Ein „Goldenes Stamperl“ für den Weichselbrand, je eine „Goldene Birne“ für Birnensaft und für Apfel-Birnen-Most sowie sechs Gold-, fünf Silber- und drei Bronzemedaillen für Produkte aus den Kategorien Most und Saft sowie Edelbrände legten den Grundstein für diesen Erfolg. Bereits 2015 hat sich Andreas Moser den Titel „Produzent des Jahres“ geholt – damals eine Premiere für Oberösterreich. Die Genuss-Krone Österreich 2016/17 für den Apfel-Birnen-Most komplettiert die Reihe aktueller Prämierungen.
„Wir freuen uns sehr über die Auszeichnungen, aber wirklich zufrieden sind wir, wenn wir mit den Produkten auch unsere Gäste begeistern können“, sagt Andreas Moser (42), „denn letztlich ist es der Konsument, der entscheidet, ob ihm etwas schmeckt, ganz unabhängig von Bewertungen.“
Den Konsumenten haben die Mosers meist ganz nah bei sich: Sie führen einen Mostheurigen, bieten Urlaub am Bauernhof an, betreiben einen Ab-Hof-Verkauf und laden in der eigenen Destillerie zu Most- und Edelbrandverkostungen sowie neuerdings auch zu Degustationsmenüs am Hof ein.
Most und Jause schmecken Gästen aus Chile bis Australien
Das Publikum, das sich während der Saison im Gastgarten oder im Stüberl einfindet, könnte internationaler nicht sein: Gäste aus Australien, Indien, Chile, Israel, Kanada und den USA haben sich schon an einer zünftigen Jause erfreut. Das internationale Flair am Hof gefalle auch den Einheimischen, betont Christine (38) Moser. Möglich macht das der nahe Donauradweg: Der Abschnitt zwischen Passau und Wien gilt als die meistbefahrene Radroute Europas und führt in 300 Meter Entfernung vorbei am Moserhof – der somit zum „Radlerbauernhof“ wurde. Auch Schiffsreisende finden sich dank der Anlegestelle Mauthausen regelmäßig auf dem Betrieb ein.
Ehrgeiz und Motivation als Motor für Spitzenleistung
Das Herstellen von Most, Säften, Edelbränden und Likören hat zwar eine lange Tradition am Hof, die kulinarische Qualität bis auf die Spitze hochzutreiben ist jedoch dem Engagement von Andreas Moser zu verdanken. Erfahrung und Fortbildung gepaart mit Wissbegierde und wohl auch Perfektionismus haben ihn zum vielfach ausgezeichneten Produzenten und Direktvermarkter gemacht. „Unser Ziel war und ist es immer, unseren Gästen beste Produkte anzubieten“, sagt der Most- und Edelbrandsommelier, der davor viele Jahre in seinem erlernten Beruf als Glaser tätig war. Ein Erfolgsgeheimnis gebe es keines. „Gutes Obst verarbeiten und auf Sauberkeit achten“, sagt der 42-Jährige, was man ihm beim Blick in die blank geputzten Arbeits- und Lagerräume auch sofort glaubt. Moser verwendet nur Obst von Streuobstwiesen und achtet auf rasche Verarbeitung. „Vom Klauben bis zum Gären soll alles so rasch wie möglich gehen“, sagt der Mühlviertler.
1992 haben Maria und August Moser ihren im Nebenerwerb geführten Milchviehbetrieb mit Urlaub am Bauernhof begonnen. „Wir waren der erste Betrieb im Ort mit Zimmervermietung.“ Seither hat sich der Tourismus in Mitterkirchen gut entwickelt. Der 1700 Einwohner zählende Ort im Machland profitiert vom nahen Donauradweg und ist bekannt durch sein Freilichtmuseum und das Keltendorf Mitterkirchen.
Zerstörung und Auftrieb durch die Donau
Ein Blick in die jüngere Geschichte des Ortes ist aber geprägt durch eine große Katastrophe: Das sogenannte „Jahrhundert-Hochwasser“ im Jahr 2002 hat fast das gesamte Gemeindegebiet zwei Meter unter Wasser gesetzt. Auch den Moserhof. „Die Donau nimmt, und die Donau gibt“, kommt es dem Hausherrn heute pragmatisch über die Lippen. Er hat 2003 den elterlichen Betrieb übernommen, eine Mostschänke eingerichtet und sich auf Most, Saft und Edelbrände spezialisiert. Der Bauernhof wurde barrierefrei eingerichtet und um drei Zimmer erweitert. „So haben wir den Betrieb vom Nebenerwerb wieder in den Vollerwerb gebracht“, sagt Gattin Christine. Die gelernte Kindergärtnerin hat damit auch für die eigenen Kinder Michael (10), Theresa (8) und Maximilian (5) das ideale Umfeld, um Muttersein und Arbeit miteinander zu verbinden. Sie erledigt die Büroarbeiten und liebt es, den Gästen hausgemachte Spezialitäten wie die süßen Donauwellen zu kredenzen.
Generell werden am Hof vorwiegend die eigenen Produkte verarbeitet. Streuobstwiesen liefern Obst, der Dinkel für Brot und Nudeln kommt vom eigenen Acker. Fleisch wird vom regionalen Fleischhauer zugekauft und selbst geselcht und gebraten. Sogar einen eigenen Weingarten gibt es, um den Gästen auch Traubensaft und „Hofwein“ anbieten zu können. „Das funktioniert sehr gut, vom Klima her sind wir ja mit der Wachau vergleichbar“, sagt Andreas Moser.
Als Produzent sieht er sich als Urlaubsanbieter und Mostschänken-Betreiber im Vorteil: „Ich muss mir keine Gedanken um die Vermarktung machen.“ Immer weiter zu wachsen ist für Christine und Andreas Moser trotzdem keine Option. Sie wollen auch in Zukunft ihren Erfolg lieber in Qualität als in Quantität messen. „Wir wollen lieber klein bleiben und dafür immer das Tüpfelchen auf dem i finden. Wir legen Wert auf Regionales und Saisonales, das schätzen auch unsere Gäste“, sagt Christine Moser. „Unser Ziel ist es, den Familienbetrieb zu erhalten“, bekräftigt Andreas Moser.
Hof mit Saisonbetrieb: Most, Kost und Unterkunft
Der Radlerbauernhof wird im Familienbetrieb geführt, saisonal unterstützt von drei Angestellten. Zur Familie gehören neben den Kindern Michael, Theresa und Maximilian auch Maria (70) und August (75) Moser.
Zum Hof gehören 8 Hektar Ackerfläche, 2 Hektar Streuobstwiesen und 1,5 Hektar Wald. Der Urlaubsbauernhof (vier Blumen) bietet fünf Doppelzimmer und zwei Ferienwohnungen. Der Mostheurige
(ausgezeichnet als „Most & Kost“ Bauer) ist jedes Jahr von 1. April bis 31. Oktober geöffnet.
Erzeugt werden Moste, Säfte, Edelbrände und
Liköre, Most-Frizzante und Wein. Informationen: www.radlerbauernhof-moser.at
Gaby Cacha