Das Corona-Virus und die damit verbundenen Einschränkungen haben zu „massiven Verwerfungen“ auf den Rindermärkten geführt. „Die Preise für Schlachtrinder sind seit Mitte März stark unter Druck. Insbesondere für Kühe und Kalbinnen, weil hier der Exportanteil noch höher liegt als bei Stieren. Aber auch die Jungstierpreise waren zuletzt deutlich rückläufig. Der Rückstau in der Rindervermarktung hat eine Preisspirale nach unten ausgelöst, die nun rasch durchbrochen werden muss“, betonte LKOÖ-Präsidentin Michaela Langer-Weninger in einer Aussendung.
Bei Jungstieren ist der Preis um circa 20 bis 30 Cent pro Kilo gefallen – bei Kalbinnen und Kühen sogar um circa 40 bis 60 Cent je Kilo. „Der Preisverlust pro verkauftem Jungstier beträgt circa 100 Euro. Bei Kalbin und Kuh sprechen wir sogar von 100 bis 200 Euro pro Tier, teilweise auch darüber“, macht Johannes Minihuber, Geschäftsführer der Österreichischen Rinderbörse, die drastischen Auswirkungen an Hand von konkreten Zahlen fest. Im Bio-Segment seien die Rinderpreise derzeit hingegen weitgehend stabil.
Rinderbörse und Arge Rind bearbeiten den Markt aktiv
„Mit den drei großen Handelsketten konnte ein Stabilitätspakt vereinbart werden, damit es vorerst zu keiner Preisreduktion im Rindfleischeinkauf kommt“, informiert Rudolf Mitterbucher, Obmann der Österreichischen Rinderbörse. Diese Maßnahme soll dazu beitragen, dass die Erzeugerpreise für Rinder nicht weiter verfallen.
„Bei der Kuhvermarktung ist es uns gelungen, dass seitens McDonald’s Österreich und des Fleischverarbeitungsbetriebes OSI Foodsolutions Austria derzeit weiterhin ein M-Rind-Aufschlag bezahlt wird, obwohl McDonald’s aktuell selbst nicht in der Vermarktung aktiv sein kann“, ergänzt Geschäftsführer Minihuber. Zudem werde versucht über neue Exportschienen für Jungstiere und Kalbinnen den Markt weiter zu entlasten.
„Der Preisverlust beträgt zwischen 100 und 200 Euro pro Tier.“ Johannes Minihuber
„Gerade in Krisenzeiten zeigt sich einmal mehr die zentrale Bedeutung von Erzeugergemeinschaften wie der Österreichischen Rinderbörse. Nur durch deren aktive Marktbearbeitung konnte in der derzeitigen Ausnahmesituation ein völliger Zusammenbruch des Rindermarktes verhindert werden“, betonte Langer-Weninger.
LKOÖ fordert Marktstützung durch die EU
Anders als bei Sachgütern kann die Produktion bei Lebensmitteln in der Tierhaltung nicht einfach angehalten werden. Ein Maststier oder eine Mastkalbin kann nicht „stillgelegt“ werden, damit das Tier erst einige Monate später, bei besserer Marktlage, zur Schlachtung kommt. Dasselbe gilt bei Altkühen, die verkauft werden müssen, weil die Nachzuchtkalbin demnächst ihr erstes Kalb bekommen wird und der Platz im Stall knapp ist. Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich fordert daher eine Marktstützung durch die EU. Denn ohne dieser würde sich ein wachsender Überhang an Rindfleisch aufbauen, der den Preis noch weiter nach unten drücke. Um einen weiteren massiven Preisverfall bei Rindfleisch zu verhindern, sei es dringend notwendig, vorerst unverkäufliche Mengen auf Lager zu legen.
„Um die Einlagerung zu forcieren, braucht es aus unserer Sicht Lagerkostenzuschüsse durch die EU. Schlachtbetriebe und Verarbeiter lagern Rindfleisch nur dann ein, um es später zu verarbeiten oder in Drittstaaten zu exportieren, wenn dafür entsprechende EU-Zuschüsse zur privaten Lagerhaltung gewährt werden. Hier sind rasch konkrete Maßnahmen der Europäischen Kommission notwendig“, verlangt Langer-Weninger. Forderungen in diese Richtung kommen mittlerweile nicht allein aus Österreich, sondern auch aus anderen EU-Staaten.
So sollen betroffene Rinderbauern reagieren
Betroffene Rinderbauern sollen sich in der aktuellen Situation laut Minihuber mit dem Vermarkter gut abstimmen: „Es geht einerseits um die rechtzeitige Anmeldung der Rinder. Zudem sollten vorgezogenen Schlachtungen von nicht schlachtreifen Mastpartien vermieden werden oder eine spätere Vermarktung bei nicht dringend zur Vermarktung anstehender Rinder angedacht werden. Das betrifft vor allem wenig ausgemästete Kalbinnen sowie Kühe bei entsprechenden Platz- und Futterkapazitäten.“
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