Sojabohne – passende Sorten zum Anbau 2017

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Mit über 150.000 t Sojabohnen von knapp 50.000 ha (Statistik Austria) wurde 2016 dank der ausreichenden und gut verteilten Regenfälle eine österreichischer Rekordernte erreicht. Wie bei Körnermais ist auch bei Sojabohne die Reifezeit der Sorten für den Anbau ausschlaggebend.

Gute Auswahl bei frühen und späten Sorten

Die Sortenunterschiede bei der Abreifezeit verlaufen fließend. Auch innerhalb einer Reifegruppe gibt es noch beachtliche Reifeunterschiede. Im mehrjährigen Durchschnitt sind das etwa acht bis neun Tage, bei feuchtem Septemberwetter auch mehr. Eine späte 000-Sorte wird wenig früher reifen als eine frühe 00-Sorte. In der Sortenbeschreibung wird die Abreife daher auch noch innerhalb der Reifegruppe differenziert – den sehr frühen 0000-Sorten ist die Reife-Ausprägungsstufe (APS) 1 zugeordnet, den 000-Sorten die Reife-APS 2 bis 4, den 00-Sorten die APS 5 bis 7 und den späten 0-Sorten die Reife-APS 8 und 9.
Die rechtzeitige Abreife gewinnt beim Anbau außerhalb der Gunstlagen (Weinviertel, Nord- und Südburgenland, im Westen eventuell noch Linzer Zentralraum) an Bedeutung. Späte 00-Sorten und insbesondere 0-Sorten kommen eher nur für die Gunstlagen im Osten in Betracht. In Tabelle 1 auf Seite 6 sind die Abreifezeiten der Sorten in den einzelnen Reifegruppen dargestellt. Früher reifende Sorten erbringen bei gleichen Anbaubedingungen infolge der kürzeren Vegetationszeit in der Regel geringere Ertragsleistungen als später reifende (siehe Tabelle 2, Seite 7). Die Vorteile einer früheren Ernte sind hierbei gegen die erwartbaren höheren Ertragsleistungen späterer Sorten abzuwägen.

Gesunde Sorten auf feuchten Standorten

Neben dem Wärmeangebot benötigt Sojabohne eine ausreichende Wasserversorgung – das gilt vor allem für die Wochen ab der Blüte und während der Hülsenbildung. Tiefgründige Böden können eine ungünstige Niederschlagsverteilung besser abpuffern. Bei guter Wasserversorgung wird eine ausreichende Standfestigkeit immer wichtiger. Züchtungen mit begrenztem Längenwachstum, erkennbar am endständigen Blütenstand mit einer Hülsentraube an der Triebspitze, wie z. B. Sultana oder ES Mentor, zeigen meist auch Vorteile in der Standfestigkeit. Anderseits bleiben diese Wuchstypen bei Trockenheit sehr kurz und ertraglich unter den Erwartungen.
Unter feuchten Wachstumsbedingungen treten Krankheiten stärker zu Tage. Gewisse Sortenunterschiede sind in der Krankheitsanfälligkeit gegeben und sollten beachtet werden. Mit längeren Anbauabständen von beispielsweise drei Jahren kann hier wirksam gegengesteuert werden. Bei Befall mit Sclerotinia gilt dieser Hinweis auch beim Anbauabstand zu Raps oder zu Sonnenblume.
Für die Verwertung als Speisesojaprodukte werden Merkmale bevorzugt wie helle Nabelfarbe, hoher Proteingehalt und eine gute Kornausbildung (z. B. bei den Sorten Protibus, SY Livius, ES Mentor, Naya, SGSR Picor, DH4173). Kommt noch eine gute Standfestigkeit dazu, lassen sich Erd- und Staubanteile im Erntegut leichter gering halten.

