Die genau 1.289 Mitgliedsbetriebe des Holzindustrieverbandes, zu denen neben der Säge- und Plattenindustrie auch Holzbauproduktehersteller, Möbelhersteller und andere Holzverarbeiter zählen, setzten 2023 Produkte im Wert von 9,8 Mrd. Euro ab. Das teilte der Fachverband in seiner alljährlichen Bilanzpressekonferenz mit. Im Rückblick auf die vergangenen zehn Jahre Durchschnitt sei dies zwar immer noch „ein sehr guter Wert“, beschwichtigte Obmann Herbert Jöbstl, der entspricht aber gegenüber 2022 einem satten Minus von 18,5 Prozent.
Die Ursache dieses Produktionsentfalls sei einmal mehr in der schwächelnden Baukonjunktur zu suchen. „Diese hinterlässt auch in unserer Branche Spuren“, sagte Jöbstl. Es handle sich auch um kein österreichisches, sondern um ein globales Phänomen. Das zeige nicht zuletzt die Außenhandelsbilanz. Mit einem Überschuss von 1,5 Mrd. Euro sei man in Europa nach Finnland nach wie vor die Nummer vier in Sachen Nadelschnittholzproduktion, wenn auch hier der Absatz um 14 Prozent schrumpfte.
Fachkräfte “möglichst halten”
Beide Parameter hätten sich demnach im Vorjahr in etwa auf dem Niveau von 2021 eingependelt. „Die Kostenstruktur war 2023 aber eine Herausforderung“, erklärte der Branchenobmann im Hinblick auf die inflationsbedingt in die Höhe geschnellten Personal-, Logistik-, Energie- und Rohstoffkosten. Dennoch habe man sich redlich bemüht, alle Fachkräfte zu halten. „Unsere Unternehmen vermeiden bisher einen umfangreichen Personalabbau“, betonte Obmann-Stellvertreter Erlfried Taurer. Mit gut 27.400 Beschäftigten habe sich die Mitarbeiterzahl im Vorjahr um nur 720 Stellen verringert. „Im aktuellen Umfeld verzichten unsere Betriebe auf Gewinne, um die gut ausgebildeten Fachkräfte möglichst zu halten“, so Taurer. Der Grund hierfür liege dabei auf der Hand. Wenn die Konjunktur wieder anspringt, werde jeder von ihnen gebraucht, so die Interessenvertreter sinngemäß. „Mit den richtigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen wird die Holzindustrie weiter erfolgreich bleiben“, gab sich Jöbstl trotz der aktuellen Bilanz optimistisch.
Wunschliste an Brüssel und Wien
Gefordert wurden erneut politische Impulse, um die Auftragslage am Bau zu beleben. Vorerst sei nämlich „keine Besserung in Sicht“, wie betont wurde. „Die Baugenehmigungen sind weiterhin rückläufig. Projekte, die jetzt nicht finanziert und genehmigt werden, werden später nicht gebaut“, berichtete Andreas Ludwig, ebenfalls Obmann-Stellvertreter. Das jüngste Wohnbaupaket der Bundesregierung sei dabei „ein erster wichtiger Schritt“. Ludwig: „Bis tatsächlich Aufträge bei unseren Unternehmen ankommen, sind jedoch Übergangsmaßnahmen wie Stundungen und Ratenzahlungen für Forderungen des Finanzamts und der Sozialversicherungsträger nötig.“ Von weiteren Markteingriffen, wie sie etwa die KIM-Verordnung sei, rieten die Holzindustriellen übrigens ab. Im Gegenteil: Um die Erholung des Baugeschäfts zu beschleunigen, würden sie sich ein Aussetzen des Gesetzestextes (der die Finanzierung von Wohnimmobilien regelt) wünschen.
Auch auf EU-Ebene sieht das Verbandspräsidium Verbesserungsbedarf. „Von der neuen EU-Kommission erwarten wir einen Green Deal mit der Wertschöpfungskette Holz und keine Entscheidungen über unsere Köpfe hinweg“, so Herbert Jöbstl, der sich für eine völlige Korrektur aller Beschlüsse aussprach, welche die Nutzung der Ressource Holz betreffen. Zur Sprache kam auch die ablehnende Haltung der Branche zur 2025 in Kraft tretenden Entwaldungsverordnung. Zu viele Fragen der praktischen Umsetzung seien noch offen, auch hier sei eine grundlegende Überarbeitung und zeitliche Verschiebung „ein Muss“.
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