Sauenhaltung: Erlöse sind gut, aber keiner baut

Die Situation ist paradox. Trotz guter Erlöse und optimistischer Marktprognosen scheuen die heimischen Sauenhalter Investitionen beim Stallbau. Der Schock der zurückliegenden Jahre sitzt tief. Dazu kommt eine extreme Verunsicherung bei den Haltungsvorgaben. Eine Spurensuche.

Solche Szenen sind selten geworden in der heimischen Schweinehaltung. Trotz guter Erlöse ist ist die Investitionsfreude gehemmt.

Eklatanter Ferkelmangel und ein Preis auf Rekordniveau sollten bei den Sauenhaltern eigentlich eine Investitionswelle in Gang setzen. Doch die Bauern scheinen taub für die Signale des Marktes. Um- und Neubaupläne gibt es zwar, doch sie bleiben in der Schublade. Die für die Investitionsförderung der neuen GAP- vorgesehen Mittel werden kaum abgerufen.

Ein Schock folgte auf den nächsten

Fragt man nach den Gründen, dann nennt man in der Branche vor allem die Unsicherheit bei Tierschutz- und Haltungsbvorgaben. Den Deckel auf den Topf gesetzt hat hier die burgenländische Landesregierung die mittels Verfassungsklage das sog. Tierwohlpaket 2022 angefochten hat. Der VfGH hat der Klage insofern entsprochen, als er im Jänner heurigen Jahres die im Paket bis zum Jahr 2039 vorgesehene Übergangszeit für die unstrukturierte Vollspaltenbucht in Ferkelaufzucht und Mast samt entsprechendem Investitionsschutz als „nicht ausreichend begründet“ erkannt hat. Unmittelbare Folge: Der Gesetzgeber hat nun bis 31. Mai 2025 Zeit, die Begründung nachzuliefern. Ansonsten würden die gesetzlichen Anforderungen der Tierhaltungsverordnung (erhöhtes Platzangebot, 1/3 der Fläche als Liegefläche) ohne weitere Übergangsfrist per 1. Juni 2025 in Kraft treten und zwar für Neubauten sowie auch für bestehende Ställe. Es ist erklärte Absicht der derzeitigen Bundesregierung, das Gesetz noch vor der Nationalratswahl im Herbst zu reparieren. Die aktuellen Aktionen von Tierschutzaktivisten sind in diesen Zusammenhang einzuordnen. Als „unfair“ müssen die Schweinehalter empfinden, wenn der schon an den Erstverhandlungen beteiligte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) im Nachschlag mehr Platz, Auslauf und Einstreu nachfordert, und das bis 2030.

Importe könnnen doch nicht die Lösung sein

Dass dies das Vertrauen der Schweinehalter in die Politik untergräbt, ist nachvollziehbar. Für die Sauenhalter kommt hinzu, dass sie bis zum Jahr 2033 die sehr kostenintensive Umstellung auf Bewegungsbuchten in der Abferkelung zu bewältigen haben.
Die langen Übergangsfristen des Tierwohlpakets 2022 sind vor allem auch in der damals extrem angespannten Marktlage zu sehen mit inferioren Preisen und wirtschaftlichen Verlusten. Die damals bereits wegbrechende Eigenversorgung des heimischen Marktes mit Schweinefleisch ist nun erneut gefährdet. Seitens des Verbandes Schweinehaltung Österreich betont der für Rechtsangelegenheiten zuständige Hans Stinglmayr, dass es es besser sei, wenn Schweinefleisch in Österreich weiterhin zu 100 % aus heimischen Betrieben stamme. Mehr Importe verbessern weder den Tierschutz noch entsprechen sie den Wünschen der Konsumenten. Seitens Schweinehaltung Österreich arbeite man mit Hochdruck an der bereinigung der offenen rechtlichen Fragen. Jeder verantwortungsvolle Politiker müsse dies unterstützen.

- Bildquellen -

  • 2421 W AdobeStock Countrypixel Stallbau: dobe.stock.com - countrypixel
- Werbung -
QuelleH.M.
Vorheriger ArtikelHolzmarkt Mai ’24: Waldhygiene ist das Gebot der Stunde
Nächster ArtikelDas AMA Gütesiegel-Schwein braucht neue Abstufungen