Schulterschluss für selbstbestimmte Waldbewirtschaftung

Um die Notwendigkeit einer Überarbeitung der EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) zu unterstreichen, unterzeichneten Vertreter der Forst- und Holzwirtschaft und Politik vergangene Woche eine „Charta für selbstbestimmte Waldbewirtschaftung in Österreich“. Die vom Waldverband im März initiierte Petition zählt indes schon mehr als 35.000 Unterstützer.

Bundesminister Totschnig fordert die Europäische Kommission gemeinsam mit Vertretern der Forst- und Holzbranche in Sachen EUDR zum Handeln auf.

Der Protest gegen die zum Jahreswechsel in Kraft tretende Entwaldungsverordnung reißt nicht ab. Mit einer Erklärung hat sich die heimische Forst- und Holzwirtschaft und forstliche Interessensvertretung nun erneut geschlossen gegen die Brüsseler Regulierungspläne gewandt und fordert darin „umgehend eine Revision“ des betreffenden Gesetzestextes. „Gut gemeint, schlecht gemacht“, kommentiert etwa LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger den Sachverhalt. Die Vorgaben seien praxisfremd und kaum umsetzbar, so der Tenor in der Branche. Forstminister Norbert Totschnig dazu: „Wir setzen uns für eine europäische Anreizpolitik ein, die auf die Bedürfnisse der Menschen eingeht. Anstatt sie durch ständig neue praxisfremde Vorschriften zu kontrollieren und dadurch das Vertrauen in die europäische Idee zu untergraben, sollte Brüssel ihnen endlich Vertrauen entgegenbringen.“ Nur in Zusammenarbeit mit den Waldbewirtschaftern – nicht gegen sie – könne man klimafitte und zukunftsfähige Wälder sicherstellen und die Arbeitsplätze im ländlichen Raum sichern, so Totschnig.

Um der Herausforderung Klimawandel etwas entgegenzusetzen, brauche es „regional, national, europäisch und weltweit umsetzbare Lösungen, welche an die regionalen Bedürfnisse der Länder angepasst sind“, verlautet es aus dem Landwirtschaftsministerium. Entsprechend wird in der Charta auf das Subsidiaritätsprinzip gepocht. Auch der Präsident der Land&Forst Betriebe Österreich, Konrad Mylius, warnt: „Nur wenn wir unsere Bestände aktiv und nachhaltig bewirtschaften, ohne von zunehmender Bürokratie eingeschränkt zu werden, können wir unsere Wälder für die nächsten Generationen erhalten.“ Mylius, der in seiner Funktion die Eigentümer von rund einem Viertel der heimischen Forstflächen vertritt, unterzeichnete das Papier ebenfalls. „Verordnungen müssen im Dialog mit den Betroffenen entstehen, um den praktischen Bezug zur land- und forstwirtschaftlichen Realität mit abzubilden“, so der Präsident.

„Bürokratieaufwand ohne Mehrwert“

An der gegenwärtigen Form der Entwaldungsverordnung lässt Maria Kiefer-Polz, Vizepräsidentin der Europäischen Organisation der Sägeindustrie, als Mitunterzeichnerin der Charta ebenso kein gutes Haar: „Das grundlegende Problem der EUDR ist, dass sie gemessen am Bürokratieaufwand keinen Mehrwert bringt.“ Stellvertretend für die Holzindustrie unterzeichnete auch Branchenverbandspräsident Herbert Jöbstl die Erklärung. Er ortet in der EUDR den Versuch, „die Nutzung der nachhaltigen und erneuerbaren Ressource Holz einzuschränken“ und sieht nun das neu gewählte EU-Parlament und die nächste EU-Kommission am Zug.

Breite Unterstützung für Petition

Die im März von den Landwirtschaftskammern und dem Waldverband Österreich auf den Weg gebrachte Petition „Selbstbestimmte Waldbewirtschaftung“ zählt indes schon mehr als 35.000 Unterstützer. Mit ihr wird nicht nur vor den umfangreichen Dokumentationsverpflichtungen gewarnt, sondern auch eine Überarbeitung des Brüsseler Papiers gefordert. Bis 17. Juni ist eine Unterstützung der Unterschriftenaktion noch möglich.

Hier geht es zur Petition des Waldverbandes.

Die EUDR im Wortlaut ist hier nachzulesen.

- Bildquellen -

  • Unterzeichnung Charta: BML/Hemerka
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AUTORRed. CW
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