Theorie und Praxis

Kommentar von Peter Raggl,
Bauernbund-Direktor, Tirol

Die Bundesländer haben von Experten einen Leitfaden erstellen lassen, um objektiv, rasch und unbürokratisch festzustellen, wo Wolfsschutz auf Almen machbar ist oder eben nicht. Rasch melden sich dazu Kritiker zu Wort, die hauptsächlich bemängeln, dass unter Anwendung eben dieser Kriterien nur noch wenige schützbare Almen übrig bleiben.
Weil damit der Wunschgedanke vom friedlichen Miteinander von Alm und Wolf von der Realität eingeholt und aufgezeigt wird, dass Herdenschutz in ganz vielen Fällen nicht machbar ist, zeigt man sich jetzt schockiert und versucht den Leitfaden anzufechten.
Wohlgemerkt handelt es sich bei diesen Kritikern um Menschen, die weder Angst um ihre Herde haben, noch einen Cent für Almpersonal, Zaunerrichtung etc. in die Hand nehmen müssen.
Anderer Schauplatz: Katzenfutter ist teurer, als ein heimisches Brathendl der höchsten Qualitätskategorie. Tierwohl will jeder – das wird auch von Konsumenten und Handelsriesen kundgetan. Aber den Preis dafür bezahlen will eigentlich niemand. Spätestens im Kaufhausregal hört bei vielen das Bekenntnis zum Tierwohl auf.
Was haben diese beiden Beispiele miteinander zu tun? Sehr viel finde ich, denn Theorie und Praxis liegen jeweils weit auseinander. Umsetzen und den Wunsch erfüllen sollen in beiden Fällen die Bäuerinnen und Bauern. Um jeden Preis. Koste es was es wolle und dafür ist jedes Mittel recht. Da prangert man gerne Bauern als Tierquäler und Gewinnmaximierer an oder unterstellt ihnen vom Sofa aus sogar Faulheit, wenn es um die Umzäunung hunderter Hektar großer Almen im hochalpinen Gelände geht.
 
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