Interessante Sortenneuheiten

Im Frühjahr 2016 wurden vier 000- und eine 0-Sorte gelistet. In der Anbausaison 2016 haben noch Toutatis und Ancona (beide 000) die mehrjährige Wertprüfung beendet und wurden noch im Dezember in die Sortenliste eingetragen. Die Neueintragungen 2016 werden folgend nach zunehmender Reifezeit beschrieben. Die mehrjährigen Ertragsergebnisse sind je nach Reifegruppe für das Alpenvorland, Marchfeld und das südliche Sojaanbaugebiet ausgewiesen. Bei einem Vergleich der Relativerträge über die Reifegruppen hinweg ist das jeweilige Standardmittel zu beachten. Für die Suche nach geeigneten Sorten wird auch auf den AGES-Sortenfinder als Agrar-Online-Toolverwiesen (Link am Ende des Beitrags auf Seite 7).
GL Melanie mit hellem Nabel erweitert das Sortiment der frühen 000-Sorten (Reife APS 2). GL Melanie übertrifft bis auf Obélix die Sorten mit ähnlicher Abreife im Kornertrag (Abelina, Alexa, Merlin). Protein- und Ölgehalt liegen mittleren Bereich. Die Jugendentwicklung ist rasch und die Standfestigkeit mittel bis gut bei einer mittleren Wuchshöhe. Bei den Krankheitseigenschaften liegt GL Melanie im Bereich der 000-Sorten. Erwähnenswert sind die gute Virustoleranz und die gute Hülsenplatzfestigkeit. Trotz der frühen Abreife war auch bei dem trockenheißen Sommer 2015 kaum Kornausfall zu festzustellen.
Toutatis mit dunklem Nabel reift geringfügig früher als Regina oder Sultana aber etwas nach den frühesten 000-Sorten. Neben der frühen Reife zeichnen Toutatis ihre sehr gute bis gute Standfestigkeit und ein hoher Ölgehalt aus. Im Alpenvorland bleibt Toutatis im Kornertrag bis auf Sultana unter den Sorten ähnlicher Reifezeit (Reife-APS 3), im südlichen Anbaugebiet liegt Toutatis im Korn- und Ölertrag dagegen bei diesen Sorten nach Galice an zweiter Stelle. In den Versuchen im Südburgenland war oft gute Standfestigkeit gefordert. In diesem Merkmal (APS 2) ist Toutatis der Sorte Galice überlegen. Toutatis ist rasch in der Jugendentwicklung und zeigt eine mittlere Wuchshohe. Die Anfälligkeit für Sclerotinia und Virosen ist gering. Eine gewisse Neigung zum Kornausfall (APS 4) wurde beobachtet. Auf eine baldige Ernte nach Reife ist zu achten.
Regina mit dunklem Nabel reift als 000-Sorte mit ähnlich ab wie Sultana. Regina zeigt solide Ertragsleistungen im gesamten 000-Anbaugebiet. Mit dem hohen Proteingehalt erbringt Regina die höchsten Proteinerträge im mittleren Reifesegment (Reife-APS 3) der 000-Sorten. Die großkörnige Sorte ist rasch im Jugendwachstum und zeigt einen mittleren bis kurzen Wuchs bei einer mittelguten Standfestigkeit. Mit Ausnahme der guten Virustoleranz zeigt Regina mittlere Krankheitsanfälligkeiten. Bei trockenwarmer Abreifewitterung kann Kornausfall auftreten.
Ancona ist eine dunkelnabelige 000-Sorte mit einem ähnlichen Abreifeverhalten wie Galice, Sultana oder Viola. Ancona zeigt mit dem hohen Ölgehalt und dem mittlerem bis niedrigem Proteingehalt ein ähnliches Qualitätsprofil wie Toutatis. Die großkörnige Ancona übertrifft im Alpenvorland die Sorten gleicher Reife im Korn- und Ölertrag deutlich. Im Süden und Südosten liegt Ancona auch im Ölertrag überdurchschnittlich gut zu den Sorten ihrer Reifeeinstufung, Galice wird hier nicht erreicht. Ancona ist raschwüchsig und mittelhoch im Wuchs bei einer mittleren bis geringen Standfestigkeit. Mit der sehr guten bis guten Virustoleranz ist Ancona dem bestehenden Sorten geringfügig überlegen. Die Neigung zum Kornausfall ist sehr gering bis gering.
Antonia ist eine hellnabelige, späte 000-Sorte (Reife-APS 4) mit ähnlicher Abreife wie Amadea, RGT Shouna oder SY Livius. Im bislang dreijährigen Mittel erreicht die sehr großkörnige Antonia gute Korn- und Proteinerträge (112 % bzw. 110 %) im Alpenvorland, in den südostöstlichen Anbaulagen liegt Antonia ertraglich im Mittelfeld später 000-Sorten. Antonia zeigt ein rasches Jugendwachstum und bildet mittelhohe Bestände mit mittlerer Standfestigkeit. Die Anfälligkeit für Peronospora ist mittel, für Bakteriosen und Sclerotinia mittel bis gering, aber gering für Virosen.
Bettina mit hellem Nabel ist ähnlich Antonia eine späte 000-Sorte. Nach mittlerweile dreijährigen Ertragsergebnissen übertrifft Bettina Sorten vergleichbarer Abreife und erst recht früher reifenden Sorten der 000-Gruppe sowohl im Alpenvorland als auch im südlichen Anbaugebiet im Kornertrag deutlich. Die Mehrleistungen im Ölertrag sind bei dem hohen Ölgehalt noch stärker ausgeprägt, der Proteingehalt ist mittel bis niedrig, im Proteinertrag kommen an Bettina nur Amadea oder SY Livius im Südosten heran. Bettina ist großkörnig, rasch in der Jugendentwicklung und bildet mittelhohe Bestände mit guter bis mittlerer Standfestigkeit. Die Toleranzen gegenüber Peronospora, Sclerotinia und Bakteriosen sind gut bis mittel und gegenüber Virosen gut ausgeprägt.
SGSR Picor reift als 0-Sorte spät und empfiehlt sich damit eher für Gunstlagen. Mit dem hellen Nabel, dem großen Korn und dem guten Proteingehalt kommt sie auch für den Speisesojasektor in Frage. Bisher waren für diese Reifegruppe nur Silvia PZO und seit Ende 2015 auch DH 4173 gelistet. In den südostösterreichischen Anbaulagen ist SGSR Picor diesen beiden Sorten im Korn-, Protein- und Ölertrag überlegen. SGSR Picor ist sehr rasch bis rasch in der Jugendentwicklung und langwüchsig bei einer mittleren bis geringen Standfestigkeit. Die Krankheitstoleranzen sind überwiegend gut ausgeprägt. Die Anfälligkeit für Peronospora und Samenflecken ist gering bis mittel.

