Die in den verschiedenen Mitgliedsstaaten in unterschiedlicher Schärfe festgelegten Maßnahmen erschweren seit Wochen die Abläufe entlang der Wertschöpfungskette. Trotzdem bringt Corona das Preisgefüge bislang nicht wirklich ins Wanken, weil das verfügbare Schlachtschweineangebot wie erwartet unterdurchschnittlich ausfällt. Hilfreich war dabei auch das frühsommerliche Wetter in der Karwoche, wodurch im LEH bei Grillartikeln Impulse spürbar waren. Preisdruckfaktor Nr. 1 war allerdings der fehlende Schlachttag am Ostermontag. Exporte nach China zeigen mengenmäßig eine zufriedenstellende Entwicklung, allerdings schmerzen die Mitbewerber mit Dumpingangeboten aus Amerika. Vor diesem Hintergrund musste sich die Erzeugerseite im deutschen Preisbildungsmodell dem Druck der Abnehmer beugen und ein Minus von 5 Cent in Kauf nehmen.
In Österreich wurden die Schlachtungen in der abgelaufenen Woche massiv, d. h. um ca. 10 %, gedrosselt. Neben dem fehlenden Außer-Haus-Verzehr waren auch die Bestellmengen von Seiten der Supermärkte unter den Erwartungen geblieben. In Ermangelung von Erfahrungswerten über das geänderte Kaufverhalten der Kunden in Coronazeiten wurde von den Märkten mancherorts zu viel bestellt, was in der Vorwoche zu Abwertungen führte. In der Folge wurden und werden die Neubestellungen entsprechend vorsichtig vorgenommen. Der Fleischgroßhandel hat am stärksten mit dem Ausfall des Italiengeschäftes zu kämpfen. Die Preise beim Schlögl stehen demnach stark unter Druck. Das Angebot an der Ö-Börse inklusive Überhänge aus der Vorwoche würde für eine normale Arbeitswoche kaum ausreichen, für die verkürzte nachösterliche Woche ist die Versorgung jedoch mehr als ausreichend. Konsequenz: Minus 5 Cent!
Dr. Johann Schlederer