Unternehmerin, Politikerin, Mutter: Die vielen Rollen der Bäuerinnen

Bäuerinnen besetzen viele Rollen. Sie leisten damit Wertvolles für den eigenen Betrieb, aber auch für die gesamte ländliche Bevölkerung. V.l.: Margit Mayr-Steffeldemel, Johanna Zaglmayer mit Familie, Gertraud Schöfl ©Privat
Bäuerinnen besetzen viele Rollen. Sie leisten damit Wertvolles für den eigenen Betrieb, aber auch für die gesamte ländliche Bevölkerung. V.l.: Margit Mayr-Steffeldemel, Johanna Zaglmayer mit Familie, Gertraud Schöfl ©Privat
Es ist ein Lernprozess. Herausfordernd, aber verbunden mit vielen wertvollen Erfahrungen und der Gewissheit “etwas geschafft zu haben”. Das können alle drei Bäuerinnen unterschreiben. Als Politikerin, Unternehmerin, Mutter oder Altenpflegerin übernehmen Frauen neben der ursächlichen Aufgabe in der Landwirtschaft unterschiedlichste Rollen. Die BauernZeitung hat stellvertretend für viele andere drei Lebenswelten der Bäuerinnen portraitiert.

“Den Mut haben, etwas zu sagen”

Margit Mayr-Steffeldemel wurde mit 37 Jahren zur Obfrau der Schärdinger Landmolkerei gewählt. Seit 2015 ist sie außerdem als Landwirtschaftskammerrätin tätig. Positionen, die sie neben ihrem Job als “begeisterte Bäuerin” auf einem Milchviehbetrieb in Schardenbeg ausführt. “Man kann mitgestalten und mitenscheiden. Und man lernt sehr viel dazu”, sagt Mayr-Steffeldemel zu ihren Beweggründen, in die Interessensvertretung einzusteigen. Wichtig sei es vor allem, dass die Familie dahintersteht und man sich mit der neuen Situation arrangiert. “Dann ist es auch kein Prob­lem, wenn die Arbeiter beim Stallbauen einmal im Gasthaus essen und nicht gekocht wird”, sagt sie. Als Frau in einer noch immer männerdominierten Sparte gehe es ihr sehr gut: “Es wird sachlich und auf Augenhöhe diskutiert.” Am Anfang müsse man gut zuhören, dann aber auch “aufstehen und den Mut haben, etwas zu sagen”, so Mayr-Steffeldemel. Dazu möchte sie auch andere Frauen motivieren, denn “Frauen trauen sich oft viel zu wenig zu”. Es brauche noch mehr Frauen in der Politik und zwar nicht nur für Frauenthemen: “Frauen sollen generell mitenscheiden, weil sie zu verschiedenen Themen oft einen ganz anderen Zugang haben.” Generell appelliert sie daran, die Dinge, die in der Politik geschaffen werden, auch wertzuschätzen, denn, “das Jammern steht leider oft vor dem Gestalten.”

“Zusammenhalten und Vertrauen schaffen”

Dass Kindererziehung eine “gscheite Herausforderung” ist, weiß Johanna Zaglmayer nur zu gut. Sie hat vier Kinder mit neun, 13, 18 und 20 Jahren. Der 18-jährige Sohn hat das Down-Syndrom. “Man wächst in die Aufgabe hinein”, sagt sie. Die ganze Familie hilft und hält zusammen, um diese besondere Aufgabe zu bewältigen. “Und so ist es für uns auch keine Belastung”. Die Familie bewirtschaftet einen gemischt landwirtschaftlichen Betrieb mit Schweinehaltung in Geinberg. 2010 haben sie sich ihren Traum einer Mostschenke, die “Speckothek”, umgesetzt und sind damit auch in den Vollerwerb gewechselt. “Für die Vereinbarkeit von Beruf und Großfamilie muss man gut planen”, sagt Zagl-mayer. Sie schätzt es, dass sie und ihr Mann den Arbeitsplatz zuhause haben und somit auch immer jemand für die Kinder da ist. Ihr Rezept, damit Betrieb und Familie “funktionieren”: “Zusammenhelfen, gegenseitig Vertrauen und Wertschätzung schenken und sich neben der ganzen Arbeit auch bewusst Zeit für die Kinder nehmen”.

“Auch auf sich selbst schauen”

1995 den elterlichen Betrieb in Wartberg ob der Aist übernommen hat, war das “eine kleine Katastrophe”. Eine Frau war als Hofübernehmerin eher die Ausnahme, aber “mit der Zeit hat sich das dann eingerenkt”, sagt Schöfl. Gemeinsam mit ihrem Mann hat sie den Betrieb weiterentwickelt und 1999 auf Zuchtschweine umgestellt. “Man muss sich als Frau auf die Füße stellen”, sagt Schöfl. Leicht hatte sie es nicht, denn ihren Eltern war der Weg der Jungen nie wirklich recht. “Als junge Frau da mittendrin zu stehen, war schon eine große Last”. Trotzdem ist sie stolz, es gemeistert zu haben: “So ist das Leben. Man kann einen Baum nicht umsetzen. Man muss mit den Gegebenheiten umgehen lernen.” Und sie ist auch gerne Bäuerin. Die Arbeit in der Natur, die Abwechslung und die Möglichkeit, den Arbeitsplatz zuhause zu haben, schätzt sie sehr. Mit den Gegebenheiten umgehen – das macht Schöfl auch heute noch, denn sie betreut am Hof ihren dementen Vater. Viel Unterstützung haben ihr immer ihre zwei Töchter gegeben. Und auch aus diversen Vorträgen hat sie Kraft geschöpft – und die Erkenntnis “dass man auch auf sich selbst schauen muss”.

Bäuerin sein steht für Vielfalt

Es ist Vieles, was Bäuerinnen leisten. In der Landwirtschaft und außerhalb der Landwirtschaft. Sichtbar oder manchmal auch im Verborgenenen. Jedenfalls aber sehr wertvoll. Und darauf können und sollen sie auch stolz sein.

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