Weitere Sorten stehen vor der Zulassung

Gute Ertragsleistungen – insbesondere in Kombination mit früher Reife – und Ertragsstabilität bleiben bei der Sojabohne weiterhin vorrangige Zuchtziele. Sechs Sorten haben die Sortenwertprüfungen 2016 abgeschlossen und könnten bei Vorliegen positiver Registerprüfungsergebnisse noch vor dem Frühjahrsanbau 2017 in die österreichische Sortenliste aufgenommen werden. Sorteninformation über die Neuzugänge werden über auf der BAES-Homepage laufend bereitgestellt.

Aktuelle, bereits länger gelistete Sorten

Von den jüngsten Neuzulassungen sind meist nur beschränkte Saatgutmengen verfügbar. Besser ist das Saatgutangebot bei den neueren Sorten, die bereits zwei oder mehr Jahre in Vermehrungen stehen.
Abelina sehr rasch bis rasch in der Jugendentwicklung und eignet sich für Anbaulagen mit Hauptaugenmerk auf einer rechtzeitigen Abreife. Die mittlere bis geringe Standfestigkeit ist zu beachten, ertraglich wird Merlin übertroffen.
Obélix, ebenso früh reifend und standfest, erbringt gute Ertragsleistungen im Alpenvorland.
Alexa übertrifft als virustolerante, standfeste und kleinkörnige Sojabohne die Sorten gleicher Reife (Reife-APS 2) in den südöstlichen Anbaulagen. In dieser Region erreicht Galice (Reife-APS 3) deutliche Mehrleistungen im Korn- und bei dem hohen Ölgehalt besonders auch im Ölertrag.
Viola mit hellem Nabel, gutem Proteingehalt aber eher kleinerem Korn realisiert solide Erträge im gesamten 000-Anbaugebiet, die Standfestigkeit (APS 6) ist bei reichlichen Niederschlägen mangelhaft.
Unter den späten 000-Sorten (Reife-APS 4) erreichen Amadea und SY Livius, beide mit hellem Nabel, sowie RGT Shouna und Tourmaline in beiden Anbauregionen Kornerträge deutlich über dem Standardmittel. Die großkörnige SY Livius mit gutem Proteingehalt weist zudem auch eine gute Sclerotiniatoleranz auf.
In der 00-Gruppe gab es zuletzt weniger Neuzugänge. Die kurzwüchsige, standfeste und virustolerante ES Tenor erbrachte als frühe 00-Sorte (Reife-APS 5) bislang überdurchschnittliche Ertragsleistungen im Beregnungsgebiet und im Südosten.
Lenka (Reife-APS 6), raschwüchsig, hellnabelig, großkörnig, mit hohem Proteingehalt und durchwegs hohen Proteinerträgen empfiehlt sich für die Speisesojaproduktion. Naya und ES Mentor sind ebenfalls standfest, hellnabelig, großkörnig und verfügen über einen guten Proteingehalt und eine gute Sclerotinatoleranz. Für die Verwertung als Lebensmittel ist bei Naya auf die mittlere Samenfleckenbildung hinzuweisen.
Sigalia (Reife-APS 6) entspricht ertraglich besonders auch im Beregnungsgebiet. Sinara (Reife-APS 7) und die noch später reifenden 0-Sorten (Reife-APS 8) kommen im Hinblick auf eine sichere Abreife für Gunstlagen in Betracht. Silvia PZO hat einen hohen Ölgehalt. DH4173 zeigt durchwegs geringe Krankheitsanfälligkeiten und bringt, abgesehen von der mittleren Neigung zu Samenflecken, gute Voraussetzungen für die Speisesojaherstellung mit.
Weitere Sorteninformationen stellt die Ages im Internet unter den unten angeführten Direktlinks bereit.

Sojabohnen Erträge 2012-2016

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Sojabohnen – Sorteneigenschaften

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