Eiweiß aus heimischer Produktion und dies sogar ohne Stickstoffdüngung – mit guten Gründen zählt Sojabohne hierzulande schon seit mehreren Jahren zu den flächenmäßig größten Kulturarten. Nach dem sommertrockenen Jahr 2022 war der Anbau 2023 zwar spürbar rückläufig, umfasste aber immer noch 88.450 ha mit einem Durchschnittsertrag von 30,6 dt/ha (Statistik Austria). Der regenreiche, kühle Mai des Vorjahres stellte Sojaanbauer vor große Herausforderungen. Früh gesäte Bestände liefen nur verzögert auf. Im Zweifelsfall war es besser, zuzuwarten und die Sojabohnen in einen schon ausreichend aufgewärmten Boden zu säen. Die Erfahrungen mit kühlen Aufgangsbedingungen unterstreichen die Bedeutung eines gut keimfähigen, triebkräftigen Saatguts. Originalsaatgut ist auf die Einhaltung der Keimfähigkeitsnormen überprüft und bietet gute Voraussetzungen für einen guten Feldaufgang. Lückige Bestände neigen dagegen zur Verunkrautung. Besonderes Augenmerk ist dabei auf das Auftreten von Stechapfel zu legen.
Stechapfel vor der Ernte aus dem Feld entfernen
Stechapfelsamen keimen spät, die Pflanzen zeigen sich in erntereifen Sojabeständen häufig noch frisch grün, sodass beim Drusch der giftige Pflanzensaft das Soja-Erntegut kontaminieren kann. Stechapfelpflanzen sollten daher vor der Ernte komplett aus der Fläche entfernt werden, damit die Gefahr des Aussamens unterbunden wird.
Gute Unkrautkonkurrenz beruht auf einem raschen Jugendwachstum. Dafür ist etwa ab dem dritten Laubblatt eine gut funktionierende biologische Stickstoffbindung ausschlaggebend. Die wärme- und lichtempfindlichen Knöllchenbakterien sind über beimpftes Saatgut, als Granulat bei der Aussaat oder in beiderlei Kombination in den Boden einzubringen. Striegeln und Hacken erhöht den Gasaustausch im Oberboden und begünstigt damit die Aktivität der Knöllchenbakterien.
Die Aussaatmenge soll bei 000-Sorten für etwa 60 bis 70 Pflanzen/m², für 00-Sorten für etwa 50 bis 60 Pflanzen/m² bemessen werden. 0-Sorten können noch dünner gesät werden. Bei Striegeleinsatz soll die Pflanzenzahl zum Ausgleich der Pflanzenverluste eher an der jeweiligen Obergrenze liegen.
Die Keimblätter müssen sich bei Sojabohne über der Bodenoberfläche entfalten können, ansonsten drohen Fehlstellen. Die Ablagetiefe sollte daher nicht tiefer als 4 cm sein (leichter Boden), auf etwas schwereren Böden eher nur 2 bis 3 cm. Bei Blindstriegeleinsatz sollte doch auf knapp 4 cm abgelegt werden.
Für die Sortenwahl sind in feuchteren Lagen neben der Reifezeit auch die Standfestigkeit und die Sclerotinia-Anfälligkeit wichtig. Im Trockengebiet ist eine zumindest mittlere Wuchshöhe günstig, bei kurzwüchsigen Züchtungen sitzen die ersten Hülsen häufig zu nah am Boden. Ernteverluste sind dann oft die Folge.
Sortenentwicklung
Sojabohne ist in Österreich eine züchterisch intensiv bearbeitete Kulturart. Die österreichische Sortenliste enthält aktuell 92 Sorten, 41 davon aus heimischer Züchtung. Die neuen Sorten begegnen den vor allem klima-bedingt zunehmenden Herausforderungen mit raschem Jugendwachstum, besserer Standfestigkeit und einer günstigen Kombination von Abreifeverhalten und Ertragspotenzial. Sie bieten für die Sortenwahl relevante Unterschiede in der Standfestigkeit, in den Krankheitstoleranzen, im Qualitätsprofil – hoher Ölgehalt oder hoher Proteingehalt – und im Ertrags- und Abreifeverhalten.
