Vom fruchtbaren Boden zum gesunden Korn

Oberösterreich produziert mehr als ein Viertel der nationalen Getreidemenge. Dank guter Böden und ausreichender Niederschläge entwickelt sich das Land ob der Enns immer mehr zur Kornkammer Österreichs. Modernste Technik und nachhaltige Bewirtschaftungsmaßnahmen im Sinne des Boden- und Gewässerschutzes prägen den Ackerbau. Zuletzt hat sich auch die Preissituation für Marktfruchtbetriebe wieder verbessert.

Haberfellner (r.) erklärt den Wettbewerb der Technologie: „Es geht darum das reinste Mehl zu erzeugen.“

Das Land ob der Enns entwickelt sich immer mehr zur Kornkammer Österreichs. Bei knapp 20 Prozent Anteil der bundesweiten Ackerfläche wird hier mittlerweile mehr als ein Viertel der gesamten Getreidemenge Österreichs erzeugt. „Aufgrund guter Böden und ausreichender Niederschläge heben wir uns hier vom Osten ab, wo das Ertragspotential niedriger ist, dafür aber bessere Qualitäten erreicht werden können“, erklärte Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger im Zuge einer Pressefahrt entlang der Wertschöpfungskette im Ackerbau.

Modernste Technik im Einsatz

Diese führte unter anderem auf den Betrieb von Reinhard Födermayr in Hargelsberg. Gemeinsam mit seinen beiden Söhnen Michael und Clemens bewirtschaftet er den Straußhof mit 115 Hektar Ackerfläche. Spezialisiert hat man sich neben dem Zuckerrübenanbau auf die Saatgutproduktion (Mais, Soja und Weizen) in Kooperation mit der Saatbau Linz: „Züchtung und Genetik sind entscheidend um den Herausforderungen des Klimawandels entgegentreten zu können“, so der Betriebsführer. Da man als Markfruchtbetrieb über keine betriebseigenen Nährstoffe verfügt, versucht man den Mineraldüngereinsatz so effizient wie möglich zu gestalten, da es sich dabei um einen hohen Kostenfaktor handelt. Selbiges gilt für Pflanzenschutzmittel die Ausbringung erfolgt unter Einsatz modernster Technik wie GPS und Spotspraying. Das Unkraut wird mittlerweile „hybrid“, sprich zudem durch mechanische Bearbeitung, bekämpft. Dies sei jedoch mit entsprechenden Mehrkosten verbunden.

LKOÖ-Präsident Franz Waldenberger im Gespräch mit Reinhard Födermayr

An den diversen ÖPUL-Maßnahmen nimmt Födermayr, wie er selbst sagt, aus Überzeugung teil: „Wir wollen unsere Böden nicht ausbeuten. Es geht um eine nachhaltige Bewirtschaftung.“ Daher sei für ihn auch die Einhaltung der Fruchtfolge eine Selbstverständlichkeit. Födermayr gilt als Pionier des Boden-Wasser-Schutzes, der den Zwischenfruchtanbau früh auf seinem Betrieb etabliert hat und seit 2001 den Arbeitskreis leitet. „Durch unsere Arbeit ist es gelungen, die Nitratwerte im Grundwasser deutlich zu reduzieren“, so der „Wasserbauer“ der ersten Stunde. Sehr zur Freude auch von Thomas Wallner, dem Leiter der Boden-Wasser-Schutz-Beratung: „Die oberösterreichischen Bäuerinnen und Bauern haben den Boden- und Gewässerschutz in ihrer DNA verankert. Unser aufgebautes Beratungs- und Fördersystem beruht auf dem Prinzip Freiwilligkeit vor Zwang und man sieht dass es funkti­oniert.“

Unabhängiges Versuchswesen

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Beratung durch die Landwirtschaftskammer ist das umfangreiche Versuchswesen im Ackerbau auf insgesamt 30 Standorten im Bundesland. Am Betrieb von Raimund Hiesmair, der bereits seit 2007 Versuche durchführt, wurde ein Winterweizenversuch mit 13 verschiedenen Sorten in unterschiedlichen Backqualitäten besichtigt. „Unsere firmenunabhängigen Versuche sind für die Landwirte die wichtigste Entscheidungsgrundlage bei der Sortenwahl“, betonte Pflanzenbaudirektor Helmut Feitzlmayr.

Getreidemärkte haben sich erholt

Der Ackerbau konzentriert sich auf die Gunstlagen Oberösterreichs und ist für viele Betriebe der wichtigste Erwerbszweig. „In den vergangenen zwei Jahren waren die Marktfruchtbetriebe sehr volatilen Märkten ausgesetzt“, so Waldenberger. Aktuell gebe es wieder positive Preistendenzen. „Die Getreidemärkte haben sich seit März deutlich erholt. Der Weizenpreis steigt und hat auch den Mais im Schlepptau. Auch die Ölsaatenmärkte zeigen eine Erholung. Die Deckungsbeiträge liegen unter Berücksichtigung der erhöhten Kosten und der Inflation auf dem Niveau von 2021 damit kann man leben“, so Feitzlmayr, der aufgrund des gefallenen Gaspreises für heuer auch mit niedrigeren Trocknungskosten rechnet.

Gesundes Korn, reinstes Mehl

Um die Wertschöpfungskette im Ackerbau zu schließen, wurde die Haberfellner Mühle in Grieskirchen besichtigt. Dort wird ausschließlich heimisches Getreide vermahlen: „Es gab zuletzt auch immer wieder Angebote ukrainischen Weizen zu verarbeiten, was wir jedoch ausgeschlagen haben“, so Firmenchef Markus Haberfellner. Produziert wird 360 Tage im Jahr mit einer Vermahlungskapazität von 600 Tonnen pro Tag. Mit Mehl beliefert werden Abnehmer in ganz Österreich, von ganz kleinen wie Konditoren und Bäckern bis zu ganz großen wie McDonald‘s oder Manner. Zudem ist man mit den Ein-Kilo-Packungen der größte Versorger des Lebensmitteleinzelhandels. 70 Prozent der Jahresmenge werden in den Aktionszeiträumen verkauft. „Der Getreidemarkt ist extrem transparent und der Preisdruck enorm. Erhöhungen müssen sechs Monate vorher angekündigt werden, Reduktionen werden dagegen sofort umgesetzt“, kritisiert er die große Macht der Handelsketten.

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  • 20240606 110107: Fotos: BZ/mursch-Edlmayr
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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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