Weizen fiel am Freitag, den 3. Juni erstmals seit Ende April wieder unter 380 Euro pro Tonne. Das ist ein Einbruch von 35 Euro gegenüber der Vorwoche und immerhin 60 Euro weniger als zu den Höchstständen im Mai. Auch andere Getreidearten wie Gerste und Mais sowie die Ölsaaten waren von sinkenden Preisen betroffen. Raps verlor an der Pariser Euronext fast 4 Prozent gegenüber der Vorwoche. Futtermais sank am europäischen Terminmarkt auf 329 Euro je Tonne um 45 Euro weniger als noch Mitte Mai. In Wien wurden einstweilen 323 Euro notiert. Grund war die hypothetische Möglichkeit, dass Getreide über festgelegte Korridore die Schwarzmeerhäfen verlässt und damit die globale Knappheit am Markt gelindert werden würde, wie der Agrarpressedienst AIZ und Agrarheute berichteten.

Diffuse Lage
Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu bezeichnet die Minenräumung im Hafen von Mariupol mittlerweile als abgeschlossen. Der Hafen funktioniere, und erste Frachter hätten angelegt,wird Schoigu von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert. Auch ein weiterer Schwarzmeerhafen sei geräumt worden. Die Vereinten Nationen versuchen mit der Türkei als Vermittler nun auch eine tatsächlichen Betrieb der Häfen zu erreichen. Frachtschiffe sollen beim Einlaufen und Verlassen Begleitschutz durch türkische Kriegsschiffe erhalten.

Verlässt Getreide tatsächlich Ukraine-Häfen?

Ob tatsächlich Getreide die ukrainischen Häfen verlässt, bleibt nach wie vor fraglich. Denn die Kampfhandlungen werden in gewohnter Weise fortgesetzt – am Wochenende zerstörten russische Streitkräfte ein großes Terminal zur Verladung von Getreide und anderen Agrargütern im Hafen von Mykolajiw, wie das ukrainische Wirtschaftsmagazin Business Ukraine auf Social Media berichtete.

Leichter Aufwärtstrend
Als Reaktion auf die erneute Bombardierung von Hafenanlagen reagierten die internationalen Märkte zu Beginn der Woche prompt. Kontrakte für Weizen im September 2022 erreichten an der Pariser Terminbörse kurzfristig wieder 400 Euro je Tonne. Am Dienstag, den 7. Juni gaben die Preise wieder etwas nach und pendelten sich bei rund 390 Euro pro Tonne neuerntigem Weizen ein. Gestützt wird der Preis auch durch ein Unwetter, welches in ganz Frankreich mit Starkregen, Hagel und Sturm für massive Schäden in Gerste und Weizen sorgte.

EU-27: Frankreich ist größter Weizenerzeuger

Frankreich spielt als größter Weizenerzeuger der EU-27 eine wesentliche Rolle im internationalen Getreidemarkt. Die französische Agrarbehörde FranceAgriMer, welche wöchentlich die nationalen Getreidebestände beurteilt, bezeichnete schon Ende Mai nur noch 67 Prozent der Weichweizenflächen als in „gutem“ oder „ausgezeichnetem“ Zustand. Auch der Maispreis zog mit Wochenbeginn wieder an und stand am Dienstag bei 336 Euro pro Tonne für August Kontrakte. Der Maisexport der Ukraine konnte mittlerweile erfolgreich auf die Donau sowie den Straßentransport verlagert werden. Auch aus Brasilien, USA und Kanada erreichen große Mengen die europäischen Futtertröge und Industrie.

Nationale Alleingänge
Unterdessen hat Ungarn sein ursprünglich befristetes Vorkaufsrecht für den Staat im Falle einer ungewissen Eigenversorgung mit Getreide auf unbestimmte Zeit verlängert. Die EU-Kommission beobachtet vorerst, praktische Restriktionen gibt es noch nicht, schreibt das AIZ. Auch Indien vermarktet vorerst nur geringe Weizenmengen – vergangenen Monat nur knapp 470.000 Tonnen. Noch liegen aber, laut Nachrichtenagentur Reuters, etwa 1,7 Millionen Tonnen Getreide in indischen Häfen und drohen durch nahende Monsunregen zu verderben. Exporte passierten nur in Nachbarstaaten.

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AUTORClemens Wieltsch
QuelleAIZ, AgE, Agrarheute
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