Wir sind solide aufgestellt und haben ein bewährtes Geschäftsmodell, eine Staatshilfe zur Bewältigung der Corona-Krise werden wir nach derzeitigem Stand nicht benötigen.“ Dies verlautete auf Nachfrage der BauernZeitung RWA-Generaldirektor Reinhard Wolf im Rahmen des Jahrespressegesprächs 2019, das am 29. April als Webkonferenz abgehalten wurde.
Lagerhäuser erzielten 4,5 Milliarden Euro Umsatz
Laut Wolf blieb der Konzern der RWA-Raiffeisen Ware Austria im Jahr 2019 in einem verhaltenen wirtschaftlichen Umfeld auf solidem Kurs. Der Konzernumsatz der RWA belief sich auf 2,5 Mrd. Euro (+3,0 %). Das Jahresergebnis lag bei 22 Mio. Euro, wobei alle Geschäftsbereiche ihre Beiträge verbessern konnten. Die Eigenkapitalqoute des Konzerns bezifferte der RWA-Generaldirektor mit dem soliden Wert von 44 %. Der Beschäftigtenstand der RWA (ohne Lagerhäuser) betrug im Vorjahr rund 2.290 Mitarbeiter.
Ebenso zufriedenstellend entwickelten sich laut Wolf die rund 80 österreichischen Lagerhausgenossenschaften. Diese steigerten im Geschäftsjahr 2019 ihren Gesamtumsatz um 2,7 % auf 4,5 Mrd. Euro mit einer positiven Umsatzentwicklung in allen Segmenten.
Für die einzelnen Geschäftsbereiche gab Wolf folgende Eckdaten bekannt:
• Agrar – der Umsatz in der Sparte Agrar erhöhte sich um rund 7,0 % auf 1,4 Mrd. Euro. Ausschlaggebend dafür war eine im Vergleich zu 2018 bessere Ernte und ein größeres Handelsvolumen. Einen Anteil hatte zudem die stabile Entwicklung der acht agrarisch geprägten Tochterunternehmen in den CEE-Ländern.
Der Agrarumsatz der Lagerhäuser betrug 2019 rund 1,1 Mrd. Euro (+0,3 %).
• Technik – der Technikumsatz betrug 245 Mio. Euro (+4,5 %) und profitierte von einer hohen Nachfrage in einzelnen Maschinensegmenten sowie bei Ersatzteilen. Den Exklusivvertrag zum Vertrieb von John Deere Landtechnik konnte die RWA im Vorjahr für eine Periode von weiteren fünf Jahren erneuern.
Besonders erfolgreich waren im Technikgeschäft die Lagerhäuser mit einem Jahresumsatz von 754 Mio. Euro (+3,9 %).
• Bau & Garten – eine positive Entwicklung zeigte auch das Segment Bau- & Garten mit 114 Mio. Euro Jahresumsatz (+3,8 %) im Bereich der RWA.
Die Lagerhäuser erzielten im Bau & Garten-Segment 598 Mio. Euro Umsatz (+3,0 %).
• Baustoffe – der Umsatz des Segements Baustoffe innerhalb der RWA betrug 31,4 Mio. Euro (+18,8 %). Die Steigerung beruht hier insbesondere auf dem Erwerb des Dachbegrünungs- & Gartenbauunternehmens „Citygreen“.
Mit 744 Mio. Euro Jahresumsatz (+4,7 %) lag der Schwerpunkt in diesem Segment ebenfalls in den Lagerhäusern.
• Energie – einzig das Segment Energie zeigte im Bereich der RWA mit 751,1 Mio. Euro (-4,3 %) eine rückläufige Umsatzentwicklung. Grund war sowohl ein Preisrückgang als auch eine geringe Nachfrage nach Heizmaterialien aufgrund des milden Winters.
Das Energiegeschäft der Lagerhäuser verzeichnete demgegenüber eine steigende Entwicklung und erzielte mit 1,2 Mrd. Euro Jahresumsatz ein Plus von 2,9 %.
• Investititonen – das Investitionsvolumen in Sachanlagen betrug 49,3 Mio. Euro (2018: 33,4 Mio. Euro). Zu Buche schlug hier vor allem die Errichtung der neuen Anlage zur Saatgutaufbereitung in Korneuburg, die bereits im ersten Betriebsjahr ihre volle Aulastung von 20.000 t erreicht hat. Als Investition festzuhalten ist auch der Zukauf des Wassertechnikunternehmens Parga Park- und Gartentechnik, das nunmehr als 100-%-Tochter der RWA firmiert.
Versorgungssicherheit ist gegeben
Die Stabilität der Lagerhäuser und der RWA erweist sich laut Wolf gerade in der aktuellen Corona-Krise als wichtiger Faktor. Dadurch ist sowohl die Sicherung tausender Arbeitsplätze, als auch die agrarische Grundversorgung in Österreich und die Nahversorgung in den heimischen Regionen gewährleistet. Für die bäuerlichen Betriebe ist die Versorgung mit Saatgut, Dünge- und Pflanzenschutzmittel gewährleistet.
Sehr zufrieden zeigte sich Wolf mit der Entwicklung des Lagerhaus-Onlineshops. Der im Vorjahr gestartete digitale Marktauftritt sei während der Shut-down-Phase „ein echter Segen“ gewesen, so der RWA-Generaldirektor. Es seien bereits 35 eigenständige RLH-Shops online, deren Umsätze während der Schließungsphase stark zugelegt haben. Dass das online-Geschäft dennoch eine starke regionale Komponente hat, zeigt sich laut Wolf an der Tatsache, dass etwa die Hälfte der Kunden die „Click & Collect-Option“ nutzt – das heißt, online bestellen und die Ware dann selbst vor Ort im Lagerhaus abholen.
Trockenheit bereitet Sorge
Die gegewärtige Situation im agrarischen Bereich sieht Wolf zwar durch die Corona-Krise geprägt, noch mehr Sorge bereiten ihm aber die möglicherweise größten Trockenheitsperioden seit vielen Jahren bzw. Jahrzehnten. Aufgrund des Corona-Virus nahm die Volatilität der Getreidepreise an den internationalen Börsen erheblich zu. Für weitere Unsicherheit sorgt die große Nähe der Landwirtschaft zu stark betroffenen Wirtschaftssektoren wie Gastronomie und Tourismus. Deutlich negativere Folgen für den Geschäftsverlauf der RWA und der Lagerhäuser könnte aktuell aber der fehlende Niederschlag infolge des Klimawandels haben. Der Wassermangel könnte die Erntemengen stark beeinträchtigen, zudem könnte das auch zu einer geringeren Nachfrage der Landwirte im Technikbereich führen. Im Bau- und Gartenmarktgeschäft und im Baustoffbereich wird nach der vorübergehenden Depression des “shut downs” die allgemeine Wirtschaftsentwicklung für den weiteren Geschäftsverlauf ausschlaggebend sein.
- Bildquellen -
- 200429 RWA GD DI Reinhard Wolf Web: RWA / Georges Schneider
- 200429 Web RWA Solide Entwicklung: RWA / John Deere