Warum man „die EINE Frage“ nicht stellt

Kommentar von Sabine Kronberger,
Chefredakteurin „Welt der Frauen“

„Jetzt seid´s verheirat´, wird jetzt  auch der Storch bald fliegen?“; „Wie lang lässt du denn deine Schwiegereltern noch warten auf den Nachwuchs?“ oder „Na, und wann ist´s bei euch soweit?“ Fragen wie diese werden besonders im bäuerlichen Kontext noch immer unverblümt und selbstverständlich gestellt. Man geht schließlich davon aus, dass eine „richtige Bäuerin“ nun einmal Kinder bekommen und Mutter werden will. 

Frisch beim Jungbauern eingezogen? Zack! Erste Frage! Frisch verheiratet? Logisch! Diese EINE Frage! Denn was wäre ein Hof ohne Erben? Eine bäuerliche Familie ohne Stammhalter?

Dabei bedenken wir alle, ausnahmslos, meist nicht, was diese EINE Frage in einer jungen Frau, einer jungen Bäuerin, in einem frisch verliebten oder verheirateten Paar auslösen kann. Diese EINE Frage ist nämlich zunächst einmal intim. Intimer als intim und damit in der „Das geht dich nichts an-Zone“ zu verorten. Gleich danach ist sie eine generalisierende Frage, die voraussetzt, Kinder zu wollen. Was wenn nicht? Überdies ist sie eine Frage nach der Vollkommenheit einer Frau, ihrer Gesundheit und ihrer Gebärfähigkeit. Und damit – ich wiederhole mich – eine „No-Go“-Frage. 

Es ist in dieser „Alles-ist-möglich-Welt“ nämlich ohnehin schon schwer genug, seine Rolle als Frau, als Ehefrau, als junge Frau am Hof und dann noch als potenzielle Mutter zu finden. Und uns alle beschäftigt, wer wir als Frau, als Partnerin, im Ort, im bäuerlichen Umfeld, im Familienverband am Hof sind. Da braucht es keine Regieanweisungen von außen. Seien sie auch noch so gut gemeint. 

- Werbung -
Vorheriger ArtikelEuropäisches Wolfsproblem bedarf europaweiter Lösung
Nächster ArtikelGemüsebau: Heimische Produktion in Gefahr