In Fruchtfolgen mit hohem Anteil an Herbstkulturen bringt der Anbau von Sommergetreide einige Vorteile, beispielsweise das Entzerren von Arbeitsspitzen, das Zurückdrängen mancher Ungräser und teilweise günstigere Produktionskosten.
Sommerdurum
Der Anbau von Sommerdurum ist im Wesentlichen nur im nordöstlichen Flach- und Hügelland sinnvoll. Die Kultur brachte in der Ages Sortenprüfung durchschnittlich um 5 bis 17 % weniger Ertrag als die Weichweizen KWS Collada, Lennox, Liskamm, Sensas und SW Kadrilj. Die bei Durumweizen geringere Kornzahl/Ähre ist der Grund dafür.Doridur (Lagerung 5) unterscheidet sich durch seine aufrechte Blattstellung und den um 5 bis 15 cm höheren Wuchs äußerlich von anderen Durumsorten. Mehltau und Ährenfusarium kann Doridur etwas besser widerstehen.Duromax verbindet Standfestigkeit (Note 3) mit früher Reife und ist für tiefgründige Böden oder N-intensivere Bedingungen vorgesehen. Ist das Wetter zur Reifezeit unbeständig, sollten Doridur, Duroflavus und Duromax wegen ihrer labileren Fallzahl bevorzugt gedroschen werden. Der seit einem Jahrzehnt den Anbau beherrschende Floradur (Lagerung 6) weist ein mittelgutes Ertragspotenzial und ein hohes HL-Gewicht auf. Nicodur reift zeitiger und brachte ähnliche Leistungen wie Floradur. Rosadur (Lagerung 5) toleriert Schlechtwetter vor der Ernte vergleichsweise gut, bleibt jedoch im Ertrag zurück. Die mittlere bzw. mäßige Standfestigkeit von Doridur, Floradur, Nicodur und Rosadur soll bei üppig entwickelten Beständen, insbesondere in einem feuchten Jahr wie 2016, mit Wuchsreglern abgesichert werden. Der 2014 registrierte Tamadur ist mittelgut standfest (Note 4), auswuchstolerant, zeigt ein überdurchschnittliches Ertragspotenzial und eine ausgewogene Kornqualität.
Neue Sommerweizen
Da im Herbst nicht alle für Winterweizen reservierten Flächen bestellt werden konnten, dürfte die Nachfrage nach Sommerweizen heuer etwas größer sein als üblich. In den letzten zwei Jahren wurden wertvolle Sorten zugelassen, von einigen gibt es erstmalig mehr Saatgut. Sommerweizen bestockt schwächer als die Winterform, trotzdem soll er ähnlich dichte Bestände erreichen. Allzu niedrige Saatstärken sind deshalb problematisch, 330 bis 400 keimfähige Körner/m2 bzw. 120 bis 170 kg/ha sind meistens richtig.Der auswuchsfeste KWS Collada (Lagerung 3) verfügt über ein passables Ertragsvermögen, litt zuletzt aber mehr unter Gelbrost. KWS Solanus ist mittel standfest (Note 5), ertraglich hat er in allen Gebieten überzeugt. Lennox (Lagerung 2) weist eine befriedigende Winterhärte auf, benötigt jedoch keinen Kältereiz, um zur Blüte zu gelangen. Sofern es der Boden zulässt, kann Lennox von Oktober bis April gesät werden. Die relativ besten Erträge brachte er im Pannonikum. Liskamm ist höherwüchsig und dennoch standfest (Note 3), Blattkrankheiten wehrt er erfolgreich ab. Auch das HL-Gewicht und der Proteingehalt sind günstig ausgeprägt. Der Grannenweizen Sensas (Lagerung 3) hat sich durch seine Fallzahlstabilität und Backeignung einen Namen gemacht, auf Braunrost ist zu achten. SW Kadrilj (Lagerung 2) sollte auf mittleren und besseren Böden 500 bis 600 Ähren/m2 erreichen. Hingegen erzielt KWS Mistral (Lagerung 5) seine guten Leistungen mit weniger dichten Beständen und höherem Ährengewicht. Der bereits 1994 gelistete Michael (Lagerung 2) kommt ertraglich an neuere Sorten nicht mehr heran, auch das schwächere HL-Gewicht ist ein Manko. Trappe ist standfest (Note 2), wurde in den vergangenen Jahren öfter von Gelbrost beeinträchtigt, reift spät und ist proteinärmer.
Auf Gelbrost achten
Seit 2013 schädigt der Gelbrost im österreichischen Anbaugebiet, er könnte auch heuer auftreten. Die Rasse ‚Warrior‘ hat die Widerstandskraft mancher Sorten geschwächt. Kärntner Früher, KWS Collada, Rubin und Trappe (Noten 7 und 8) reagieren sensibel. Als ziemlich widerstandsfähig erwiesen sich Lennox, Liskamm, Michael und Sensas (Noten 2 bis 4). Eine Mittelstellung nehmen KWS Mistral, KWS Solanus und SW Kadrilj (Noten 5 und 6) ein. Bei Teilnahme an der Öpul 2015-Maßnahme “Verzicht auf Fungizid und Wachstumsregulatoren bei Getreide” sollten möglichst keine für Gelbrost hoch anfälligen Sorten gewählt werden. Sommerdurum und die angebotenen Sorten von Sommertriticale sind weniger gefährdet, Hafer ist immun.
Gesundfrucht Hafer
Durch die Reduktion von Halmbasis- und Wurzelkrankheiten wirkt der Hafer positiv auf Folgefrüchte wie Gerste, Weizen und Triticale. Blattkrankheiten (Mehltau, Kronenrost usw.) schädigen den Hafer weniger als andere Getreidearten, eine Fungizidanwendung ist nur vereinzelt wirtschaftlich. Bei der Bemessung der N-Düngung ist zu bedenken, dass die Bestände nicht zu dicht geraten und ins Lager gehen. Auf mittleren und besseren Böden sind 350 bis 450 (höchstens 480) Rispen/m2 und 45 bis 65 Körner/Rispe das Ziel. Oberon (Lagerung 6) ist ertragsstark, auf besseren Böden ist eine Stabilisierung mit einem Wachstumsregler ins Auge zu fassen. Der mittel standfeste (Note 5) Gregor punktet mit geringerem Spelzenanteil und empfiehlt sich für sämtliche Gebiete. Der anpassungsfähige Earl (Lagerung 5) reift früh und besitzt das höchste HL-Gewicht des Sortiments. Max vereint eine moderate Halmlänge mit mittelguter Standfestigkeit (Note 4) und günstigem Futterwert; er dominiert seit 2012 den Anbau. Der mittelfrühe Prokop (Lagerung 5) ist ein Einzelrispentyp und hat in allen Anbauregionen entsprochen. Effektiv ist trotz des höheren Wuchses mittelgut standfest (Note 4) und zählt im Mühl- und Waldviertel zu den ertragtreuesten Sorten. Vorbehaltlich der Laboranerkennung wird Biosaatgut von folgenden Sorten angeboten:• Durum – Doridur• Sommerweichweizen – Kärntner Früher, Michael, Rubin, Sensas, SW Kadrilj• Sommerroggen – konventionell erzeugtes ungebeiztes Saatgut von Arantes (EU-Sorte)• Sommertriticale – Somtri (EU-Sorte)• Hafer – Earl, Ebners Nackthafer, Effektiv, Max, ProkopDie tatsächliche Verfügbarkeit ist bei der Biosaatgut-Datenbank der Ages unter http://www.ages.at/service/service-landwirtschaft/agrar-online-tools/bio-saatgutdatenbank/ abzufragen.