Die Zufriedenheit mit dem Leben auf einer Landwirtschaft hat sich in den letzten 30 bis 40 Jahren deutlich erhöht, geht aus der Studie “Perspektiven für bäuerliche Familienbetriebe in Österreich” des Instituts für Soziologie an der Universität Graz hervor. Anhand eines Fragebogens gingen die Forscher in dem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt der Frage nach, wie verschiedene Generationen ihre Arbeitssituation und die Lebensbedingungen in bäuerlichen Familienbetrieben wahrnehmen und wie sich diese Sichtweise innerhalb der letzten Jahrzehnte gewandelt hat. 239 Bäuerinnen und Bauern aus ganz Österreich haben diesen beantwortet. Zudem wurden rund 30 vertiefende, qualitative Interviews überwiegend in der Steiermark geführt. “Das soziale Klima in den Familien hat sich stark verbessert. Die stark patriarchalen Strukturen sind verschwunden, Kinder werden nicht mehr als Arbeitskräfte behandelt, sondern dürfen wieder Kinder sein, Bildung hat einen wesentlich höheren Stellenwert erhalten”, zog Projektleiter Franz Höllinger Bilanz.
Ebenso hat sich das Frauenbild verändert, wie aus der Studie hervorgeht. Entscheidungen im Familienbetrieb werden viel öfter auf Augenhöhe getroffen, ein Viertel der für die Studie kontaktierten Höfe wird von Frauen geleitet, ein weiteres Viertel von Männern und Frauen gemeinsam. Die traditionelle Arbeitsteilung besteht allerdings weitgehend weiterhin: schwere körperliche Tätigkeiten übernehmen eher die Männer, Stall- und Hausarbeit, Kinderbetreuung sowie die Verarbeitung von Produkten ist Frauendomäne. “Die befragten Bäuerinnen sehen das sehr positiv. Sie können am eigenen Wohnort berufstätig sein und sich um die Kinder kümmern”, erklärt der Soziologe. Der Druck, betriebswirtschaftlich zu denken und innovative Produktionskonzepte zu entwickeln, schuf für sie auch neue Arbeitsbereiche, etwa Marketing, Buchhaltung und Direktvermarktung.
Druck für Innovationen belastet
Die Notwendigkeit, innovativ zu sein und die Effizienz zu steigern, belastet die meisten befragten Betriebe. Das Einkommen aus landwirtschaftlicher Tätigkeit reicht bei vielen nicht aus. Nebenerwerb und der Direktverkauf als zusätzliche Einkommensquelle helfen, den Hof auf ein solides Fundament zu stellen. Beides sind auch wesentliche Quellen der Wertschätzung, unter anderem durch den Kontakt mit Kollegen oder Kunden.
Das Leben am Bauernhof ist nach wie vor arbeitsintensiv. Wenn mehrere Generationen mithelfen, gleichzeitig aber klar getrennte Wohnbereiche haben, wird diese Situation im Regelfall selten zur Belastung, haben die Forschenden herausgefunden. Viele Jungbauern hat Höllinger als dynamische Unternehmer erlebt, die technologischen Veränderungen positiv gegenüberstehen – “vor allem, wenn sie mehr Unabhängigkeit und freie Tage mit sich bringen”, unterstreicht der Soziologe.
Die Antworten gingen vor allem von jüngeren Bäuerinnen und Bauern ein, woraus sich das überwiegend positive Studienergebnis ergibt und deshalb “nur bedingt generalisierbar” sei, schränkte Höllinger ein. AIZ
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