Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter will mit seiner Initiative “Best of Austria” den Agrarexport weiter ankurbeln. Warum der Export für Österreich so wichtig ist, und wie es mit TTIP und dem Russland-Embargo weitergeht, erklärte er im BZ-Interview.
Ihr Jahresschwerpunkt ist der Export. Um diesen anzukurbeln, starteten Sie die Initiative “Best of Austria”. Wäre es nicht wichtiger, sich um den Heimmarkt zu kümmern?
RUPPRECHTER: Gerade vor dem Hintergrund schwieriger Marktsituationen ist es auf jeden Fall wichtig, den Heimmarkt bestmöglich abzusichern. Aber wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass Österreich eine traditionell sehr exportorientierte landwirtschaftliche Produktion hat. Das Plädoyer, sich nur auf den Heimmarkt zu konzentrieren, halte ich für absolut nicht nachvollziehbar. Denn das würde bedeuten, dass man rund zehn Mrd. Euro Agrarexportwert und 100.000 Arbeitsplätze im ländlichen Raum, die durch den Export gesichert sind, quasi abschreibt.
Zwei von drei Lebensmitteln werden exportiert. Wie kann ein so kleines Land am internationalen Lebensmittelmarkt erfolgreich sein bzw. noch erfolgreicher werden?
RUPPRECHTER: Wir haben sehr tüchtige Vermarktungs- und Verarbeitungsbetriebe, die sich dem Wettbewerb stellen und vor allem mit Qualität und Lebensmittelsicherheit punkten. Wir haben tolle Marktchancen mit unserer naturnah ausgerichteten Landwirtschaft. Österreichische Landwirtschaft wird sehr stark mit ‚bio‘ und ‚umweltgerecht‘ verbunden. Mit der gentechnikfreien Produktion haben wir ein weiteres Alleinstellungsmerkmal. Das ist der Boden dafür, dass wir durchaus noch mehr im Export erwirtschaften können.
Widersprechen Merkmale wie naturnah und umweltgerecht nicht den verstärkten Exportanstrengungen – Stichwort Klimaschutz?
RUPPRECHTER: Nein, denn es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Österreich im EU-Vergleich die klimafreundlichste Landwirtschaft hat. Das heiöt, unsere Produkte haben einen sehr positiven ökologischen Fuöabdruck. Damit können wir sehr gut im Wettbewerb bestehen. Sozusagen ist es auch ein Beitrag zum Umweltschutz, wenn österreichische Produkte exportiert werden.
Wie viele heimische Betriebe interessieren sich tatsächlich für Export?
RUPPRECHTER: Es ist ja nicht hauptsächlich so, dass der einzelne Bauer in den Export geht. Es gibt zwar kleine Sennereien, die erfolgreich bis nach New York exportieren, es sind aber vor allem unsere Verarbeitungs- und Vermarktungsbetriebe sowie die Lebensmittelwirtschaft, die auf den Weltmärkten tätig sind. Und die Bauern wissen sehr gut, dass wir uns nicht nur auf den Heimmarkt konzentrieren können, sondern dass wir die Chancen auf den Weltmärkten brauchen, um entsprechende Wertschöpfung zu erwirtschaften.
Sie nannten gerade New York. Wird sich die Initiative auch mit den USA bzw. TTIP beschäftigen? TTIP ruft viele Kritiker auf den Plan. Die USA stehen allerdings schon auf Platz drei der Top-Exportländer für Österreich…
RUPPRECHTER: Die USA sind auöerhalb der EU der wichtigste Markt. Das ist richtig. TTIP ist aber noch in der Schwebe. Es ist auch nicht absehbar, dass wir unter der aktuellen Obama-Administration zu einem TTIP-Abschluss kommen werden. Wir haben schon jetzt sehr gute Marktchancen in den USA. Wenn ein Handelsabkommen positiv dazu beiträgt, dass wir diese Marktchancen noch besser nutzen können, dann ‚Ja zu TIPP‘, nicht aber, wenn unser bäuerliches Modell der Landwirtschaft in Gefahr ist.
Setzen Sie sich auch für ein Ende des Einfuhrverbots westlicher Lebensmittel nach Russland ein? Oder sind nach eineinhalb Jahren Embargo bereits andere Märkte interessanter?
RUPPRECHTER: Nein, Russland ist nach wie vor ein extrem wichtiger Drittlandsmarkt. Wir haben in Österreich groöes Interesse daran, wieder normale Handelsbeziehungen mit Russland herzustellen.
Braucht es dazu nicht eine gesamteuropäische Lösung?
RUPPRECHTER: Die Sanktionen sind auf europäischer Ebene beschlossen worden, die habe ich nicht infrage zu stellen. Aber ich denke, dass sich in Europa eine Neueinschätzung anbahnt, Russland wieder mehr als einen strategischen Partner zu sehen, auch geopolitisch. Man muss zu einer Normalisierung der Lage kommen.
Bei ihrem Japan-Besuch im November hatten Sie die Hoffnung geäuöert, dass die BSE-bedingte Exportsperre für österreichisches Rindfleisch bis Jahresende fallen werde. Kürzlich erhielt Dänemark grünes Licht. Österreich noch nicht. Woran liegt das?
RUPPRECHTER: Eine beantwortete Frageliste zu Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz in Österreich wurde vor Weihnachten an die Auöenhandelsstelle in Tokio übermittelt. Wir haben klar gemacht, dass Österreich ein sehr niedriges BSE-Risiko im Vergleich zu anderen Staaten hat. Jetzt warten wir auf den Audit-Termin.
Ein Zeitpunkt ist nicht absehbar?
RUPPRECHTER: Das ist derzeit in Vorbereitung. Wir hoffen, dass damit eine Öffnung für österreichisches Rindfleisch in Japan noch in diesem Jahr möglich sein wird. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil Japan was Rindfleisch anbelangt, ein Hochpreisland ist und Österreich mit seinen Qualitäten dort durchaus reüssieren könnte.
Wo wir schon im Osten sind: Wie ist der Stand beim Schweinefleisch-Export nach China?
RUPPRECHTER: Wir haben eine Liste von 13 österreichischen Betrieben, die Anträge auf Export gestellt haben. Ein Audit-Termin soll in den nächsten Monaten stattfinden.
Interview: Eva ZItz