Warm anziehen

Kommentar von Bernhard Weber,
Chefredakteur.

Die Nachrichtenlage sorgt aktuell kaum für gute Stimmung. Mit dem vierten Lockdown geht zwar die Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen erwartungsgemäß zurück. Ein baldiger Anstieg der Impfraten auch unter den skeptischen Mittel- und Osteuropäern ist dennoch ebensowenig wahrscheinlich wie das Ende der Pandemie, angesichts neuer, sich rasch weltweit verbreitender Varianten wie Omikron. Düster auch der Blick auf die Wirtschaft. Das Virus hat zur teilweisen Lähmung globaler Warenströme geführt. In einigen Branchen hat die stockende Transportlogistik drastisch das Angebot verknappt. Dazu kommen der plötzliche Mangel an Rohstoffen und höhere Energiekosten.
Nicht immer ist Covid19 Schuld. In einigen Fällen sind es, wie bei früheren Wirtschaftskrisen auch, die Spekulanten. Und politische Potentaten wie Wladimier Putin, um gegen seinen schwindenden Einfluss auf der Weltbühne vorzugehen. Der Kremlchef treibt aktuell mit seinen Ränkespielen die Düngerpreise in lichte Höhen. So hat Moskau unlängst angekündigt, die Ausfuhren seiner Stickstoffdünger für sechs Monate beschränken zu wollen. Mittlerweile gilt für sie in russischen Häfen ein Verladestopp. Prompt ist Kalkammonsalpeter dreimal so teuer wie noch vor einem Jahr. Ähnlich agiert China, ebenfalls mit Dünger. Die Folgen für den Feldanbau bei uns sind kaum absehbar.Russland ist für Europa zudem ein wichtiger Lieferant von Erdgas. Hohe Energiepreise treiben die Inflation. Da heißt es vermutlich bald nicht nur in vielen Häusern warm anziehen, wenn der russische Bär im Winter weiter den Gereizten mimt.

bernhard.weber@bauernzeitung.at

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