Sortenkandidaten und aktuelle Sorten werden getrennt nach Reifegruppen 000, 00 und 0 geprüft und in ihren Leistungen und Wertmerkmalen beschrieben. Selbst beim Ertragsvergleich innerhalb einer Gruppe sind sortenspezifische Reifezeitunterschiede, die unter mittleren Abreifebedingungen ein bis eineinhalb Wochen betragen können, zu beachten (siehe Spalte Reifezeit):
000-Reifegruppe
Die neue, hellnabelige Züchtung Arietta ist eine raschwüchsige, frühreifende 000-Sorte mit mittlerer Wuchshöhe und sehr guter Standfestigkeit. Arietta kombiniert frühe Reife mit hohen Korn- und Proteinerträgen. Agneta ist ebenso frühreifend wie Arietta und auch gut standfest. Sie bringt in beiden Anbaugebieten mittlere Kornerträge und etwas unterdurchschnittliche Proteinerträge. Die mittelgut standfeste Abaca entspricht in den Ertragsleistungen mit leichten Vorteilen im Alpenvorland. Stepa, GL Melanie oder Obelix mit einer zu Abaca noch etwas früheren Abreife sind raschwüchsig, kurz und standfest.
Paprika steht am Übergang zum mittleren Reife-bereich in der 000-Reifegruppe. Die eher kleinkörnige Sorte überzeugt durch sehr geringe Lagerneigung und wiederholt gute Korn- und vor allen hohe Ölerträge. Aurelina und Akumara (früher Akuma) mit Reifenote 3 zeichnen sich durch verlässliche Ertragsleistungen und insbesondere durch höhere Proteingehalte und Proteinerträge aus.
Zum breiten Feld der späten 000-Sorten (Reifenote 4) ist im Dezember 2024 Almavia mit hohem Ölgehalt neu dazugekommen. Die mittelkurze, gut standfeste Sorte lag im Alpenvorland im Korn- und Ölertrag deutlich voran.
Axioma, ebenfalls kleinkörnig, und ES Collector sind beide äußerst standfest mit überwiegend gut ausgeprägt Krankheitstoleranzen und mittleren bis überdurchschnittlichen Korn- und Proteinerträgen in den 000-Anbaugebieten.
Ancagua und Ascada, beide raschwüchsig, liegen sowohl im Alpenvorland als auch in Südostösterreich und Kärnten ertraglich im Spitzenfeld. Die Ascada mit hohem Ölgehalt und Ölertrag ist etwas schwächer in der Standfestigkeit und im Proteingehalt. Ein ähnliches Qualitätsprofil – hoch im Ölgehalt und niedrig im Proteingehalt – besitzt Acardia, die nach wie vor ertraglich überzeugen kann. Adelfia und Apollina sind dagegen proteinbetonte Züchtungen und erreichen in beiden Anbaugebieten deutliche Mehrleistungen im Korn- und Proteinertrag. Aurelina, die frühreifende Stepa oder Tofina (Tofueignung) sind neben Protibus die 000-Sorte mit den höchsten Proteingehalten.
Fünf neue 00-Sorten
Allidea, hellbrauner Nabel, und Aralia, hellnabelig, sind beide als frühe 00-Sorten rasch im Jugendwachstum, mittelhoch im Wuchs und recht gut standfest. Krankheiten können beide gut abwehren. Allidea blieb im Trockengebiet ertraglich knapp unterdurchschnittlich bei guten Mehrleistungen im Alpenvorland und in den südlichen Anbaulagen. Aralia mit geringfügig niedrigerem Proteingehalt entsprach ertraglich in allen Regionen, bevorzugt aber in Ostösterreich und im Süden.
Aktuelle frühe 00-Sorten sind weiters Annabella, LID Constructor oder Simpol mit guten Leistungen im Trockengebiet und im Alpenvorland. Annabella überzeugt ertraglich auch im Süden. Mit mittlerem Proteingehalt blieb sie auch im Proteinertrag überall überdurchschnittlich. Simpol mit mittlerem Wuchs steht gut und ist wenig anfällig für Krankheiten. Supernova hat wie Jenny einen sehr hohen Proteingehalt. Sorten für die Speisesojanutzung sind Jenny, ES Mentor oder RGT Siroca oder die ebenso hellnabelige, noch großkörnigere und proteinreiche Lenka bei den späteren 00-Sorten.
