Die Zahl der Menschen, die unter Rückenproblemen bzw. Haltungsschäden leiden, steigt kontinuierlich an. In der Altersgruppe der 30- bis 60-Jährigen leiden ca. 60 bis 80 Prozent (%) an Rückenschmerzen und 44 % der Viertklässler klagen bereits über gelegentliche Rückenschmerzen. Gut zwei Drittel aller Menschen mit Rückenbeschwerden haben Schmerzen im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule. Ärzte sprechen dann von “Lumbago” (“Lendenlähmung”) oder “Lumbalgien” (Lendenschmerz), im Volksmund ist manchmal vom “Hexenschuss” die Rede. Die Ursachen für Rückenschmerzen sind in der modernen Dienstleistungsgesellschaft zu suchen. Viele Menschen bewegen sich zu wenig. Häufige Ursachen im jüngeren Lebensalter bei anstrengenden Berufen sind Überlastungsprobleme der Muskulatur und des Weichteilgewebes sowie statische Fehlhaltungen. Sie führen meist zu Beschwerden, die auch unbehandelt relativ schnell wieder verschwinden. Es gibt typische Situationen und Umstände, die Schmerzattacken auslösen können, aber auch den “Hexenschuss” aus heiterem Himmel gibt es. Für die weitere Diagnose und Therapie ist es wichtig, spezifische von unspezifischen Rückenschmerzen zu unterscheiden. Nach neueren Forschungsergebnissen gelten etwa 85 Prozent aller Rückenschmerzen als unspezifisch, das heißt, die Ursache der Schmerzen bleibt unklar. So schmerzhaft unklare Rückenschmerzen auch sein mögen, in der Regel sind sie harmlos. Dauern sie allerdings sehr lange an oder kehren häufig wieder, besteht die Gefahr, dass sie chronisch werden. Spezifische Rückenschmerzen treten beispielsweise bei Bandscheibenvorfall oder einer Skoliose (seitliche Verbiegung der Wirbelsäule) auf. Dabei kann es sich um Abnützungserscheinungen, Verletzungen, Entzündungen oder aber auch Erkrankungen wie Osteoporose, Rheuma oder chronische Infektionen handeln. Nach der Ursache wird sich die Therapie richten. Wo allerdings keine eindeutige Diagnose möglich ist, kann auch keine Ursache behandelt werden. Die Therapie unspezifischer Rückenschmerzen bleibt deshalb meist symptomatisch (auf die Symptome bezogen). Die Linderung der Schmerzen, die Verbesserung der Beweglichkeit und die Kräftigung der Muskulatur stehen dabei im Vordergrund. Im Bedarf verordnet der behandelnde Arzt schmerzstillende Tabletten oder Antirheumatika. Bei über sechs Wochen andauernden Schmerzen wird der behandelnde Arzt weitere Untersuchungen, wie beispielsweise Röntgen oder Labor, veranlassen.
MR Dr. Karl Schmoll, SVB-Chefarzt
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