herzlich willkommen – denn die Ausgangsvoraussetzungen sind gut. „Der Markt für Wildfleisch zeigt sich derzeit durchaus aufnahmefähig. Betriebe, die nach einer alternativen Nutzung ihrer Wiesen suchen und gerne im Weg der Direktvermarktung ihr Produkt für den Konsumenten bereitstellen wollen, sollten die bäuerliche Wildhaltung einschlagen.“
Zusammengefasst: Was Wild braucht
■ Betriebserfordernisse: Weide in Form eines Geheges (mind. ein Hektar), zusätzlich die Hälfte der eingezäunten Fläche für das Winterfutter (Heu, Silage)
■ Planung: Diverse rechtliche Vorgaben sind zu berücksichtigen (Tierschutzgesetz, Jagdgesetz, Bauordnung). Ein LK-Beratungsgespräch ist empfehlenswert. Dabei wird auch die Umsetzbarkeit und die Gestaltung des Geheges besprochen.
■ Zuchttiere: Bei der Bereitstellung bzw. Kontaktaufnahme mit Zuchtbetrieben ist der Landesverband behilflich. Weitere Infos unter: www.wildhaltung.at
- Bildquellen -
- Anmerkung 2021 10 05 130404: ryszard filipowicz – Stock.adobe.com; BZ/Jank