Das Versicherungsinstitut an der JKU gibt es seit 40 Jahren. Zum Jubiläum widmete es sich einem topaktuellen Thema, wie ein Blick in jüngste Medienmeldungen zu Überschwemmungen auf verschiedenen Teilen der Erde bestätigt.
„Keine ordentliche Lösung“ für Überschwemmungsschäden
„Die Schäden aus Naturkatastrophen zeigen immer kürzere Wiederkehrperioden mit immer größeren Schadensausmaßen. Dabei sind Hagel- und Sturmschäden die Folgen jener Elementarereignisse, die die österreichische Versicherungswirtschaft für Kunden zur Gänze abdeckt. Nicht so hingegen Überschwemmungsschäden in Folge von Hochwasser führenden Flüssen oder Starkregenereignissen. Hier gibt es bislang keine ordentliche Versicherungslösung. Wir können daher unsere Kunden nicht im gewünschen Ausmaß unterstützen“, sagt Othmar Nagl, der Vorsitzende des Instituts für Versicherungswirtschaft.
Forderungen, wonach die Katastrophen-Versicherung eine Pflichtversicherung werden soll, gebe es seit etwa 20 Jahren.
Mehr und mehr Versicherer würden sich diesen anschließen, verwiesen wird dabei etwa auf das Beispiel Schweiz. „Wenn sich alle Gebäude- und Wohnungsbesitzer gegen sämtliche Elementarrisiken versicherun müssen, wäre auch die Versicherungsprämie jedes Einzelnen besser leistbar“, betont Nagl. Der Vorteil für die Betroffenen wäre, Rechtsanspruch auf Ersatzleistungen zu haben anstatt Bittsteller wie bei Auszahlungen aus dem Katastrophenfonds zu sein.
„Ich könnte mir eine Lösung nach dem Vorbild der Hagelversicherung in der Landwirtschaft vorstellen.“ Othmar Nagl
Obwohl die Bevölkerung zunehmend sensibler dafür werde, seien sich noch nicht alle der Gefahr Wasser bewusst – vor allem nicht, dass die Folgen von Versicherungen nicht gedeckt sind. Im Vergleich zur Periode 2000 bis 2010 haben sich die globalen Überschwemmungsschäden im vergangenen Jahrzehnt verdoppelt, nur 15 Prozent davon waren versichert. Franz Prettenthaler, Direktor des Life-Instituts am „Joanneum Research“ in Graz: „Die größte finanzielle Gefahr in Oberösterreich und Österreich durch den Klimawandel geht eindeutig von Veränderungen im Hochwassergeschehen aus. Bereits heute hat Österreich das zweithöchste Hochwasserrisiko von allen europäischen Ländern. Der einzelne Haushalt ist durch den Katastrophenfonds aber nur etwa zu 50 Prozent geschützt und es gibt auch keinen ausreichenden privaten Versicherungsschutz.“
Was also tun? Nagl könne sich eine Lösung nach dem Vorbild Hagelversicherung vorstellen. „Man könnte mit der Bündelung aller Sturmversicherungen beginnen und schrittweise eine österreichische Katastrophen-Versicherung aufbauen“, so Nagl.
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