Die neue Sorte Prolix, gelber Nabel, raschwüchsig, liegt in ihrer Abreife in der Mitte der 00-Sorten. Prolix verfügt über eine ausgezeichnete Standfestigkeit und kann einen Befall mit Peronospora, Sclerotinia, Bakteriosen oder Virosen gut abwehren. Die proteinreiche (+1,8 %) Prolix bleibt im Kornertrag unterlegen, kann aber im Proteinertrag aufholen. Prolix weist eine um etwa 30 bis 40 % geringere Trypsininhibitoraktivität (TIA) und eine höhere Proteinverdaulichkeit auf. Mit dem höheren Proteingehalt bei niedrigem Ölgehalt und der niedrigeren TI-Aktivität ist Prolix interessant für eine Direktverwertung im eigenen Betrieb.
Hola, hellnabelig, mit raschem Jugendwachstum, ist eine späte 00-Sorte mit ähnlicher Abreife wie Altona oder Delphi PZO. Hola ist hochwüchsig, gut standfest und wenig anfällig für Krankheiten. Samenflecken traten im mittleren Ausmaß auf. Die sehr großkörnige Hola blieb im Trockengebiet ertraglich knapp unterlegen bei mittleren Leistungen im Alpenvorland und sehr starken Ergebnissen im Süden. Die proteinreiche (+1,9 %) Sorte konnte sich im Proteinertrag überall deutlich verbessern.
Eine späte 000-Sorte mit Abreife am Übergang zur 0-Gruppe ist Algebra. Diese rasch- und langwüchsige, standfeste Sojabohne mit gelbem Nabel wird von Krankheiten nur wenig befallen. In der 00-Reifegruppe erreichte Algebra deutliche Mehrleistungen in allen drei Anbaulagen sowohl im Korn- als auch im Proteinertrag.
Besonders Australia sowie auch Altona, Alvesta oder Atacama entsprechen ertraglich in den drei 00-Anbauregionen, Sonali vor allem im Alpenvorland. Die hochwüchsigen, aber ausreichend standfesten Sorten Delphi PZO und Orakel PZO realisierten im Pannonikum und besonders im Alpenvorland deutliche Mehrerträge. Die mittelstarke Sclerotinia-Anfälligkeit ist zu beachten.
Späte 0-Sorten für Ost- und Südösterreich
Prüfergebnisse für die späte Reifegruppe 0 liegen für Ostösterreich und Südostösterreich vor. Grundsätzlich kommen diese späten Sorten nur für die warmen Anbaulagen in Frage. Demnach sind auch die Anbauflächen für dieses Reifesegment deutlich geringer als bei 000 oder 00-Sorten. Aspecta, Cypress Kristian zählen mit Reifenote 7 noch zu den früheren 0-Sorten. Aspecta blieb ertraglich leicht unter dem Durchschnitt, Kristian erreichte im Korn- und Proteinertrag in beiden Regionen Mehrleistungen auf. Cypress überzeugte mit höheren Proteingehalten und vor allem höhere Proteinerträgen.
Unter den späteren 0-Sorten (Reife 8) bestätigte Artesia ihre guten Korn- und Proteinerträge. DH4173 entspricht ertraglich vor allem im Trockengebiet, Ezra in beiden Anbauregionen. Alameda, heller Nabel, und GL Valerie, dunkler Nabel, sind mit ihren hohen Proteingehalten auch im Proteinertrag überlegen. Die 0-Sorten sind durchwegs langwüchsig, die Standfestigkeit ist dennoch meist gut bzw. mittelgut. Ezra zeigt sich etwas lageranfälliger.
Österreichische Beschreibende Sortenliste
Sämtliche Eigenschaften aller Sorten sind im interaktiven Tool „Sortenfinder“ unter https://www.ages.at/service/service-landwirtschaft/agrar-online-tools/sortenfinder sowie in der Österreichischen Beschreibenden Sortenliste 2024 abrufbar.
Bio-Saatgutdatenbank
Sojabohne ist eine Kulturart mit hohem Bio-Anteil. Für viele Sorten wird auch Bio-Saatgut angeboten. Die aktuelle Verfügbarkeit von Bio-Saatgut ist online in der Bio-Saatgutdatenbank ersichtlich.
www.ages.at/pflanze/saat-und-pflanzgut/biosaatgut-datenbank
Sojabohnen-Erträge 2019 bis 2023
- Bildquellen -
- Soja 1 Blatt 12 ID97638: agrarfoto.com