Nach dem Lebensmittelgipfel in Oberösterreich bekannten sich die Handelsvertreter immerhin schriftlich dokumentiert per Aussendung sowohl zur verpflichtenden Herkunftskennzeichnung für verarbeitete Lebensmittel in Handel, Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung wie auch zur Eins-zu-eins-Umsetzung der UTP-Richtlinie gegen unfaire Handelspraktiken. Auch die Einrichtung der bereits 2018 von Landwirtschaftsministerium und Handelsverband gemeinsam konzipierten Ombudsstelle will man nun angehen.
Seitens der Landwirtschaft nahmen allen voran LK Niederösterreich-Präsident Johannes Schmuckenschlager sowie der Generalsekretär der LK Österreich, Ferdinand Lembacher, teil. Gegenüber aiz.info betonte Lembacher, man habe erneut den fairen Umgang mit der Landwirtschaft eingefordert. Steigende Kosten und immer höhere Standards müssten sich in entsprechenden Produzentenpreisen und Anteilen an der Wertschöpfung niederschlagen.
Nach heftigen Auseinandersetzungen zwischen Bauern- und Handelskettenvertretern habe der Gipfel laut Handelsverband „einen branchenübergreifenden und konstruktiven Dialog“ zum Ziel gehabt. Wenige Tage zuvor hatte Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger in einem Interview mit dem Magazin profil das Diktat der großen Handelsketten thematisiert und von „erpresserischen Zuständen“ gesprochen. LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger sieht die Bauern „im Würgegriff des Handels“. Und Bauernbund-Präsident Georg Strasser betont seit Langem, die Einkaufsstrategie vieler Handelsketten sei „egal, woher die Produkte kommen, Hauptsache billig“ und damit letztlich ein Preiskampf am Rücken der Bauern.
Alle Handelsbosse waren bei dem Stelldichein dabei
Bei dem Gipfel-Gespräch mit Fritz Poppmeier (Spar Österreich), Marcel Haraszti (Rewe International), Christoph Rief (Hofer KG), Alessandro Wolf (Lidl Österreich), Peter Paul Mölk (MPreis), Josef Pirker (Metro Österreich) und Andreas Haider (Unimarkt), aber auch Manuel Hofer von Transgourmet sowie Rainer Will vom Handelsverband verwiesen die Agrarvertreter auf den laut WIFO-Studie sinkenden Wertschöpfungsanteil des Agrarsektors, auf stagnierende Einkommen bei steigenden Kosten sowie auf den in der jüngsten Agrarstrukturerhebung erneut aufgezeigten Rückgang der bäuerlichen Betriebe. Zusatzkosten würden über die Produkterlöse, wenn überhaupt, nur sehr unzureichend abgedeckt.
Neben Schmuckenschlager und Lembacher nahmen auch Johann Költringer für die Molkereien, Markus Lukas und Mirjam Lichtenberger für die Geflügelbranche, Hartwig Kirner von Fairtrade Österreich, Oliver Jonke von Bauern laden.at, Georg Strasser von Too Good To Go sowie der Agrar-Influencer Hannes Royer teil. Sie alle forderten Vorrang für regional produzierte Ware, die Abgeltung von Zusatzleistungen und längerfristige Vertragsmodelle. Die EU-Richtlinie über unlautere Geschäftspraktiken müsse ebenso rasch umgesetzt werden wie eine Schlichtungsstelle, dazu die verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Milch, Fleisch und Eiern in der Lebensmittelverarbeitung.
Ebenfalls ein besonderes Anliegen der Bauern: bitte weniger Aktionen und Rabattierungen.