UNESCO erklärt Wolkersdorfer Winzerbrauchtum zum immateriellen Kulturerbe

Das „Ausführen des Hauerfahns und der Hüterbaum in Wolkersdorf im Weinviertel“ wurde von der UNESCO-Kommission in die Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

LK-Präsident Johannes Schmuckenschlager (8. v. l.) und Weinbaupräsident Reinhard Zöchmann (3. v. r.) mit den Wolkersdorfer Winzern.

Die Hauerfahne gilt als Zunftfahne der Wolkersdorfer Winzerfamilien. Das „Ausführen des Hauerfahns und der Hüterbaum in Wolkersdorf im Weinviertel“ ist einer von fünf neuen Einträgen im Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich. Das von der Stadtgemeinde Wolkersdorf gemeinsam mit dem Weinbauverein, der Stadtkapelle und der Pfarre Wolkersdorf eingereichte Kulturerbe wurde in der Rubrik „Gesellschaftliche Praktiken in Niederösterreich“ aufgenommen. „Nachdem ähnliche Traditionen in anderen Gemeinden völlig abgekommen seien, hielten sich in Wolkersdorf bis heute sämtliche Rituale. So
vermischten sich hier Traditionen der Handwerkszünfte mit jenen der Hauer und des Kirtagsbrauchtums, ein einzigartiges Konglomerat an Traditionen unterschiedlicher Ursprünge“, so der Wolkersdorfer Historiker Wolfgang Galler.
Bei einem Festakt konnten zahlreiche Ehrengäste begrüßt werden, allen voran Johannes Schmuckenschlager, Präsident der LK Niederösterreich und österreichischer Weinbaupräsident. Schmuckenschlager wies auf die historische Bedeutung des Weinbaus hin und betonte: „Es ist den weinbautreibenden Familien und ihren vielen Helfern gegönnt, diese einzigartige Fahne nach außen zu tragen und darauf stolz zu sein.“
Dass die Wolkersdorfer Winzertraditionen nur unter dem Zutun vieler Familien und sogar Generationen aufrechterhalten werden konnten und weiterhin können, erklärte Josef Pleil. Er war es, der als Winzer, Mitglied und ab Mitte der 1980er-Jahre als Obmann des Weinbauvereines, traditionsbewusst auf die Zeitläufe reagierte. Auch als langjähriger Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes hatte er Verantwortung für das Brauchtum, das mit dem Weinbau seit Generationen verbunden ist.

Die UNESCO begründet ihre Entscheidung

„Jährlich wird in Wolkersdorf bei der Fronleichnamsprozession die große Hauerfahne mitgetragen. Dabei tragen acht Personen aus dem Kreis der Wolkersdorfer Winzer („Hauerburschen“ und „Hauermädchen“) die Fahne, was als schwerste, aber auch ehrenvollste Aufgabe angesehen wird. Dieselben „Hauerburschen“/„Hauermädchen“ sind auch mit dem Aufstellen und Umschneiden des Hüterbaumes in Wolkersdorf betraut. Beide Praktiken spiegeln die enge Verbundenheit der Ortschaft mit dem Weinbau wider“, so die UNESCO.
Erste schriftliche Belege über die Ausübung der Traditionen um die Hauerfahne in Wolkersdorf finden sich im späten 19. Jahrhundert, die aber auf ein schon langes Bestehen der Praxis hinweisen. Diese sollte einerseits den Standesstolz der örtlichen Weinbauern verdeutlichen und durch die repräsentative Ausformung die gesellschaftliche Relevanz sichtbar machen. Damals wie heute ist das Tragen der Hauerfahne mit einer Vielzahl von Praktiken und Ritualen umgeben, die über die Jahre weitergegeben wurden, sich allerdings mit der Zeit geändert haben. Dies betrifft einerseits die speziell dafür getragene Kleidung, wie Kalmuckjanker, aber auch gemeinschaftliche Arbeiten im Vorfeld, wie das Schmücken der Fahne mit Weinlaub und Kornähren.
Waren die „Hauerbuschen“ ehemals die Söhne der lokalen Winzer, sind es heute auch weitere Personen (aller Geschlechter und jeden Alters) aus und rund um Wolkersdorf. Die Gemeinschaft der „Hauerburschen“ und „Hauermädchen“ wird vom Weinbauverein finanziell unterstützt.

- Bildquellen -

  • Festakt in Wolkersdorf: Stadtgemeinde Wolkersdorf/Bernd Semrad
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AUTORRed. JST
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